Ich nehme das mal (in der Annahme, dass Du grundsätzlich ähnlicher Meinung zum PLV-Thema bist
) als Aufhänger für ein allgemeineres Statement, weil es ein plakatives Symptom für solche Threads i.A. zeigt:
Aber natürlich kann er das, mühelos. Das Problem in jeder "PLV"-Diskussion ist hier, dass es eigentlich nur um den Preis geht und nicht um die Leistung, weil man letztere nicht versteht und deswegen banalisiert. Die Leistung eines vernünftigen Kalbslederschuhs besteht nicht darin, den Fuß zu bedecken, das ist ein netter Nebeneffekt. Es geht hier um einen ästhetischen Mindestanspruch, um die Haptik des Materials, um Verarbeitung und Aussehen, um eine vernünftige Unterstützung des Fußgewölbes. Wenn man das nicht als Leistung zu erkennen in der Lage ist, heißt das nicht, dass die Leistung nicht da ist. Natürlich ist ein Kartoffelsack mit ein paar hineingeschnittenen Armlöchern auch billiger als ein Sakko. Und weniger pflegeintensiv.
Und neben diesem puren monetären Aspekt schlagen in solchen Diskussionen dann auch noch im Hintergrund kleinbürgerliche Ängste auf, signifikant anders auszusehen als die Masse. Daraus ergeben sich dann diese Suchen nach Kompromissen zwischen der allgegenwärtigen Primark-Welt und der sartorialen Subkultur, die wir hier leben, und Fragen wie "Wie kann ich mit Sneakers/Ballonseide-Trainingsanzug trotzden als hochwertig angezogen gelten?".
Wer den Aufpreis für hochwertige Kleidung nicht bezahlen will und es nicht erträgt, auch gelegentlich von Leuten auf den Straßen deutscher Großstädte angestarrt zu werden, weil es (wie vieles andere) über deren Horizont geht, dass jemand Sakko, Hemd, Krawatte und rahmengenähte Schuhe aus purem Spaß an der Freude über die vielen interessanten Eigenschaften dieser Kleidungsstücke trägt, der soll's halt lassen, es macht einen ja nicht zu einem besseren Menschen, Spaß an guter Kleidung zu haben. Man trägt diese Dinge nur für sich, von daher ist es ein Irrweg zu glauben, man könne da halbe Sachen machen und sich trotzdem irgendwie einbilden, gut angezogen zu sein (in Anerkennung der Tatsache, dass es dazu durchaus verschiedene Wege gibt). Am Ende weiß man es selbst immer besser.