Was trage ich heute am Handgelenk

Naja, technisch genial ist übertrieben.

Viele Sinn-Uhren können das auch und sind (oder waren es zumindest) dabei um einiges billiger.

Für mich ist es das schon, ich denke das ich das vom ingenieurtechnischen Standpunkt ganz gut beurteilen kann. Um einen Gegenstand in dieser Grösse, mit magn. Innenleben gegen eine mag. Flussdichte vom 0.1T oder 1E3Gauss abzuschirmen braucht es schon ein paar kleiner Kunstfertigkeiten. Ob bei Sinn oder in Biel ist mir eigentlich gleich. Wenn Du das so aus dem Ärmel schüttelst, Chapeau! Viele meiner Kunden haben grössere Probleme mit e/m-Feldern und sind für eine technisch solide und preisgünstige Lösung immer zu haben. Ich würde auch vermitteln.
 
Die Legierung wird wohl das schwere daran sein aber ich denke das Rolex trotz gegenteiliger Marketing aussagen diese nicht selbst entwickelt hat, ansonsten währe das wohl Verschwendung von Forschungskapazitäten eine solche Legierung nur für eine Uhr zu entwickeln.

Ich glaub auch Tick meinte es nicht aus sicht eines Ingenieurs sondern ehr nach dem Motto "Rolex hat das Rad nicht neu erfunden das können andere auch". Der Preisunterschied zwischen Sinn und Rolex Uhren sind schon sehr gross.

Ich muss sagen mir gefällt die Milgauss auch gut allerdings habe ich nie so Recht verstanden was einem diese Magnetbeständigkeit bringt....in welchen Berufen nützt einem das bzw. gibts keine Alternativen Zeitmesser ?
 
An Beschleunigern, in Laboren für Elektromagnetismus & Hochspannung, an einem Radar, im Kernkraftwerk, in Kraftwerken allgemein, überall da wo magnetische Felder in hoher Feldstärke auftreten ist eine solche Uhr sehr gut einzusetzen, ob man das benötigt muss jeder selbst entscheiden. Einigen meiner Kunden haben sich bei mir im Labor ihren Quarzwecker schon geerdet. Da gehört wahrlich nicht sehr viel dazu.
Die Legierung ist für mich das einfachste, die wird sicherlich auch bei Rolex gekauft, alles andere wäre reine Geldverschwendung. Die wirkliche Kunst ist es, ein Gehäuse so zu konstruieren, das der magn. Fluss im äusseren so geleitet wird das nichts ins innere kommt. Entgegen der landläufigen Meinung ist das ein nicht ganz so triviales Problem. Allein das die Rolex keine Tag/Datum-Komplikation hat, im Gegensatz zur genannten Sinn, sagt viel aus.
 
... Die wirkliche Kunst ist es, ein Gehäuse so zu konstruieren, das der magn. Fluss im äusseren so geleitet wird das nichts ins innere kommt. Entgegen der landläufigen Meinung ist das ein nicht ganz so triviales Problem. ...
Das scheint mir so speziell zu sein, dass es dazu keine "landläufige Meinung" geben dürfte. :rolleyes: Mir als Nicht-Ingenieur bzw. -Uhrmacher war dieses Problem bisher jedenfalls gänzlich unbekannt und wird für mich wohl auch auf ewig auch ein gänzlich irrelevantes Kriterium bleiben.

Das ist bitte nur als Anmerkung von jemandem aus dem "breiten Publikum" zu verstehen. Dass es konstruktive Probleme gibt, die von den Uhrenherstellern gelöst werden müssen, ist mir schon klar und ich habe ja selbst auch Spaß an Mechanik. Daher kann ich es nachvollziehen, wenn Menschen mit Spezialinteressen sich daran erfreuen können und das auch diskutieren. Aber die Geschichte mit der magnetischen Abschirmung ist doch wirklich so speziell, dass sie nur für eine im Verhältnis zum Angebot und dem Ausstoß der Marketingmaschinerie verschwindend geringe Anzahl von Uhrenträgern wirklich Sinn ergibt, geschweige denn notwendig ist.
 
Aber die Geschichte mit der magnetischen Abschirmung ist doch wirklich so speziell, dass sie nur für eine im Verhältnis zum Angebot und dem Ausstoß der Marketingmaschinerie verschwindend geringe Anzahl von Uhrenträgern wirklich Sinn ergibt, geschweige denn notwendig ist.

Rolex waren da nicht so der große Innovator als man vielleicht denkt. Sowas gab es schon zuvor, ja erst bei Taschenuhren. Hier einen kleinen Zitat von Wikipedia
The first recorded experiments in anti-magnetic watch-making are in 1846. Watchmakers from Vacheron Constantin were among the first to experiment with anti-magnetic features of a watch. ... That watch was able to withstand magnetic fields because some of its parts were made of non-magnetic metals: the palladium-made balance wheel, balance spring and the lever shaft.
In 1896 Charles Edouard Guillaume discovered the nickel based alloy Invar. Afterwards, in 1920, when he received the Nobel Prize in Physics, he developed another alloy - Elinvar.... These alloys assisted in the assembly of anti-magnetic watches.
The first anti-magnetic pocket watch was assembled by Vacheron Constantin in 1915. Later, in 1929, Tissot assembled the first ever non-magnetic wristwatch
.

