Wie hoch muss denn eine Hose sein damit sie gut aussieht? Wie eng ist noch okay und wann ist sie zu weit? Inwiefern darf man nach eigenem Geschmack von der Norm abweichen?
Wenn der eigene Geschmack gut ausgebildet ist, kann man ihm blind folgen. Das ist aber nichts Naturgegebenes, was jeder von Geburt an hat.
Die Leibhöhe der Hose muss es erlauben, ein Sakko (dessen Schließknopf in der eigenen Taille liegt) zu tragen, ohne dass sich ein offener Spalt zwischen Schließknopf und Bund bildet. Die Beinweite der Hose muss es erlauben, dass der Stoff über die gesamte Schenkellänge frei fällt. Die Saumweite der Hose muss so an der Beinweite und der Beinlänge orientiert sein, dass der Saum stimmig ohne Ziehharmonikaanklänge auf den Schuh fällt. Alles andere wären Passformfehler.
Der Rest ist Geschmackssache.
Und überhaupt wer erhebt eigentlich den Anspruch diese Normen festzulegen?
Na, die sind natürlich von mir. Case closed.
Im Ernst, die Frage kommt halt immer, wenn einem das Proportionskonzept sartorialer Kleidung selbst nicht klar ist. Dann denkt man immer an ein abstraktes Regelbuch, das ja irgendeiner geschrieben haben muss. Wie kann der es wagen?
Das ist natürlich keine exakte Wissenschaft, aber es können sich viele Menschen intuitiv darauf einigen, wenn sie es sehen, genau deswegen wirken auch uralte Cary-Grant-Outfits heute noch in stilprägender Weise. Kultureller Wandel hat darauf im Lauf der Zeit seinen Einfluss, aber anatomische Gegebenheiten und die Vorlieben, wie man sie im eigenen Kulturkreis attraktiv präsentiert, ändern sich nicht so schnell, dass es für uns im Hier und Heute relevant wäre. Rokoko ist ziemlich out, das kann man sicher sagen.
Aber seitdem ist auch schon viel Zeit ins Land gegangen.