Von der Seele des Thriftens

Ein Punkt war Parks anzulegen und den Personen zu übergeben, die Laufwege/Trampelpfade der Nutzer abzuwarten und dann erst die Wegeführung anlegen. Vielleicht ist es auch nicht originär brasilianisch, aber ich fands interessant
Das hat man exakt so im Olympiapark in München gemacht. Er wurde erst angelegt und dann wartete man ab, welche Wege, die Nutzer wählen. DIese wurden später befestigt. Ob die Brasilianer das schon vor 1972 gemacht haben weiß ich leider auch nicht, aber für einen interessanten Ansatz halte ich es auch allemal
 
Das hat man exakt so im Olympiapark in München gemacht. Er wurde erst angelegt und dann wartete man ab, welche Wege, die Nutzer wählen. DIese wurden später befestigt. Ob die Brasilianer das schon vor 1972 gemacht haben weiß ich leider auch nicht, aber für einen interessanten Ansatz halte ich es auch allemal

Ich glaube mein Vater war es, der mir selbiges Vorgehen von den Franzosen berichtete.
 
Ging definitiv um vor 1950, weils um Brasilien in der Moderne ging. Olympiagelände ist natürlich inklusive Bauten Weltklasse.
 
Vor einigen Tagen lief die (stellenweise recht interessante) TV-Reportage "Macht Besitz glücklich?". Der Ökonomieprofessor und Wachstumskritiker Niko Paech hat darin einige Ausführungen zum Thema "Glück und Konsum" gemacht, die mich nachdenklich gemacht haben:

"Glück verschleißt, es inflationiert, wenn man die vermeintlich glücksstiftenden Elemente immer mehr werden lässt, bis man irgendwann unter einer Lawine versinkt. Um einen Konsum-Burnout zu vermeiden, müsste man die Kunst des 'suffizienten Konsums' erlernen. Man muss die Maßlosigkeit abschütteln – und zwar nicht im Sinne des Verzichts, sondern des Selbstschutzes. 'Suffizienz' bedeutet nicht das Ende meines Konsums, sondern die Menge der Konsumgegenstände auf ein Niveau zu reduzieren, das mir wieder den Überblick erlaubt. Ich muss wieder in der Lage sein, meine knappe, nicht vermehrbare Aufmerksamkeit jedem einzelnen der übrig gebliebenen Objekte so zu widmen, dass ich sein Potenzial ausschöpfen kann."

Ist es vielleicht das, was uns am Thriften fasziniert, ja glücklich macht? Auf ein altes, gebrauchtes und darum einzigartiges Stück müssen wir lange warten - häufig umsonst. Wir dürfen es nicht suchen, sondern uns vielmehr von ihm finden lassen. Das diszipliniert uns. So haben wir genug Zeit, uns in Gedanken mit ihm zu beschäftigen, Szenarien mit ihm durchzuspielen, es zu bewerten und sogar zu genießen, obwohl wir es (noch) gar nicht besitzen.

Ein neuer, sofort verfügbarer Gegenstand lässt uns diese Zeit nicht. Wir sehen ihn, er gefällt uns und im nächsten Moment nehmen wir ihn mit nach Hause. In welche Menschen verlieben wir uns eher – in die willigen "One-Night-Stands" oder in diejenigen, die uns zappeln lassen?

Beim Thriften habe ich als Konsument zur Abwechslung einmal nicht die Kontrolle über das Wann, Wo und Wie. Ich kann nur suchen, warten, hoffen – und mich wie ein kleines Kind freuen, wenn es ganz unverhofft "funkt".
 
Ich kaufe auch gerne gebraucht und freue mich dann an der Nachhaltigkeit, dem gesparten Geld und ggf. an der Einzigartigkeit des Stückes. Meine Beweggründe sind nicht Verlustängste und ich versuche auch nicht, mir damit meine Großzügigkeit zu erkaufen. Das ist m. E. unabhängig davon, ob gebraucht oder neu. Mir erschliesst sich Butchs Argumentation nicht ganz...
 
Ein neuer, sofort verfügbarer Gegenstand lässt uns diese Zeit nicht. Wir sehen ihn, er gefällt uns und im nächsten Moment nehmen wir ihn mit nach Hause. In welche Menschen verlieben wir uns eher – in die willigen "One-Night-Stands" oder in diejenigen, die uns zappeln lassen?
Das spielt bestimmt auch eine Rolle.
Kenne ich ja beispielsweise von Uhren.

