Was trinke ich heute....

Heute mal ein niederösterreichischer Sprudel, natürlich Flaschengärung, Blanc de Blancs aus Chardonnay mit beachtlichen 13% Alkohol, was für Sekt recht viel ist. Steininger aus Langenlois im Kamptal beschäftigt sich neben vielen guten Lagenveltlinern auch recht umfangreich mit der Versektung aus allen möglichen Rebsorten (und sie haben sehr viele zur Auswahl, auch Exoten wie Sauvignon Blanc und Traminer bis hin zu Rotweinsekten aus Zweigelt oder Pinot Noir). Intensiver Pfirsich-Maracuja-Komplex, süßer Apfelkuchen, Orange, relativ säurearm, mittelfeine Perlage, beißt sich schön mit ein paar mineralischen Noten in den Papillen fest, aber keine große Gefahr für die Pfründe der Champagne, nichtsdestotrotz ein sehr charmanter sommerlicher Terrassensprudel. Das österreichische Falstaff-Magazin findet den riesig, aber da ist dann auch ein bisschen Lokalpatriotismus dabei. ;)

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Aus Kendall-Jacksons Estates Collection stammt dieser Einzellagen-Chardonnay aus Santa Barbara County, eine Autostunde nördlich von Los Angeles, der sehr amerikanisch mit deutlichem Holzeinsatz rüberkommt, aber auch ein ganz besonderes Merkmal mitbringt. Dieser Chardonnay stammt von 1971 gepflanzten, wurzelechten Reben und gibt einem so einen Eindruck davon, wie Weine wohl vor der großen Reblaus-Katastrophe im ausgehenden 19. Jahrhundert geschmeckt haben könnten.

Gelbgold in der Farbe, sehr konzentriert, 14,5% Alkohol, ein fettes Gerät, in zur Hälfte neuen Barriques vergoren und dann darin 7 Monate auf der Hefe gereift. Ananas, Guave, Zimt, Vanille, etwas Nutella, Karamell, gebutterter, stark gerösteter Toast, feine Säure, die das Paket gut abrundet. Ich denke, etwas weniger Holz hätte dem Wein gut getan, aber man beugte sich wohl dem traditionellen US-Massengeschmack. Nicht schlecht, aber mit der Besonderheit des Traubenmaterials für mich ein bisschen verschwendetes Potenzial, weil die Eiche manche Nuance überlagert.

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Mugas Mega Gran Reserva Prado Enea wird nur in den besten Jahren erzeugt, ein Wein, der regelmäßig turmhoch über allen anderen Weinen der Rioja steht. 2012 und 2013 wurden ausgelassen, die Trauben gingen in die anderen Muga-Cuvées. 36 Monate in französischen Barriques, 80% Tempranillo, der Rest aus den anderen zugelassenen Rioja-Rebsorten, alles aus reservierten Lagen um Villalba de Rioja, 14,5% Alkohol. Es wurde in kleinerer Menge als üblich ein burgundischerer Prado Enea ohne das überfette Tanninrückgrat der Jahrgänge 2010 und 2011, Pflaume, schwarze Kirsche, balsamische Noten, orientalische Gewürze, wunderbar integrierte Säure, mittlerer Körper (in diesem Jahrgang mal kein Wein für's ganz große Glas), irrsinnig lang, das Holz gegen den fulminanten Extrakt kaum spürbar. Toller Wein, wenn auch nicht auf dem Überwein-Niveau von 2010, halt eine weichere, etwas leichtere Variante davon, ergänzte super ein extragroßes Filetsteak vom Charolais-Rind.

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