Sakko: Fäden in der Schulter?

Hallo nochmal

Vorab eine Frage: Ist das Sakko ein (der Bügel könnte es verraten) Kiton? Unter der Annhame das es eines ist, kann man von Handarbeit in weiten Teilen ausgehen. Aber das allein heisst nocht nichts (ich finde den Link nicht, aber im Styleforum wird das immer wieder anschaulich korrigiert, teilweise sind die von Verkäufern etc. angegebenen Stunden der tatsächlichen Handarbeit angeblich weit übertrieben). Aber der Qualität insgesamt tut das keinen Abbruch und die sichtbaren Nähte bedeuten nicht, dass NUR an diesen Stellen von Hand gearbeitet wurde, aber so ist es natürlich für den Kunden sehr gut erkennbar.

Am Armloch ist dies auch bei Hemden oft zu beobachten und macht wohl viel vom oft beschworenen, extrem angenehmen Tragegefühl bei Kiton aus.

Ja, es ist von Kiton. Dieser Link zum Thema Handarbeit würde mich interessieren.

Ich versuch´s so knapp wie möglich: bei günstigeren Anzügen/ Sakkos sind die Einlagen unter dem Oberstoff mit diesem fixiert (man sagt auch fused). Das ist die gängigste Verarbeitungsweise im Ready To Wear Bereich. Semi Canvas bedeutet, dass das Sakko zum Teil mit losen Einlagen versehen wurde. So werden in das Revers Rosshaar/ Kamelhaar eingearbeitet, man spricht auch vom Pikieren. Meist erfolgt diese Verarbeitung mit natürlichen Einlagen, die nicht mit dem Oberstoff verbunden sind dann aber nur für einen Teil des Sakkos (was von Hersteller zu Hersteller abermals unterschiedlich sein kann). Full Canvas bedeutet i.d.R., dass alle Einlagen aus natürlichen Materialien bestehen, Rosshaar, irisches Leinen, Baumwolle etc. Das hat die Vorteile, dass das Sakko länger formstabil bleibt und auch die Wellen, die nach der Reinigung oft auftreten treten kaum auf. Dadurch, dass der Träger Wärme und Feuchtigkeit an das Sakko abgibt und sich dieses über längere Zeit dem Träger immer besser anpasst.

Grüße, C

Diesen Teil verstehe ich nicht so ganz. Ich bin mir nicht mal sicher, ob das Sakko überhaupt Einlagen hat, man kann den Oberstoff jedenfalls problemlos durch das Innenfutter hindurch erkennen.
 
Ja, es ist von Kiton. Dieser Link zum Thema Handarbeit würde mich interessieren.

Bitte sehr der Herr: http://www.styleforum.net/showthread.php?t=39123&highlight=kiton+hand+work+hours

Diesen Teil verstehe ich nicht so ganz. Ich bin mir nicht mal sicher, ob das Sakko überhaupt Einlagen hat, man kann den Oberstoff jedenfalls problemlos durch das Innenfutter hindurch erkennen.

Was genau ist unklar? Sehr präzise und evtl. etwas anschaulicher kann Dir das der werte Camlot erklären. So er denn auf den Fred aufmerksam wird :D

Grüße, C
 
Handstichkanten haben imho nichts mit dem ominösen weißen Faden gemein, richtig? Ich habe ja extra betont, dass man vorsichtig sein muss, diese Fäden/ Nähte pauschal als Indiz für Handarbeit zu werten.


Wenn die Handstichkante von einer Maschine kommt, dann kommt der Faden normalerweise auch nur als Zierrat.
 


Danke für den Link, das werde ich mir mal genauer ansehen (bei meinem Sakko sollte auch ohne Aufschneiden das Innere zu erkennen sein, da das Innenfutter hier durchsichtig ist).

Was genau ist unklar? Sehr präzise und evtl. etwas anschaulicher kann Dir das der werte Camlot erklären. So er denn auf den Fred aufmerksam wird :D

Grüße, C

Ich glaube es hakt schon beim Verständnis wo man diese Einlagen bei einem Sakko findet.
 
Camara, Einlagen aus Kamelhaar hätte ich (außer als Mantelfutter) noch nie gesehen. Das Wird wohl Roßhaar/Leinen/Baumwolle heißen sollen. Fully canvassed nennt man lose/unfixierte Verarbeitung, partially canvassed/fused nennt man teilfixiert.

