Was trinke ich heute....

Heute mal einen hochinteressanten Winzerchampagner: Barnaut Blanc de Noirs Grand Cru aus Bouzy, der Hochburg des Pinot Noir in der Champagne. Dort ist schlicht alles Grand Cru zertifiziert.

Kräftig getoastetes süßes Brot mit einer hintergründigen Säurebasis, auf der dunkle Früchte von Himbeere bis Pflaume ausgedehnt mit- und gegeneinander moshen. :cool:

Winzerchampagner in seiner besten Form ist halt nicht ausgewogen auf höchstmögliche Standardisierung auf einen konstanten Hausstil komponiert wie die Champagner der großen Häuser (was durchaus auch gut schmecken kann). Es ist der ungeschminkte spezifische Ausdruck von Erzeuger und dem berühmt-berüchtigten Terroir. Kann dann natürlich auch mal daneben gehen, aber hier finde ich es sehr gelungen. Der Barnaut könnte sich auch gegen weißes Fleisch und kurz angebratenen Thunfisch wunderbar behaupten.

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Heute und gestern/vorgestern mal was aus deutschen Landen frisch in die Kehle.

Gerade im Glas aus der Pfalz von einem meiner wenigen deutschen Lieblingswinzer:
2016 Philipp Kuhn Viognier Reserve "Deutscher Qualitätswein aus Versuchsanbau im Holzfass gereift"
Üppige gelbe Frucht mit den typischen floralen Noten auf kräftigem Säuregrund, den man so im Condrieu nicht kennt. Spannend.

Gestern und vorgestern aus Franken, quasi als Gegenentwurf Bayerns zum Bier :):
2017 Rainer Sauer Silvaner GG Escherndorf am Lumpen 1655
Ein kraftvoller Überhammer mit enormem Extrakt, tiefe Birnenfrucht, mineralischer Druck, kräftiger Körper. Die spargelige Note des Silvaners (die ich als Spargelverächter überhaupt nicht mag) kommt hier ganz leicht am Anfang durch, wird dann aber von der Frucht gnadenlos weggehauen. Ein Weltklassewein ganz eigener Art, der mit Abstand beste Silvaner, den ich je getrunken habe. Der Escherndorfer Lump ist eigentlich "nur" eine Erste Lage, aber die steilsten Parzellen sind als Großes Gewächs klassifiziert. Schon wenn man da ins Glas riecht, weiß man, warum.
 
Heute Augustiner Edelstoff und Augustiner Dunkel. Nix Craftgedödeltes, nix Hochalkoholisches, einfach gut gemachtes Bier einer ernsthaften Brauerei.

craftbier ist für mich etwas unverständliches. ich bemühe mich, bier aus brauerreien im "familienbesitz" zu trinken und lasse die großen braukonzerne aussen vor.
also genieße ich hier stiegl, trumer, zwettler und last but not least: keep swinger ottakringer!

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Aus Sicht eines Bier-Banausen interessehalber gefragt: Ist es nicht gerade das Versprechen dieser Craftbier-Buden, es den kleinen Brauereien gleich zu tun? Also nach dem Motto: Regional, weniger Massen-Industrie, stärkerer Brauerei-Charakter als die Großbetriebe? Also quasi die moderne Interpretation des Familienbetriebs kombiniert mit viel zielgruppengerechten Marktingtralala. Das müsste man dann ja grds. gutheißen, selbst wenn man die Hipster-Attitüde drum herum (nachvollziehbarerweise) belächelt.
 
In Schottland wieder einige gute Biere(!) getrunken.
Skye Ales(!) - besonders gut Gold und Black
The Orkney Brewery - RedMcGregor
Deeside Brewery - LAF und Macbeth

Natürlich auch Malts, aber das war ja keine Überraschung.
 
Aus Sicht eines Bier-Banausen interessehalber gefragt: Ist es nicht gerade das Versprechen dieser Craftbier-Buden, es den kleinen Brauereien gleich zu tun? Also nach dem Motto: Regional, weniger Massen-Industrie, stärkerer Brauerei-Charakter als die Großbetriebe? Also quasi die moderne Interpretation des Familienbetriebs kombiniert mit viel zielgruppengerechten Marktingtralala. Das müsste man dann ja grds. gutheißen, selbst wenn man die Hipster-Attitüde drum herum (nachvollziehbarerweise) belächelt.
So verstehe ich das auch. Man muss eben nur um die Craftbiere, die die Bierindustrie in das Supermarkt-Regal einschmuggelt, einen Bogen machen.
 
Aus Sicht eines Bier-Banausen interessehalber gefragt: Ist es nicht gerade das Versprechen dieser Craftbier-Buden, es den kleinen Brauereien gleich zu tun? Also nach dem Motto: Regional, weniger Massen-Industrie, stärkerer Brauerei-Charakter als die Großbetriebe? Also quasi die moderne Interpretation des Familienbetriebs kombiniert mit viel zielgruppengerechten Marktingtralala. Das müsste man dann ja grds. gutheißen, selbst wenn man die Hipster-Attitüde drum herum (nachvollziehbarerweise) belächelt.
Die grundsätzliche Idee dahinter finde ich auch gut. Aber man tut halt so, als würde man das Bier neu erfinden, was gegenüber deutschen Fernsehwerbebieren sicher stimmt, aber gegenüber den richtigen, ernsthaften Brauereien, die es ja nach wie vor gibt, eine glatte Unverschämtheit ist. Zudem konzentriert man sich im Craftbeer-Bereich auf das, was ich gerne "Parker-Biere" nenne, in Anlehnung an den von mir durchaus hochgeschätzten, in Ehren gealterten Weinkritiker aus Maryland und seiner Vorliebe für den hochintensivaromatischen Weinstil. Damit auch jeder Zungenamputierte schmeckt, dass es sich hier um ein ganz besonderes Geschmackserlebnis handelt statt des üblichen, diesbezüglich neutralen Krombacher Pils, wird gerne mit hohen Alkoholgraden (-> malziges Starkbier), hoher Überhopfung (-> IPA) oder beidem gleichzeitig gearbeitet, am besten noch mit Gewürzzugabe wider dem fiesen Reinheitsgebot. :)

Damit verarmt man stilistisch genauso, wie man es der bösen Bierindustrie vorwirft, die leisen Töne haben im Craftbeer-Marketing halt keinen Platz, weil dann der sozialen Distinktion des Craftbeer-Gourmets gegenüber dem üblichen tumben Kneipengänger nicht ausreichend Raum gelassen würde. Und das finde ich schade.
 
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