Verwandlung eines obdachlosen Veterans

In diesem Zusammenhang fallen mir 2 Dinge ein:

1) "Vestis virum reddit."

2) Gottfried Kellers "Kleider machen Leute"

LG
Matz
 
Die äußerst simple Botschaft des Videos ist, dass Probleme wie Sucht durch einen guten Anzug und gefärbte Haare gelöst werden können, dass sich also psychische Defekte mittels Kreditkarte innerhalb von 3.25 min ausräumen lassen. Das ist Sozialkitsch.

Allerdings fand ich die Friseurin hübsch.
 
Ich empfand es ebenfalls als abstoßend: weil es suggeriert, dass man eine Kriegstraumatisierung und ein nachfolgend zerstörtes Leben mit einer Frisur und einem Anzug verschwinden lassen kann. Ja klar, es soll die Wiedereingliederungsarbeit dieser Organisation versinnbildlichen, die ja scheinbar den Anspruch hat wesentlich tiefer zu gehen, aber letztlich halte ich diese Visualisierung einer Wiederherstellung von Normalität eben doch für irreführend, banalisierend und ja: triefig kitschig. Vor allem angesichts des tatsächlichen Umgangs der Amerikaner mit ihren Veteranen (ausgerechnet der Kriegstreiber Bush hat Budgetkürzungen für Veteranenprogramme veranlasst - der amerikanische "Menschenmüll", den sein Befreiungskrieg produziert hat interessierte ihn wohl ebensowenig wie das Leben irakischer Zivilisten). Das schreibe ich als (offensichtlich, gell?) emotional von dieser Problematik zutiefst betroffener US-Bürger, der über sein Vaterland in den letzten Jahren sehr erzürnt war.
 
Zuletzt bearbeitet:
Naaajaaaa.....
Passt zu dem Bild, welches mir amerikanische Hollywood Produktionen vermitteln. Man gebe dem "Held" der 1. Filmhälfte eine Rasur und einen Anzug, schon ist alles wieder gut.
 
Die äußerst simple Botschaft...
Ach so überspitzt wird das Video von mir gar nicht verstanden.

Ich denke, es gibt mehrere positive, nicht kitschige Aspekte:

- Wenn du dich bewusst und gut kleidest, wirst du von anderen Menschen positiver Wahrgenommen.

- Dass ein neuer Generalüberholung zu neuem Selbstbewusstsein führen kann. (Jim Wolf hat jetzt eine Wohnung und ist bei den Aas. (Mir ist bewusst, dass das sicherlich auch mit der medialen Aufmerksamkeit zu tun hat.))

- Dass Obdachlose, die ich persönlich häufig eklig finde, weil sie ungepflegt und ungewaschen sind, völlig "normale" und liebenswerte Menschen sind, die nur in einer anderen (m.M.n. schlechteren) Position sind.


Natürlich ist es falsch den Schluss zu ziehen, dass ein Jackett deine Sorgen auflöst. Bis vor ein paar Minuten war mir nicht klar, dass man das Video so verstehen kann.
Ich selbst werde im Moment Psychiater und arbeite viel mit Menschen, die sich in ähnlichen Situationen wie Jim Wolf befinden oder befanden. Ich weiß also, dass die Probleme tiefer sitzen, als auf der Aussenseite des Menschen. Und trotzdem denke ich, dass das ein Teil des Teufelskreises ist, in dem viele Obdachlose stecken.


Freut mich, dass ihr so kritisch seid. :)
 
Ebenso ist es vollkommen richtig, dass die Pflege des Körpers (Hygiene, Sport, etc.) und der Kleidung ein tragfähiges und notwendiges Gerüst ist, welches den Menschen durch das Leben leitet. Sekundär entsteht durch diese Pflege Glück und Freude am Tun und dadurch im Rahmen der sonstigen Möglichkeiten auch Erfolg.

Es ist natürlich richtig was du das sagst, nichts desto trotz ist es eigentlich eine widerliche Oberflächlichkeit die da (nicht von dir) propagiert wird. Was juckt mich das Aussehen eines Menschen, wenn er mir sympathisch ist?
 
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