Sich traditionell "deutsch" kleiden

Ich mag Deutschland, ich mag das Bürgertum, ich mag nicht ausstaffiert aussehen, sondern bevorzuge natürliche Eleganz.

Hier liegt der Knackpunkt. Natürliche Eleganz kommt vom Träger, nicht von der Kleidung. Kleide dich elegant, stimmig, hochwertig und angemessen, aber bewege und verhalte dich, als wäre diese Kleidung die normalste Sache der Welt. Dann hast Du natürliche Eleganz. Dafür dürfen die Sachen aber italienisch, englisch, französisch, spanisch oder japanisch sein, das hat damit wenig zu tun. Einen "deutschen Kleidungsstil" hast Du dann nicht, das ist aber auch nicht schade.
 
Stimmt, bei Wagner braucht es etwas mehr Sitzfleisch.

Aber zu den 18 Uhr Vorstellungen läuft meist "Kurzes" wie der beflügelte Holländer - ich kann mich dabei irren, selbst mit Pausen kommt der nicht auf über 3 Stunden Spieldauer. Alles was länger ist, beginnt um 16 Uhr. Tristan liegt wohl bei 4 3/4 Stunden ohne Pause. Schluss, wenn dieser samt Begleitung auf dem Plan steht, ist ca. 21:30.

Rheingold 2013: Ende: 20:25
http://www.bayreuther-festspiele.de/fsdb/termine/2013/6/14971/index.html

Tannhaeuser 2013: Ende: 21:05
http://www.bayreuther-festspiele.de/fsdb/termine/2013/2/14969/index.html

Lohengrin 2013: Ende: 21:35
http://www.bayreuther-festspiele.de/fsdb/termine/2013/3/14970/index.html

Goetterdaemmerung 2013: Ende: 22:20
http://www.bayreuther-festspiele.de/fsdb/termine/2013/9/14974/index.html
 
Insofern vielleicht der Hinweis: Ja, ich befinde mich auf der Suche nach meinem Stil. Und finde es schwierig. Zumal ich denke, eigentlich sollte man über Kleidung gar nicht soviel Worte verlieren, man sollte einfach gut angezogen sein... So wie Geld oder PS: Man redet nicht drüber, man (bzw. das Automobil) hat "genug".

Nachdem ich auch ein paar Mal darüber nachgedacht habe, sah ich bluesmans post im WTIH und dann kam mir die Erkenntnis, dass sich deutscher Stil sehr viel durch die Abwesenheit von Extremen und mehr subtile und reduzierte Details auszeichnet.

Wenn ich das zitieren darf:
http://forum.stilmagazin.de/attachment.php?attachmentid=121146&stc=1&d=1435603379
http://forum.stilmagazin.de/attachment.php?attachmentid=119057&stc=1&d=1433965285

Das hier ist dann schon etwas weniger deutsch:

http://forum.stilmagazin.de/attachment.php?attachmentid=119763&stc=1&d=1434570383

Zum Vergleich (ein random post auf einer der Seiten)

http://forum.stilmagazin.de/attachment.php?attachmentid=119028&stc=1&d=1433949092

das wäre dann weniger deutsch und eher amerikanisch/italienisch/whatever:D.

Also
- reduzierte Farbgebung (dunkel, grau), aber hochwertiger und ggf. in sich (klein)gemusterter Stoff
- reduzierte Ausstattung (Pattentaschen, keine Tickettasche, kein außergewöhnliches Revers)
- eher Anzug als Kombination
- dunkle Schuhe ohne zuviel Verzierung, keine extreme Form
- dunkle Socken, nicht bunt gemustert (ggf. minimale Farbigkeit wie Falke Shadow)
- Hemden nicht grobkariert, keine ungewöhnlichen Farben
- Krawatte dezent, aber fein

Grob gesagt wären die Unterschiede zum englischen Stil
- dort gibt es schon mal exzentrische Details (laute Tweeds, bunte Socken)
- engl Country Stil (der klassische englische ist nicht so unterschiedlich)

Zum italienischen Stil
- mehr helle Töne
- keine Socken
- spitzere Schuhe
- rustikalere, ländliche Stoffe
- leichte Loafer

Zum amerikanischen
- mehr Baumwolle
- Bootsschuhe
- und eine ganze Reihe ebenso typischer Details

Das ist jetzt natürlich alles andere als historisch oder sartorial korrekt im Detail, gibt aber sowas wie eine Linie.

