Was trage ich heute SammelThread

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Sowas läuft doch immer gleich:

Einer macht es (aus echter oder geplanter Nachlässigkeit) und es sieht bei dieser Person unglaublich cool und lässig aus. Dann kommen Andere und kopieren es ohne Sinn und Verstand, so dass der Aspekt, der es ursprünglich mal cool und lässig hat aussehen lassen (nämlich die Tatsache, dass man es vorher noch nie oder nur selten sah), zur quasi Uniformierung wird.

So war es bei den offenen Monk-Schnallen, der Forumsjacke, nicht zugeknöpften Button-Down Krägen, den Uhren über der Hemdmanschette und eben auch beim zu langen Krawattenende.

Ich verurteile das nicht, weil der Mensch eben so gestrickt ist. Man sollte aber meiner Meinung nach die Zeit, die man darauf verwendet, die guten Ideen Anderer zu kopieren, lieber in das Entwickeln eigener Ideen investieren.

Kopieren ist das Gegenteil von Sprezzatura.

Ich stimme Dir zu 99% zu - nur dass ich keine der oben genannten Ideen jemals sonderlich cool oder lässig fand. Diese Dinge spielen in derselben Liga wie die offen gelassenen Ärmelknöpfe am Sakko. Man kann es ästhetisch finden, einen offenen Knopf zu zeigen (wo auch immer dieser ist: Ärmel, Weste, Hemd, Kragen...) - eine weltbewegende Neuheit ist das aber nicht.

Wollte man besonders böse sein, würde man den hochgeklappten Polohemdkragen in diese Liste mit aufnehmen.

Meine Vorausschau für die nächsten Trends:
- Umschlagmanschetten, die ohne Manschettenknöpfe getragen werden
- Schnürschuhe ohne Schnürsenkel
- offen getragene Gürtel, vielleicht sogar ohne Gürtelschnalle?
 
Kann ich mir nicht vorstellen, weil die Beliebtheit solcher Mätzchen einen meist unausgesprochenen, ernst gemeinten Hintergrund hat: Man möchte trotz sartorialer Kleidung nicht für jemanden gehalten werden, der das aus klassisch formalitätsbezogenen Gründen trägt, weil man das in der Öffentlichkeit entweder mit Bisiness Määän, rechtskonservativ oder Opi, der in der Vergangenheit lebt, konnotieren könnte. Und das darf natürlich nicht sein, insbesondere, wenn man unter 35 ist (oder sich so geben möchte), deswegen ist man lieber ein bisschen albern und lässt eine Double Monk Schnalle auf. :)

Genau so ist es. Als zweiter goal post auf der anderen Seite der Skala kommt dann noch hinzu, daß man natürlich auch als über dem Trend stehend, notfalls als Trendsetter, keinesfalls aber als Trendlemming gelten möchte, was wiederum die Halbwertszeit derartiger Phänomene von ca 1-2 Jahren erklärt: Wenn dann auch die P&C-Prospekte mit unstrukturierten Jacken, braunen Double Monks und Häkelblümchen übersät sind, wird es höchste Zeit, die nächste Stilsau durchs worldwide Dorf zu treiben. Daher auch meine Bemühungen, die nächsten Trends hier voraussehen zu können - heavy roll OCBDs, Madder-Krawatten und geknöpfte Hosenträger dürfte der Stilbestimmer ja bereits wieder auf "sell" gesetzt haben...
 
Meine Vorausschau für die nächsten Trends:
- Umschlagmanschetten, die ohne Manschettenknöpfe getragen werden
- Schnürschuhe ohne Schnürsenkel
- offen getragene Gürtel, vielleicht sogar ohne Gürtelschnalle?

Kann man beliebig erweitern:

- offener Hosenstall
- Socken mit Löchern
- Krawatte ohne Knoten (gibts ja bei Schleifen auch öfters mal zu sehen)
- ...
 
Kann ich mir nicht vorstellen, weil die Beliebtheit solcher Mätzchen einen meist unausgesprochenen, ernst gemeinten Hintergrund hat: Man möchte trotz sartorialer Kleidung nicht für jemanden gehalten werden, der das aus klassisch formalitätsbezogenen Gründen trägt, weil man das in der Öffentlichkeit entweder mit Bisiness Määän, rechtskonservativ oder Opi, der in der Vergangenheit lebt, konnotieren könnte. Und das darf natürlich nicht sein, insbesondere, wenn man unter 35 ist (oder sich so geben möchte), deswegen ist man lieber ein bisschen albern und lässt eine Double Monk Schnalle auf. :)

Wer bin ich? Ich möchte lösen: Hans Filbinger.
 
