Was trinke ich heute....

Die grundsätzliche Idee dahinter finde ich auch gut. Aber man tut halt so, als würde man das Bier neu erfinden, was gegenüber deutschen Fernsehwerbebieren sicher stimmt, aber gegenüber den richtigen, ernsthaften Brauereien, die es ja nach wie vor gibt, eine glatte Unverschämtheit ist. Zudem konzentriert man sich im Craftbeer-Bereich auf das, was ich gerne "Parker-Biere" nenne, in Anlehnung an den von mir durchaus hochgeschätzten, in Ehren gealterten Weinkritiker aus Maryland und seiner Vorliebe für den hochintensivaromatischen Weinstil. Damit auch jeder Zungenamputierte schmeckt, dass es sich hier um ein ganz besonderes Geschmackserlebnis handelt statt des üblichen, diesbezüglich neutralen Krombacher Pils, wird gerne mit hohen Alkoholgraden (-> malziges Starkbier), hoher Überhopfung (-> IPA) oder beidem gleichzeitig gearbeitet, am besten noch mit Gewürzzugabe wider dem fiesen Reinheitsgebot. :)

Damit verarmt man stilistisch genauso, wie man es der bösen Bierindustrie vorwirft, die leisen Töne haben im Craftbeer-Marketing halt keinen Platz, weil dann der sozialen Distinktion des Craftbeer-Gourmets gegenüber dem üblichen tumben Kneipengänger nicht ausreichend Raum gelassen würde. Und das finde ich schade.

"gut ist, was mir schmeckt!"

als ich noch wein trank, hatte ich eine matrix:

weiß / rot
schmeckt / schmeckt nicht

bin damit sehr gut gefahren ......
 
"gut ist, was mir schmeckt!"

als ich noch wein trank, hatte ich eine matrix:

weiß / rot
schmeckt / schmeckt nicht

bin damit sehr gut gefahren ......
Auf die oder andere Weise macht das jeder so. Aber der Nachteil daran ist, wenn man an dieser Oberfläche verbleibt, dass dies kein tieferes Eindringen in die Materie erlaubt. Man lernt nie für sich, was gut und vor allem besser schmecken für einen selbst im Detail bedeutet, sowohl auf die Machart des Weins bezogen als auch auf die eigenen Vorlieben, die sich im Laufe eines solchen Erkenntnisgewinns auch entwickeln können.
 
Auf die oder andere Weise macht das jeder so. Aber der Nachteil daran ist, wenn man an dieser Oberfläche verbleibt, dass dies kein tieferes Eindringen in die Materie erlaubt. Man lernt nie für sich, was gut und vor allem besser schmecken für einen selbst im Detail bedeutet, sowohl auf die Machart des Weins bezogen als auch auf die eigenen Vorlieben, die sich im Laufe eines solchen Erkenntnisgewinns auch entwickeln können.

richtig! für sich ist der schlüssel, nicht wie meist für ein übertriebenes mitteilungsbedürfnis.
unfreiwillig lustig was selbsternannte kenner oft kundtun.
nach wie vor bin ich ein echter fan der getränkedefinitionen in den alten james bond filmen ......
 
Auf die oder andere Weise macht das jeder so. Aber der Nachteil daran ist, wenn man an dieser Oberfläche verbleibt, dass dies kein tieferes Eindringen in die Materie erlaubt. Man lernt nie für sich, was gut und vor allem besser schmecken für einen selbst im Detail bedeutet, sowohl auf die Machart des Weins bezogen als auch auf die eigenen Vorlieben, die sich im Laufe eines solchen Erkenntnisgewinns auch entwickeln können.
Ich lese deine Beitrage unglaublich gerne, weil sie echtes Wissen vermitteln. Nicht böse sein, man merkt das du etwas älter bist und gerne deine Wissen weiter trägst.

Ich bin gerade auf einem Earl Grey Film und trinke bis zu 2 l Tee am Tag.
Kleine Alkoholpause.
 
Die grundsätzliche Idee dahinter finde ich auch gut. Aber man tut halt so, als würde man das Bier neu erfinden, was gegenüber deutschen Fernsehwerbebieren sicher stimmt, aber gegenüber den richtigen, ernsthaften Brauereien, die es ja nach wie vor gibt, eine glatte Unverschämtheit ist. Zudem konzentriert man sich im Craftbeer-Bereich auf das, was ich gerne "Parker-Biere" nenne, in Anlehnung an den von mir durchaus hochgeschätzten, in Ehren gealterten Weinkritiker aus Maryland und seiner Vorliebe für den hochintensivaromatischen Weinstil. Damit auch jeder Zungenamputierte schmeckt, dass es sich hier um ein ganz besonderes Geschmackserlebnis handelt statt des üblichen, diesbezüglich neutralen Krombacher Pils, wird gerne mit hohen Alkoholgraden (-> malziges Starkbier), hoher Überhopfung (-> IPA) oder beidem gleichzeitig gearbeitet, am besten noch mit Gewürzzugabe wider dem fiesen Reinheitsgebot. :)

Damit verarmt man stilistisch genauso, wie man es der bösen Bierindustrie vorwirft, die leisen Töne haben im Craftbeer-Marketing halt keinen Platz, weil dann der sozialen Distinktion des Craftbeer-Gourmets gegenüber dem üblichen tumben Kneipengänger nicht ausreichend Raum gelassen würde. Und das finde ich schade.

