RTW Anzüge 2014 im Fokus

Super, dann sollten die Brionis dieser Welt gleich Einheitsgrößen anbieten, wenn ich für die Passform zahle. Wie üblich hast Du meinen Punkt nicht verstanden. Das wird in diesem Leben aber vermutlich auch nie mehr passieren. Ich zahle eine Kombination aus Verabeitungsqualität und Passform, deswegen kauft der Durchschnittsverbraucher im Outlet auch das größte Schnäppchen nur dann, wenn's ihm halbwegs passt (oder er das glaubt).
Na, warum denn gleich so sensibel ^^
Natürlich hängt die Passform auch von den verwendetetn Materialien ab. Das sollte logisch sein. Aber für welches Maß sich ein Hersteller an einer bestimmten Stelle entscheidet, was am Ende die Form ergibt, ist quasi völlig unabhängig von den Kosten.
Du zahlst das gesamte Teil, darin enthalten sind auch die Kosten für die Reinigungskraft der Firma sowie das Toilettenpapier der Werkstoilette. Alle Kosten müssen mit den Produkten verdient werden!
Aber die Maße des Teils sind unabhängig vom Endpreis.
Du selbst zahlst wenn es dir passt, aber das Teil ist nicht weniger wert nur weil ausgerechnet du nicht rein passt :D
Konfektion wurde mal erfunden, um die Bekleidungsfertigung zu rationalisieren. Diese Rationalisierung beruht auf industrieller Fertigung und Standardschnitten. Da wo ich die Rationalisierung aber gar nicht umsetze, sondern auf dem Verarbeitungsstandard des handwerklichen Schneiders bleibe, spare ich praktisch nichts (das was ich beim individuellen Zuschnitt spare, lege ich bei dem Bedarf der Lagerhaltung und der größeren Vorfinanzierung meiner Kollektion drauf) und kombiniert das schlechte beider Welten (hoher Fertigungsaufwand und Kompromisse bei der Passform).

Brioni/Kiton-Konfektion etc. sind für mich wie ein Kia Sorento, in den jemand den Zwöfzylinder von BMW eingebaut hat. Da passt für mich etwas nicht zusammen.
Und Brioni/Kiton MtM ist dann kein Sorento mehr?
Das ist doch Unsinn. Die Firmen forschen und rätseln natürlich im mit der Konfektion einen Schnitt bzw eine Form zu bekommen die möglichst vielen Menschen passt.
Ob bei mir jemand einen Regent kauft und ich ihn evtl. die Schulter und die Ärmel korrigiere, oder ich ihm das Teil schon mit den richtigen Maßen bestelle.... Da gibt es keine Unterschiede qualitativ!
Ich bin ein großer Fan von MtM, Bespoke sowieso, aber hochwertige Konfektion hat und hatte immer schon mehr Berechtigung als Billigzeugs.
 
Das ist doch Unsinn. Die Firmen forschen und rätseln natürlich im mit der Konfektion einen Schnitt bzw eine Form zu bekommen die möglichst vielen Menschen passt.
Ob bei mir jemand einen Regent kauft und ich ihn evtl. die Schulter und die Ärmel korrigiere, oder ich ihm das Teil schon mit den richtigen Maßen bestelle.... Da gibt es keine Unterschiede qualitativ!
Ich bin ein großer Fan von MtM, Bespoke sowieso, aber hochwertige Konfektion hat und hatte immer schon mehr Berechtigung als Billigzeugs.
Ich will dem seine Berechtigung auch gar nicht absprechen, weil ich weiß, dass viele (eher: 98% der) Menschen an den Anzugkauf ganz anders herangehen als ich. Möglicherweise bin ich von meiner etwas ungeraden Physis da auch befangen, aber für mich ist Highend-RTW etwas für Leute, ...
  1. die Kleidung nicht als eine Art Hobby betreiben,
  2. die nicht viel Zeit in den Beschaffungs- und Planungsprozess investieren wollen,
  3. die inspirierende Vorschläge anhand von konkreten fertigen Anzügen brauchen, um überhaupt irgendetwas einkaufen zu können,
  4. denen das Passformergebnis bis zu einem gewissen Grad egal ist (oder die zu den 15-20% der Männer gehören, die mit ein paar kleinen Änderungen in Konfektion objektiv eine sehr gute Passform erreichen) und
  5. die genügend finanzielle Mittel haben, um einfach zum renommiertesten Hochpreis-Anbieter zu greifen, ohne groß über Details nachzudenken und abwägen zu müssen und damit ein Produkt bekommen, das in einer Betrachtung ihrer Peer Group zumindest als angemessen gut gilt.