Insofern wärest du mit dezenten Anzügen in geschmackvollen, wenig auffallenden Kombinationen "typisch deutsch". Das stimmt aber auch mit einer ziemlich großen Teilmenge "guten Stils" hier im Forum überein.
 
- eher Anzug als Kombination
Konkret scheinen einige Anzüge in mehreren Farben vorhanden zu sein, beim Kauf weiterer Anzüge wäre es sehr sinnvoll, die Stoffe anhand der gewünschten/überwiegenden Trageanlässe auszuwählen und die überwiegend verfügbare "Massenware" mit höherwertigen/höherpreisigen Anbietern und Herstellern zu vergleichen.
Besteht bei den genannten Anzügen von Boss, Dressler, Cinque ein "gutes Tragegefühl", ist vielleicht einer der genannten Anzüge ein "Lieblingsanzug" (und weshalb?), werden die Anzüge eher als "Business" empfunden und wie verhält es sich dann bei Abendveranstaltungen oder Feierlichkeiten, wie könnte denn der perfekte "Opern-Anzug" zusammengestellt sein ?
https://stilmagazin.de/der-perfekte-anzug/

Mein Tipp: die mit etwas größerem Aufwand ausgewählten Sachen sollten gewissermaßen "Lieblingsstücke" werden, bei denen man sich freut, sie abwechselnd (jahreszeitlich, Trageanlass, Stimmung...) und gerne anzuziehen. :)
Hobbyartige Impulskäufe und Anhäufung spezieller Einzelstücke sind dann aber auch O.K. (für Fortgeschrittene).

Da einige Anzugkombinationen von bluesman528 gezeigt wurden: hier wird sehr deutlich, dass die Stoffe je nach Jahreszeit oder Trageanlass klare Unterschiede im Gewicht, der Webart und im Muster aufweisen.

Persönlich würde ich -ausgehend von den genannten Sakkos, die offensichtlich im "freizeitlichen" Kontext mit Bootsschuhen und Jeans etc. kombiniert werden- einen deutlichen Ausbau der sog. Kombinationen vorschlagen:
Der klassische Blaue Blazer, feiner gewebt oder offener wie Hopsack und evtl. in Materialmischungen (aber ohne 'Kunstfasern'...), kann mit entsprechenden Hosen in Grau-, Sand- und Weißtönen sehr vielseitig kombiniert werden.
Gleiches gilt für ein dezent farbiges und gemustertes "Sportsakko", bspw. für die wärmeren Temperaturen auch ungefüttert in Leinen/Wolle/Seide/Baumwollwe-Mischungen, ansonsten die jeweiligen Alternativen aus Schurwolle.
Dazu passende (Schnitt, Material) "Tuchhosen" und Chino-Versionen.



Hier erneut die Galerie der Maßschneiderei Losberg (einige werden bei den Krawatten und Stecktuch-Kombinationen gleich wieder hektische Flecken bekommen und es ist mal auch ein gefühlt DM- oder West-Germany-Modell dabei) mit, wie ich finde, dezent klassischen Stücken, die dann wohl in Richtung der genannten Stilbetrachtung anschaulich sein dürften.


Edit
Vierenzwanzischerbembel
Dazu eine "gerippte" Krawatte in Wetterau-Streuobstgoldfarben und ein Stück Ahle Blutworscht im Seckel(oder Brusttasche)... :D
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich stimme zu, dass bei klassischer Kleidung recht schwer ist etwas als typisch deutsch zu bezeichnen. Aber bei Schuhen gibt es den "Blücher", der ist nicht nur was den Namen betrifft sondern auch aufgrund der sehr reduzierten und doch klassischen Form eine schönes Beispiel dafür, was ich als deutschen Stil bezeichnen würde. Ich habe einige solche Schuhe machen lassen und finde es eine schöne individuelle Note. Die meisten Schuhträger haben nämlich entweder einen Derby oder einen Oxford am Fuß. Und es ist ein Detail, das wohl nur Kennern auffällt, das finde ich auch nett.
 
In der Schneiderei gab es bis Ende des 2 WK durchaus einen deutschen Stil.
Durch die politischen Umbrüche und Veränderungen ist dieser gemeinsam mit der Maßschneiderei verschwunden.

Was man heute als "deutsche Kleidung" bezeichnen kann?

Ich glaube, wirklich "deutsch" gibt es nicht, es gab zu jeder Zeit einen eigenen Stil…..welche Zeit will man sich da zum Vorbild nehmen und als "typisch deutsch" ansehen?
 
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