Vor einigen Tagen lief die (stellenweise recht interessante)
TV-Reportage "Macht Besitz glücklich?". Der Ökonomieprofessor und Wachstumskritiker Niko Paech hat darin einige Ausführungen zum Thema "Glück und Konsum" gemacht, die mich nachdenklich gemacht haben:
"Glück verschleißt, es inflationiert, wenn man die vermeintlich glücksstiftenden Elemente immer mehr werden lässt, bis man irgendwann unter einer Lawine versinkt. Um einen Konsum-Burnout zu vermeiden, müsste man die Kunst des 'suffizienten Konsums' erlernen. Man muss die Maßlosigkeit abschütteln – und zwar nicht im Sinne des Verzichts, sondern des Selbstschutzes. 'Suffizienz' bedeutet nicht das Ende meines Konsums, sondern die Menge der Konsumgegenstände auf ein Niveau zu reduzieren, das mir wieder den Überblick erlaubt. Ich muss wieder in der Lage sein, meine knappe, nicht vermehrbare Aufmerksamkeit jedem einzelnen der übrig gebliebenen Objekte so zu widmen, dass ich sein Potenzial ausschöpfen kann."
Ist es vielleicht das, was uns am Thriften fasziniert, ja glücklich macht? Auf ein altes, gebrauchtes und darum einzigartiges Stück müssen wir lange warten - häufig umsonst. Wir dürfen es nicht suchen, sondern uns vielmehr von ihm finden lassen. Das diszipliniert uns. So haben wir genug Zeit, uns in Gedanken mit ihm zu beschäftigen, Szenarien mit ihm durchzuspielen, es zu bewerten und sogar zu genießen, obwohl wir es (noch) gar nicht besitzen.
Ein neuer, sofort verfügbarer Gegenstand lässt uns diese Zeit nicht. Wir sehen ihn, er gefällt uns und im nächsten Moment nehmen wir ihn mit nach Hause. In welche Menschen verlieben wir uns eher – in die willigen "One-Night-Stands" oder in diejenigen, die uns zappeln lassen?
Beim Thriften habe ich als Konsument zur Abwechslung einmal nicht die Kontrolle über das Wann, Wo und Wie. Ich kann nur suchen, warten, hoffen – und mich wie ein kleines Kind freuen, wenn es ganz unverhofft "funkt".