D.h., sie verlangen im Ergebnis viel weniger vom Produkt als die meisten aktiven Forumsmitglieder und sind deshalb auch eine ganz andere Zielgruppe. Ich glaube, viel von dem Erfolg von Highend-RTW liegt daran, dass es heute kaum noch öffentlich bekannte Kleidungsvorbilder mit sehr gut passender sartorialer Kleidung gibt. Von daher hat sich der Anspruch an "sehr gut passend" einfach deutlich nach unten verschoben und sein Gewicht als Kriterium für Kleidung ist stark verwässert worden.

Ich denke, im gleichen Maß ist die beschriebene Zielgruppe von reiner Maßfertigung auf Highend-RTW umgeschwenkt, das vielleicht aus der deutschen Bespoke-Perspektive im Vergleich auch einmal die schnittigeren, modischeren Schnittformen bot. Aber ist das dann der Qualität von Highend-RTW (und zwar nicht abstrakt an einer vordefinierten Kleiderpuppe, sondern an real existierenden Trägern) geschuldet oder einfach einem verminderten Grad an Bedeutung, die die Träger mangels alltäglichen Vergleichsmöglichkeiten einem tatsächlich gut passenden Anzug zumessen?

Wirtschaftlich macht das natürlich keinen Unterschied. Was verkauft wird, beweist dadurch seine Berechtigung. Aber wir beleuchten das Thema ja hier mit einem größeren persönlichen Involvement (das wir im Schnitt vielleicht auch mehr haben als finanzielle Mittel in einer entsprechenden Größenordnung :)) und ich denke, das macht dann auch den Unterschied der hiesigen Meinungen zu Highend-RTW aus.
 
Ganz genau. Deine korrekte Auflistung zeigt doch ganz deutlich wie sehr man einen "gehobenen Standard" braucht.
Daher ist und bleibt der Vergleich mit einem 12Zylinder Kia auch Unsinn :)

Wenn es nur noch Bespoke Schneider gibt und im RTW Bereich nach Boss Schluss wäre, ich denke nicht dass das für die Männermode von Vorteil wäre.

Es ist halt schwierig den Leuten zu vermitteln das es nicht Preis entscheident ist welches Maß der Zuschneider auf den Stoff zeichnet. Aber genau dieser Schritt die Passgenauigkeit beinhaltet.

Verwirrender wird es dann noch wenn man einen Boss RTW 699€ in der Hand hat und der Verkäufer was von Boss MTM ab 1.600€ erzählt... Ohne zu erwähnen das zwischen diesen Teilen verarbeitungstechnisch Welten liegen...

Zu verstehen das man aus ein und dem selben Tuch einen Anzug für 649€ und einen für 1.499€ machen kann, und beide Teile abolut preisgerecht sind, sollte die Basis sein für jeden der sich mit Kleidung beschäftigt.
 
Werden nicht wesentliche Teile von Loake Schuhen auch in Indien hergestellt und dann für letzte Arbeitsschritte einmal durch Northhampton geschleust, um schließlich per Internet verkauft zu werden?

Wenn ich gehobene Kleidung kaufen möchte und bestimmte Vorlieben in Sachen Schnitt etc. habe, muss ich mich wohl darauf einstellen, dass das nicht überall vor Ort vorgehalten wird. Also muss es doch neben Highend-MTM in Mailand, Neapel oder Rom oder sonstwo auch Konfektion geben, die ich von der Stange kaufen kann.
Und wenn ich diese handelbare Ware habe, wird doch der Markt auch dafür sorgen, dass es Einsteigermodelle für einen günstigeren Preis gibt, die alle Rationalisierungsmöglichkeiten nutzen.