Laute vs leise Töne - Zustimmung. Nur muss man auch zugestehen, dass 95% der verkauften dt. Biere den gleichen Ton haben, der dazu noch sehr, sehr leise ist. Nämlich den eines untergärigen Hellen/Lagers/Pils. Die kaum Unterschiede aufweisen, wie die Durchfallquoten in Blindtests einer Art (Helles vs Helles etc) nahelegen. Was auch nicht verwunderlich ist, wenn derselbe Ausgangsstoff (gleiche Hopfensorte, gleiche Gerste) nahezu die gleiche Behandlung in identischen Edelstahlapparaten erfährt.

Da ist craft Bier mit der Verwendung leicht unterschiedlichen Ausgangsmaterials und Behandlung doch viel näher am Variantenreichtum von (fassgelagertem) Wein oder Spirituosen (bei denen die Fasslagerung noch ein Freiheitsgrad mehr ist). MMn eine erfreuliche Entwicklung, die einfach mehr Varianz bietet, ohne die Massenvorlieben einzuschränken.
 
Hallo ins Forum,

mein erster Beitrag hier und dann geht es gleich um Bier... Sicher nicht ganz glücklich, aber ich möchte dann doch noch meine Perspektive einbringen.

Vorab jedoch herzlichen Dank für alle Fotos, Passformbeurteilungen, Materialkunde und vieles Weitere anhand dessen ich mein Stilempfinden weiterentwickeln konnte!

Nun zum eigentlichen Kern meines Anliegens: Der Versuch, eine Linie zu ziehen zwischen den Familienbrauereien bzw. den „traditionellen“ deutschen Bieren einerseits und Craft-Bier-Hipstern auf der anderen Seite, wird dem Markt imho nicht gerecht. Lasst mich das bitte anhand eines Beispiels aufzeigen:

In Landau gibt es die Brauerei Krieger, gegründet im Jahre 1600 nochwas. Die brauen u.a. den unglaublich gut gelungenen Floriani Bock. Nun wollte es der Zufall, dass der aktuelle Brauereichef ein absoluter Beer Head ist, der über sein klassisches Portfolio hinaus weitere Biersorten brauen wollte. Blöderweise war ihm recht schnell klar, dass der Horizont des durchschnittlichen Krieger-Kunden Craft Bier explizit ausschließt, er ihm ablehnend gegenübersteht. So gründete er zusätzlich Mikes Wanderlust. Unter diesem Label gibt es jetzt Pale Ale, IPA, Porter und sehr selten auch fassgelagerten Floriani Bock. Gleiche Brauanlage, gleicher Brauer, unterschiedlichste Stile. Riegele aus Augsburg, Schönramer aus Schönram, alles etablierte Brauereien im Familienbesitz, die sensationelle „klassische“ wie kreative Biere brauen.
Freilich gibt es auch die abgehobenen Hipster wie Frau Gruber, die für eine Dose ihrer NEIPAs 6,50 € oder mehr nehmen, es gibt Fernsehbrauereien, die sich auch an Craft Bier dämlich verdienen wollen (z.B. Radeberger mit Braufactum), aber der Markt der Brauer ist so vielfältig wie die Bierstile, die produziert werden.
Spannend finde ich, wie sich regionale Unterschiede erschmecken lassen. Italienisches Craft Bier ist häufig leicht zugänglich, fruchtig und sonnig, Põhjala aus Estland braut ein Imperial Stout das an Schwärze und Vollmundigkeit seinesgleichen sucht (man könnte sagen: das Bier kriecht mehr als es fließt).

Natürlich gilt das auch insbesondere für Bier:

Aber der Nachteil daran ist, wenn man an dieser Oberfläche verbleibt, dass dies kein tieferes Eindringen in die Materie erlaubt. Man lernt nie für sich, was gut und vor allem besser schmecken für einen selbst im Detail bedeutet, sowohl auf die Machart des Weins bezogen als auch auf die eigenen Vorlieben, die sich im Laufe eines solchen Erkenntnisgewinns auch entwickeln können.
 
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