Hallo ins Forum,
mein erster Beitrag hier und dann geht es gleich um Bier... Sicher nicht ganz glücklich, aber ich möchte dann doch noch meine Perspektive einbringen.
Vorab jedoch herzlichen Dank für alle Fotos, Passformbeurteilungen, Materialkunde und vieles Weitere anhand dessen ich mein Stilempfinden weiterentwickeln konnte!
Nun zum eigentlichen Kern meines Anliegens: Der Versuch, eine Linie zu ziehen zwischen den Familienbrauereien bzw. den „traditionellen“ deutschen Bieren einerseits und Craft-Bier-Hipstern auf der anderen Seite, wird dem Markt imho nicht gerecht. Lasst mich das bitte anhand eines Beispiels aufzeigen:
In Landau gibt es die Brauerei Krieger, gegründet im Jahre 1600 nochwas. Die brauen u.a. den unglaublich gut gelungenen Floriani Bock. Nun wollte es der Zufall, dass der aktuelle Brauereichef ein absoluter Beer Head ist, der über sein klassisches Portfolio hinaus weitere Biersorten brauen wollte. Blöderweise war ihm recht schnell klar, dass der Horizont des durchschnittlichen Krieger-Kunden Craft Bier explizit ausschließt, er ihm ablehnend gegenübersteht. So gründete er zusätzlich Mikes Wanderlust. Unter diesem Label gibt es jetzt Pale Ale, IPA, Porter und sehr selten auch fassgelagerten Floriani Bock. Gleiche Brauanlage, gleicher Brauer, unterschiedlichste Stile. Riegele aus Augsburg, Schönramer aus Schönram, alles etablierte Brauereien im Familienbesitz, die sensationelle „klassische“ wie kreative Biere brauen.
Freilich gibt es auch die abgehobenen Hipster wie Frau Gruber, die für eine Dose ihrer NEIPAs 6,50 € oder mehr nehmen, es gibt Fernsehbrauereien, die sich auch an Craft Bier dämlich verdienen wollen (z.B. Radeberger mit Braufactum), aber der Markt der Brauer ist so vielfältig wie die Bierstile, die produziert werden.
Spannend finde ich, wie sich regionale Unterschiede erschmecken lassen. Italienisches Craft Bier ist häufig leicht zugänglich, fruchtig und sonnig, Põhjala aus Estland braut ein Imperial Stout das an Schwärze und Vollmundigkeit seinesgleichen sucht (man könnte sagen: das Bier kriecht mehr als es fließt).
Natürlich gilt das auch insbesondere für Bier:
Aber der Nachteil daran ist, wenn man an dieser Oberfläche verbleibt, dass dies kein tieferes Eindringen in die Materie erlaubt. Man lernt nie für sich, was gut und vor allem besser schmecken für einen selbst im Detail bedeutet, sowohl auf die Machart des Weins bezogen als auch auf die eigenen Vorlieben, die sich im Laufe eines solchen Erkenntnisgewinns auch entwickeln können.