Wenn ich einen Film sehe, der in den 20ern spielt, will ich Roaring Twenties und keine Brücke zu heute, ergo keine debile Rapper Mucke.
Wie man es macht, zeigt eindrucksvoll Dowtnon Abbey oder Boardwalk Empire, wohlgemerkt "nur" TV Serien. Der Gigantismus, auch in der Auswahl der Schauspieler, war dem Film in keinem Fall zuträglich und letztlich ein Zugeständnis an die Horden kreischender Teenies, die das Kino besuchen.
So unterschiedlich kann die Wahrnehmung sein.
Bei einem Mainstream Film eine werksgetreue Umsetzung zu erwarten, ist sicher vermessen. Das war bei Gatsby 1974 auch nicht der Fall, da ist die Verfilmung von 1947 wesentlich besser gelungen. Die Sozialkritik, die Oberflächlichkeit des Establishments, der Verfall des alten Ständesystems vor der Wirtschaftskrise und der Tanz auf dem Vulkan, den Fitzgerald im Gatsby thematisierte, fehlt völlig. Weswegen sollte man sich den Film also sonst anschauen, wenn nicht wegen der Schauwerte? Es ist ein Film, da erwarte ich, per definition, visuelle Schauwerte.
Wenn du an den Anzügen nichts auszusetzen hattest, schau dich hier im Forum mal um und sieh dir Posts von Grimrod, Lucius, Tom usw. an, dann weisst du, was ich meine.
Der Soundtrack war übrigens schon lang vorher veröffentlicht
Mit "erstem Film" meinte ich in der Tat den von 1974. Zum einen, weil kaum einer die ersten Verfilmungen kennen dürfte, zum Anderen, weil sich Gatsby 2013 auf diesen Film bezog. Es ist also, wie fast alle Filme heute, ein Remake, welches dem modernen Zeitgeschmack und den technischen Möglichkeiten angepasst wurde.
Ich bin nicht jemand, der zuerst im Internet recherchiert, welche Musik ihn erwartet. ich habe auch geschrieben, ich habe von der Neuverfilmung nicht viel erwartet. Aber selbst das scheint zuviel gewesen zu sein.
Das Gatsby schwer zu verfilmen ist war schon 1974 ein Problem, heute kommt noch erschwerend dazu, das sich ein Film selten Zeit nehmen kann, Figuren zu entwickeln, weil die Zuschauer selten in der Lage sind, Handlungssträngen von mehr als drei Minuten Dauer zu folgen. Das trägt sicher zum Erfolg solcher Nichtigkeiten wie Skyfall, Transporter und sonstigem Krempel bei.
Wenn mir aber schon nichts mehr einfällt und ich den x-ten Neuaufguss von altbekannten Werken bringe, sollte ich es zumindest gut machen. Die Franchises werden in immer kürzeren Abständen reloaded, außer munteren CGI Effekten, den heute angesagten Knallchargen und gigantischen Marketingkampagnen sind es durchweg inhaltsleere Dauerwerbeclips mit beschissener Musik. Die wenigen innovativen Filmemacher versinken nach einigen Filmen nur noch in formelhaften Selbstzitaten, siehe Tarantino oder produzieren jeden Mist.
Wenn ich mich an die Verfilmung eines Weltklassikers begebe, ein derartiges Budget habe und mir selbst den Anspruch gebe, ein intelektueller Regisseur zu sein und mich derartig wichtig nehme, DANN habe ich eine Erwartungshaltung.
Zumindest erwarte ich historische Genauigkeit, Fingerspitzengefühl für Werk und Aussage und den Anspruch, nicht ausschliesslich die popcorn mampfenden 15jährigen im Kino zu begeistern.
Wer lamentiert denn? Ich hatte geringe Erwartungen, wollte mir ein eigenes Urteil bilden und habe meinen subjektiven Eindruck des Films dargestellt.
Das Andere dies anders sehen, bleibt Ihnen unbenommen. Das der Film sein Publikum findet, dessen bin ich sicher. Warum soll ich meine Erwartungen soweit herunterschrauben, bis sie massenkompaktibel sind? Wenn ich meinen Anspruch nur weit genug absenke, bin ich irgendwann mit Allem zufrieden.
Das 99% des heutigen Kinoprogramm Schrott ist, das ist nur meine Meinung, ohne Anspruch der Allgemeingültigkeit. Nicht mehr und nicht weniger.
die Outfits ( Bis auf die Passform)