Ich auch nicht, deshalb stimmst Du mir zu 100% zu. ;)

Mindestens.

Vielleicht lässt sich "first learn the rules, then break them" auf dieses Thema übertragen. Wie bei vielen Dingen, ist die Wirkung der "Nachlässigkeit" in Sachen Bekleidung eine Typfrage. Zeigt eine stets geschmackvoll und ausgefallen gekleidete Respektsperson mal ein offenes Knöpfchen oder eine krumm gebundene Krawatte, mag das dem Gesamteindruck das gewisse Etwas hinzufügen. Dieselbe Nachlässigkeit wirkt aber wie gewollt und nicht gekonnt, wird sie tagtäglich als selbstverständlicher Teil der Garderobe einplant und zwanghaft hergezeigt.

Also einmal pro Woche PS ist gut, siebenmal pro Woche zu viel. Dann lieber den Hosenstall konsequent offen lassen (oder nur halb schließen? Wäre ja ein Kompromiss!).
 
Aber bitte was im Ernst ist gut daran, wenn das hintere Ende herumflattert bzw. hervorschaut? Ganz ehrlich, ohne 'das gehört nicht so' oder ähnliche Argumente: wo ist der ästhetische Vorteil? Das Krawattendesign an sich ist ja definitiv nicht dafür ausgelegt?
Die Pimmelsprezz Diskussion ist ja schon vielfach geführt worden, wenn man das will, ist die Nutzung der Schlaufe eher kontraproduktiv, denn das zu lange schmale Ende dann durch die Schlaufe stecken, passt einfach nicht zusammen.

Wenn das hintere Ende kürzer ist, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder ist es fast so lang wie der Vorderteil, dann kann es durchaus auch mal "sprezzig" aussehen, wenn das frei fliegt. Wenn es aber deutlich kürzer ist als der Vorderteil, bei mir zum Beispiel (Kragenweite 44, 1,83m und tendenziell eher tiefleibigeren Hosen) locker mal 15 cm, kann es extrem bescheuert aussehen, wenn das hintere Ende raussteht, der ist in der Schlaufe dann deutlich besser aufgehoben. Als ich noch jung und dumm war und oft Windsors gebunden habe, war das kurze Ende oft noch nicht mal lang genug, damit es überhaupt in die Schlaufe ging - das sah dann richtig bescheuert aus, wenn es an der Seite raus stand.

Ob man die Schlaufen für nützlich hält, hat deswegen m.E. ziemlich viel mit den Körperproportionen zu tun ...
 
Ich darf mal bitte kurz klugscheissern und die Definition von Sprezzatura aus Wikipedia zitieren:

an Italian word originating from Baldassare Castiglione's The Book of the Courtier, where it is defined by the author as "a certain nonchalance, so as to conceal all art and make whatever one does or says appear to be without effort and almost without any thought about it". It is the ability of the courtier to display "an easy facility in accomplishing difficult actions which hides the conscious effort that went into them".

Liebe Leute, absolut nichts von dem was auf einschlägigen Internetseiten oder gar bei den armen Pittis zu sehen ist, wirkt auch nur ansatzweise mühe- oder gedankenlos. Im Gegenteil! Es wirkt in fast allen Fällen brutalst verkrampft und gewollt. Das es beim "typischen Deutschen" noch schlimmer ausschaut, na klar. Ich bin zutiefst überzeugt, die meisten (alle) Pimmelsprezzer, die man so alle Jubeljahre im echten Leben trifft, können halt keine Krawatte binden und laufen dann auch am nächsten Tag mit Button-Down+Krawatte rum. Herr, vergib Ihnen... etc. pp.

Ich war am Samstag einen Anzug abholen und hatte mir zum Hose kürzen von denen Schuhe geben lassen (ja das ist nicht nötig, aber wenn die das halt so machen... von mir aus). Kommt der tatsächlich mit Double-Monks (!) in Cognac (!!) und eckiger Spitze (!!!) an. Ich hab nix gesagt, ich mag ihn trotzdem. Meine Freundin konnte nicht an sich halten und hat kräftig gelästert, worauf er meinte, dass er das in den 60ern getragen hätte, sich heute auch leicht dafür schämt bzw. das nicht mehr tragen würde, aber nix machen kann, weil der Kram sich offensichtlich wie blöd verkauft. Was will ich damit sagen, keine Ahnung. Vermutlich irgendwas zu Mode und mangelnder Individualität.

Aber so oder so, beim nächsten Sprezz-Versuch mein nett gemeinter Rat:

Check yourself before you wreck yourself

:)
 
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