Meermin arbeitet so, SuitSupply sowieso. Zum Produkt gehört dann nicht nur die gute Form, sondern auch die perfekte Logistik. Ist das per se schlecht? Einige Italiener holen sich günstige Arbeitskräfte nach Hause und installieren ihre gediegeneren Sweatshops made in Italy. Und wieder andere sehen eben eine vertikale Integration komplett in Italien, womöglich mit viel Handarbeit, als USP, die brauchen keine günstigen Preise - vermutlich v.a. interessant für IGents mit Leerlauf im Büro. ;)

Manchmal glaube ich, viele Sakkos werden nicht von Fäden, sondern von romantischen Vorstellungen zusammengehalten. Aber das ist vielleicht der halbe Spaß.
 
Werden nicht wesentliche Teile von Loake Schuhen auch in Indien hergestellt und dann für letzte Arbeitsschritte einmal durch Northhampton geschleust, um schließlich per Internet verkauft zu werden?

Nein, die werden in Indien komplett gefertigt und das Leder wird auch nicht aus UK dorthin verschippert sondern kommt aus Indien. Dann nach UK und dann lokal oder per Internet verkauft.
 
Aber es stimmt schon: ein Argument ist sicherlich, ich kaufe einfach das Teuerste und kann es sofort mitnehmen, dabei kann man kaum Fehler machen, bis auf den, vielleicht zuviel zu bezahlen.
Möglichkeiten Fehler zu machen sind in jeder Preislage, jedem Land und jeder Marke möglich...
Selbst beim Consulting läuft man Gefahr von der geballten Kompetenz "erschlagen" zu werden, und am Ende ein Teil zu haben welches vielleicht jeden eingefleischten Bespoke Fan begeistert, mir aber am Ende gar nicht gefällt.
Dennoch empfehle ich jedem mal solch ein Erlebnis einzugehen.

Viele Käufer von hochwertiger Konfektion wollen maximale Bequemlichkeit, maximale Optik/Passform, sicher auch im Gewissen Maßen soziale Produktionsbediengungen aber eben das alles mit geringen Aufwand beim Einkauf.
Oft ist Kleidung kein Hobby, sondern ein Muss welches so angenehm wie möglich sein soll.
Wenige Marken könnten heute allein von den Maßteilen überleben.

Aber um mal den Bogen zum Topic wieder zu spannen, solche Zusammenstellungen bzw Auflistungen müssten viel mehr verbreitet und auch ausgebaut werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir fehlt d'Avenza in der Aufstellung und neu war für mich die Wertigkeit von Oxxford, wobei mir die amerikanischen Schnitte meist zu "hausbacken" sind.

Oxxford ist fuer mich das beste Beispiel der Problematik des Qualitaetsbegriffs bei Kleidung im Allgemeinen, oder RTW Anzeugen im Allgemeinen.
Hier wird ja scheinbar (div. Blogs haben das alles schon mal aufgesaebelt) hoechster Anteil an Handarbeit etc. pp. geleistet. Dennoch kommen diese Sakkos fuer mich nicht in Frage, weil ich sie stilistisch fuer unschoen halte. Was hilft mir eine aesthetische Zierde, Kleidung, wenn ich sie als unaesthetisch empfinde? Qualitaet (m.E. generell, aber besonders bei Kleidung) ist eben - untrennbar - das Gute und das Schöne. Und wer mir nicht glaubt, liest besser mal Wittgenstein :p
 
Persönlich nehme ich lieber ein paar Taler mehr in die Hand, als so einen SUSU Anzug zu kaufen, der für die , ähh, stabilere Fraktion eh nicht so gut geeignet ist ( vom Schnitt her)

Da wäre ich mir nicht so sicher. Verarbeitet sind sie für das Geld jedenfalls sehr gut. Ob einem jeder Schnitt gefällt, ist eine andere Frage. Qualitativ kann man auf den ersten Blick nicht meckern.

Brioni ist meiner Meinung nach einer der überbewertesten Hersteller überhaupt und ist ziemlich genau auf einem Verarbeitungslevel mit Caruso/Corneliani/Canali - kostet dafür mehr als doppelt so viel.

Das halte ich für eine gewagte These. Ich habe ja aber das Gefühl, daß auch Brioni seit längerem verschiedene Qualitätsstufen anbietet (auch wenn sie das nach außen nicht kennzeichnen, soweit ich weiß. Vielleicht weiß CN da mehr...). Die Brioni-Anzüge, die man hier beim Dietl bekommt, spielen mMn in einer ganz anderen Liga als die Anzüge bei Lodenfrey. Über diese bin ich auch immer (für den aufgerufenen Preis) ziemlich enttäuscht.
 
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