Somit finde ich das Ganze mittlerweile tatsächlich einen Marketinggag, hat aber durchaus interessante Hintergründe und Geschichte.
Das Gehäuse an sich ist auch nicht soooo kompliziert - das Werk sitzt in einer Eisenummantellung ("soft iron" Legierung?). Das Werk wird in einem Ring befestigt, oben drüber kommt eine Scheibe aus dieser Legierung, dann Zifferblatt, unten kommt eine weitere Scheibe und das ganze wird so abgeschirmt. Oder habe ich da falsche Infos?
 
Zur Abschirmung gegenüber statischen bzw. niederfrequenten Magnetfeldern nutzt man weichmagnetische, hochpermeable, feromagnetische Materialien mit sehr kleiner Remanenz, zB. Ni-Fe Legierungen mit 75–85% Ni Anteil.

Kaliber in Scheibe-Ring-Scheibe Konstruktion: Man muss den Magnetischen Widerstand der Konstruktion, insbesondere die heiklen Stossstellen der Einzelteile, sehr niederohmig ausführen, sonst geht das mag. Feld da durch. Auch die in diesen Raum reinragenden Teile (Zeiger- und Kronenachse) sind entsprechend heikel. Das ganze ist ein mathematisches Randwertproblem, die Lösungen sind in aller Regel nicht so trivial und ohne geeignete rechnergestützte Simulation eher schwierig lösbar, ausser man hat sehr viel Zeit.
Wenn dies soooo einfach wäre, würde es jeder machen können. Kann aber nicht jeder. Es hat schon seine Gründe warum in der Westschweiz zwischen Basel und Genf hochwertigste Uhren hergestellt werden, warum diese Menschen vor 20 Jahren Glashütte i. Sa. wieder aufgebaut haben und auch jetzt diesen Karren wieder aus dem Sand fahren. So ganz von ungefähr mal Pi kommt das nicht.

Für den einen ist es ein Marketinggag, für den anderen stellt es eine technologisch interessante Herausforderung dar. In erster Linie bin ich Physiker, Marketinggewäsch interessiert mich nicht ernsthaft.
 
Für den einen ist es ein Marketinggag, für den anderen stellt es eine technologisch interessante Herausforderung dar. In erster Linie bin ich Physiker, Marketinggewäsch interessiert mich nicht ernsthaft.

Ohh eine Tourbillon muss Dich dann auch ziemlich verrückt machen gell ;).

Übrigens, die Uhren von Glashütte haben Geschichte vor weit mehr als die 20 Jahren geschrieben. Was mich so stolz macht in Deutschland (ja, als Ausländer geht das anscheinend auch :D ) zu wohnen - hier wurden Uhren gemacht, welche zu den besten weltweit gehörten. Und viele anderen "besten" Sachen natürlich, aber wir reden hier über Uhren :D.

Ob diese Tradition mit den heutigen Uhren aus Glashütte was gemeinsames haben, kann ich/mag ich nicht beurteilen. mMn brauchte Richemont einen Kontrahent zu Patek Phillipe zu erfinden.

Ein sehr interessanter Fakt (finde ich), die Amerikaner haben größenteils ihrer (Taschen-)Uhrenproduktion damals nach der Schweiz ge-outsourced. Viele schweizer Bauer haben die Uhrmacherei übers Winter getrieben. Ist ja zu kalt um was anderes zu machen.

Oh man ich muss mit dem ganzen Offtopicscheiß Schluss machen :eek:

Schönen Abend noch!
 
Ohh eine Tourbillon muss Dich dann auch ziemlich verrückt machen gell ;).

Als Schweizer wird man selten bis gar nicht verrückt, das ist wie mit den Bergen, die verrückt hier auch keiner. Beim Greubel Forsey Vierfach-Tourbillon dachte ich es wäre so weit, aber auch dieser ist erklärbar.

In Glashütte konnte man etwas, dann kam die Planwirtschaft und man hat viel von dem verloren was man konnte. Das so ein immenser Technologieabbau über Jahrzehnte nicht in wenigen Jahren wieder aufgebaut werden kann ist jedem klar. Nach meiner Meinung braucht es mindestens eine Generation bis man an dem Punkt ist wo man hingehört. Ich bin da sehr optimistisch das es funktioniert.
 
Preislich erfreut mich Glashütte momentan mehr als die gute alte Schweiz aber das ändert sich bekanntlich stetig, Nomos zieht ja auch schon wieder an...
 
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