Zur Feststellung: Man nehme den Oberstoff an der Sakkovorderseite (idealerweise rechts auf Brusthöhe) zwischen zwei Finger und versuche, darunter eine zusätzliche, lose Einlage zu ertasten. Ist diese vorhanden, ist das Sakko zumindest teilweise unfixiert. Dann vergleiche man die Stoffdicke an der Jackenvorderseite (mit demselben Testverfahren) mit der des Jackenrückens. Ist der Stoff exakt gleich dick, ist er unfixiert, ist er geringfügig dicker oder lassen sich die aneinandergeriebenen Schichten nur mit Widerstand oder sehr, sehr leicht gegeneinander verschieben, ist der Stoff fixiert/verklebt.

Die Baumwolltfäden an der Schulternaht sind Unfug und Augenwischerei zur psychologischen Wertsteigerung. Man muß sie auch nicht übervorsichtig heraustrennen, sie haben keinen Einfluß auf die wirklichen Nähte.
 
Camara, Einlagen aus Kamelhaar hätte ich (außer als Mantelfutter) noch nie gesehen. Das Wird wohl Roßhaar/Leinen/Baumwolle heißen sollen. Fully canvassed nennt man lose/unfixierte Verarbeitung, partially canvassed/fused nennt man teilfixiert.

Ja, ist in der Tat recht selten. Ausgerechnet mein Arbeitgeber hat sich aber tatsächlich bei der neuen Linie Tailored Line für einen Mix aus Roßhaar und Kamelhaar entschieden.

Die Baumwolltfäden an der Schulternaht sind Unfug und Augenwischerei zur psychologischen Wertsteigerung. Man muß sie auch nicht übervorsichtig heraustrennen, sie haben keinen Einfluß auf die wirklichen Nähte.

Das ist wohl richtig, allerdings habe ich schon häufig gesehen, was passieren kann, wenn "Kunde" selbst Hand anlegt und versucht mit einer Schere oder einem Messer diese Fäden zu entfernen.

Gruß, C
 
Ja, ist in der Tat recht selten. Ausgerechnet mein Arbeitgeber hat sich aber tatsächlich bei der neuen Linie Tailored Line für einen Mix aus Roßhaar und Kamelhaar entschieden.



Das ist wohl richtig, allerdings habe ich schon häufig gesehen, was passieren kann, wenn "Kunde" selbst Hand anlegt und versucht mit einer Schere oder einem Messer diese Fäden zu entfernen.

Gruß, C

Der Arbeitgeber ist dann allerdings ein dreister Lügner (ich weiß, um wen es geht). Kamelhaar wird nicht als Einlagematerial verwendet. Klingt aber unglaublich nobel.
 
Der Arbeitgeber ist dann allerdings ein dreister Lügner (ich weiß, um wen es geht). Kamelhaar wird nicht als Einlagematerial verwendet. Klingt aber unglaublich nobel.

Ich finde den Umgangston manchmal schon ziemlich erstaunlich.
Kenne mich nicht weiter aus, will aber zwei Links beisteuern.
Einmal die nicht immer zuverlässige Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Verstärkung_(Schneiderei)
und einen Frankfurter Händler: http://www.naehzutaten.de/,
der dort: http://www.naehzutaten.de/HTML/kurzwaren/einlagen/einlagen.html
von Einlagen aus Kamelhaar spricht. Wenn es Differenzen gibt, warum bleibt
man dann nicht sachlich?
 
Nichts weiter, das haben sie nämlich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht.

Nachtrag:
Mea culpa, ich war wohl voreilig.

Ich telephonierte vorhin mit meinem Schneider und habe dabei dieses Thema vorgebracht. Als er mir erklärte, Kamelhaareinlagen seien in der Konfektion aus Kostengründen fast gänzlich unüblich, aber von einigen Herstellern --wenngleich nur als Beimischung und fast ausschließlich für Maßschneider- lieferbar, mußte ich mich direkt ein wenig ärgern, so voreilig gewesen zu sein.
Mein Schneider benutzt nach eigener Auskunft selbst sehr häufig Einlagen mit Kamelhaarbeimischung, da diese besonders weich seien -- unter anderem übrigens in dieser Jacke.

Den dreisten Lügner, den ich etwas vorschnell einem bekannten Deutschen Modehaus zuschieben wollte, nehme ich nun natürlich auf mich. Wenn man einen Fehler begangen hat, sollte man sich diesen eingestehen.

Camara hat somit Recht, Einlagen können, zu einem gewissen Prozentsatz, aus Kamelhaar bestehen und zeichnen besagtes Modehaus zumindest hinsichtlich der gewählten Arbeitsmaterialien in gewisser Hinsicht aus. Laut Auskunft meines Schneiders sind Einlagen mit Beimischungen von Kamelhaar deutlich teurer als welche aus Leinen, Baumwolle oder Roßhaar.
 
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