Wenn ich mich wochenlang oder monatelang mit einem Modell beschäftige, heizt das enorm die Stimmung an. Über die Uhr freue ich mich natürlich viel mehr als wenn ich einfach in den Laden gehe und sie mir aus Spaß kaufe. Gehe ich ins Geschäft und nehme mir jetzt auf Teufel komm raus einen Luxusticker mit, sei es beispielsweise eine Omega Ploprof, dann fehlt mir die große Freude. Diese muss erst mal aufgebaut werden.

Grüße, André.
 
Vor einigen Tagen lief die (stellenweise recht interessante) TV-Reportage "Macht Besitz glücklich?". Der Ökonomieprofessor und Wachstumskritiker Niko Paech hat darin einige Ausführungen zum Thema "Glück und Konsum" gemacht, die mich nachdenklich gemacht haben:

"Glück verschleißt, es inflationiert, wenn man die vermeintlich glücksstiftenden Elemente immer mehr werden lässt, bis man irgendwann unter einer Lawine versinkt. Um einen Konsum-Burnout zu vermeiden, müsste man die Kunst des 'suffizienten Konsums' erlernen. Man muss die Maßlosigkeit abschütteln – und zwar nicht im Sinne des Verzichts, sondern des Selbstschutzes. 'Suffizienz' bedeutet nicht das Ende meines Konsums, sondern die Menge der Konsumgegenstände auf ein Niveau zu reduzieren, das mir wieder den Überblick erlaubt. Ich muss wieder in der Lage sein, meine knappe, nicht vermehrbare Aufmerksamkeit jedem einzelnen der übrig gebliebenen Objekte so zu widmen, dass ich sein Potenzial ausschöpfen kann."

Ist es vielleicht das, was uns am Thriften fasziniert, ja glücklich macht? Auf ein altes, gebrauchtes und darum einzigartiges Stück müssen wir lange warten - häufig umsonst. Wir dürfen es nicht suchen, sondern uns vielmehr von ihm finden lassen. Das diszipliniert uns. So haben wir genug Zeit, uns in Gedanken mit ihm zu beschäftigen, Szenarien mit ihm durchzuspielen, es zu bewerten und sogar zu genießen, obwohl wir es (noch) gar nicht besitzen.

Ein neuer, sofort verfügbarer Gegenstand lässt uns diese Zeit nicht. Wir sehen ihn, er gefällt uns und im nächsten Moment nehmen wir ihn mit nach Hause. In welche Menschen verlieben wir uns eher – in die willigen "One-Night-Stands" oder in diejenigen, die uns zappeln lassen?

Beim Thriften habe ich als Konsument zur Abwechslung einmal nicht die Kontrolle über das Wann, Wo und Wie. Ich kann nur suchen, warten, hoffen – und mich wie ein kleines Kind freuen, wenn es ganz unverhofft "funkt".

Der Mann hat Recht. Wir sind ja inzwischen an einem Punkt, wo es schon nicht mal mehr das Besitzen ist, sondern der kurze Kick des Kaufaktes, der beglückt. Danach liegt das Zeug in der Ecke. Das ist oftmals der vergebliche Versuch einer Erfüllung innerer Leere, die nur von innen heraus gelingen kann.
Glück hat materiell betrachtet sowieso viel mehr mit Sicherheit als mit Besitz zu tun.
 
Der Mann hat Recht. Wir sind ja inzwischen an einem Punkt, wo es schon nicht mal mehr das Besitzen ist, sondern der kurze Kick des Kaufaktes, der beglückt. Danach liegt das Zeug in der Ecke. Das ist oftmals der vergebliche Versuch einer Erfüllung innerer Leere, die nur von innen heraus gelingen kann.
Glück hat materiell betrachtet sowieso viel mehr mit Sicherheit als mit Besitz zu tun.

100 % d'Akkordeon.

Und ich sehe, anders als Stumpfi, den Aspekt der "Nachhaltigkeit" (eig. Modemodewort wie "alternativlos") schon sehr stark beim Thriften.
 
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