bluesman528
Ruhrpotthanseat
Du darfst da halt nicht nur die Werbebilder anschauen. Sonst kannst Du auch bei Canali, Caruso, Corneliani, Pal Zileri bis hoch zu Attolini nichts mehr kaufen.Persönlich nehme ich lieber ein paar Taler mehr in die Hand, als so einen SUSU Anzug zu kaufen, der für die , ähh, stabilere Fraktion eh nicht so gut geeignet ist ( vom Schnitt her)
Ich denke, hier gibt es eine ganze Reihe von "Stabileren", die unter den vielen SuSu-Schnittformen etwas für sich gefunden haben. Und dass man dort ein Full-Canvassed-MTM mit renommierten Top-Stoffen zu Preisen bekommt, die etwa bei der Hälfte der Konfektionsangebote der genannten Mittelklasse-Mitbewerber liegen, ist zumindest für mich, der ich auch etwas physically challenged bin, ein echtes Argument. Mag sein, dass am Ende nur der Geiz aus mir spricht , aber ich kenne sowohl die einen als die anderen Produkte aus eigener Erfahrung, kann also auch vergleichen.
Tja, das ist halt genau das Verkaufskonzept, durch das der niedrigere Preis zustande kommt. Wenn Dich das mehr stört als Dir die resultierende Kleidung gefällt, musst Du natürlich auf die genannten Wettbewerber zurückgreifen.Abgesehen davon ist dieses nach Asien senden und retour auch eher nix für mich, erinnert mich an Fisch aus Norwegen, der in Spanien verarbeitet wird und in Polen verpackt um dann im Discounter für ein fuffzich rumzuliegen. Das burnt mich nicht an, sorry an die SUSU Homies.
Ich muss aber sagen (und hier ist jetzt auch ein guter Themenbezug dafür ), dass ich in einer globalisierten Welt nicht mehr nachvollziehen kann, automatisch nur regionale Produktionen sympathischer zu finden. Komplexere Kleidungsprodukte wie Anzüge & Co. kennzeichnen sich ja nicht nur durch die Produktion, sondern auch genauso durch die dem zugrundeliegenden Ideen, die regionale Distribution und die Dienstleistungen drumherum, die nach wie vor lokal/regional erbracht werden müssen. Man kauft ja einen Anzug nicht wie eine Dose Thunfisch beim Aldi, da ist mehr dran.
Mir gefällt die romantische Idee vom Schneider an seinem Tisch im trüben Licht umgeben von Stoffballen auch, aber eine Anzugfabrik in Italien hat damit genauso wenig zu tun wie eine Anzugfabrik in China. Und bei einem so komplexen Produkt (jedenfalls auf dem Niveau Suitsupply vs. Caruso/Corneliani/Canali/Pal Zileri) reden wir auch nicht von asiatischen Sweatshops, sondern von qualifizierten Arbeitsplätzen. Interessant ist für mich dann vor allem, was hinten raus kommt. Und da es sowieso nicht am Ort des Ladenlokals erzeugt wird, welche Rolle spielt es dann noch, ob es aus Italien, Polen, Tschechien, Ungarn, Portugal vs. China kommt (es sei denn, die Qualität wäre automatisch in den genannten Ländern besser als in China, was keineswegs gegeben ist, sondern vor allem von den Vorstellungen des Auftraggebers abhängt)? Distributionswege erfordert es allemal und die sind bei Labels, die in tausenden unterschiedlicher Ladenlokale weltweit angeboten werden, sicherlich aufwändiger als in einem vertikal integrierten System wie Suitsupply, das mit einer zentralen Verteilung nur eigene Läden bedient. Der größte Aufwand in der Distribution liegt immer in den letzten Meilen, nicht auf den längsten Transportwegen.
Die Romantik der handgemachten lokalen Kleidungserzeugung, die in unseren Köpfen als weiches Qualitätskriterium diffus herumspukt, hat man nur bei Bespoke. Und selbst da kommen der Stoff, die Knöpfe, der Futterstoff, die Einlagenmaterialien usw. usf. i.d.R. von weit her.