So, ein letzter Beitrag meinerseits hierzu, der sich auch nur einen bestimmten Absatz bezieht, da proteus zu den Themen Uniformiertheit und Vorurteile gegenüber Beratern bereits alles wesentliche gesagt hat:
Ich möchte Dir trotzdem nochmal antworten - nicht, um in dieser Diskussion ebenfalls ein "letztes Wort" zu schreiben, sondern um ein Missverständnis auszuräumen. Ich unterstelle dem einzelnen Berater (ebensowenig wie dem einzelnen Postbeamten, Polizisten, Schrankenwärter, Soldaten etc.) überhaupt nicht die Unfähigkeit zum freien Denken, sondern ich unterstelle den Personalverantwortlichen in Vorstellungsgesprächen eine Urangst vor Freidenkern. Das ist ein großer Unterschied. Hörige (austauschbare!) B-Ware wird gegenüber frei denkender A-Ware bevorzugt. Wenn Staat und Behörden, Armeen, Sicherheitsunternehmen etc. die Fähigkeit zur Selbstunterordnung als Kernkompetenz ansehen, dann mag das den Rahmenbedingungen der Tätigkeit geschuldet sein, warum aber Beratungsunternehmen!?
Natürlich erkennt man gute Freidenker nicht zwangsläufig an bunten Socken, freakig herumflatternden Tüchern oder gedimpleten Längsbindern. In Vorstellungsgesprächen wird allerdings aus Mangel an Zeit und Informationstiefe eine brutale Vereinfachung vorgenommen (und ich will keineswegs behaupten, dass ich in solchen Gesprächen vollkommen frei von dieser Heuristik bin): Je bunter der Bewerber auftritt, desto weniger will der sich hier ein- und damit mir unterordnen.
Für die Kultur unserer Bekleidung ist diese Heuristik allerdings fatal, denn dann wird die angepasste graue Maus gegen den Ästheten bevorzugt. Es entstehend Threads wie diese, in denen Schwarz tragende Beerdigungs-Meckies den nicht Schwarz tragenden Gentlemen unterstellen, sie hätten keine Lust auf Karriere.
Dieser Nachsatz stammt aus der Denke des Standes und ist in Bekleidungsfragen nicht nur eines der Grundübel unserer Zeit, sondern drückt auch eine unangebrachte Arroganz gegenüber dem Arbeitsmarkt aus. Wer als Personalverantwortlicher davon ausgeht, er selbst sei der Herr und der Bewerber das Rind, der wird am Ende eine Rinderherde leiten. Viel Erfolg dabei. Ich bin allerdings der Ansicht, dass man das 21. Jahrhundert nicht ewig vor sich herschieben kann. Gute, hörige Rinder werden immer weniger.