RTW Anzüge 2014 im Fokus

Persönlich nehme ich lieber ein paar Taler mehr in die Hand, als so einen SUSU Anzug zu kaufen, der für die , ähh, stabilere Fraktion eh nicht so gut geeignet ist ( vom Schnitt her)
Du darfst da halt nicht nur die Werbebilder anschauen. Sonst kannst Du auch bei Canali, Caruso, Corneliani, Pal Zileri bis hoch zu Attolini nichts mehr kaufen. :)

Ich denke, hier gibt es eine ganze Reihe von "Stabileren", die unter den vielen SuSu-Schnittformen etwas für sich gefunden haben. Und dass man dort ein Full-Canvassed-MTM mit renommierten Top-Stoffen zu Preisen bekommt, die etwa bei der Hälfte der Konfektionsangebote der genannten Mittelklasse-Mitbewerber liegen, ist zumindest für mich, der ich auch etwas physically challenged bin, ein echtes Argument. Mag sein, dass am Ende nur der Geiz aus mir spricht :D, aber ich kenne sowohl die einen als die anderen Produkte aus eigener Erfahrung, kann also auch vergleichen.

Abgesehen davon ist dieses nach Asien senden und retour auch eher nix für mich, erinnert mich an Fisch aus Norwegen, der in Spanien verarbeitet wird und in Polen verpackt um dann im Discounter für ein fuffzich rumzuliegen. Das burnt mich nicht an, sorry an die SUSU Homies.
Tja, das ist halt genau das Verkaufskonzept, durch das der niedrigere Preis zustande kommt. :) Wenn Dich das mehr stört als Dir die resultierende Kleidung gefällt, musst Du natürlich auf die genannten Wettbewerber zurückgreifen.

Ich muss aber sagen (und hier ist jetzt auch ein guter Themenbezug dafür :)), dass ich in einer globalisierten Welt nicht mehr nachvollziehen kann, automatisch nur regionale Produktionen sympathischer zu finden. Komplexere Kleidungsprodukte wie Anzüge & Co. kennzeichnen sich ja nicht nur durch die Produktion, sondern auch genauso durch die dem zugrundeliegenden Ideen, die regionale Distribution und die Dienstleistungen drumherum, die nach wie vor lokal/regional erbracht werden müssen. Man kauft ja einen Anzug nicht wie eine Dose Thunfisch beim Aldi, da ist mehr dran.

Mir gefällt die romantische Idee vom Schneider an seinem Tisch im trüben Licht umgeben von Stoffballen auch, aber eine Anzugfabrik in Italien hat damit genauso wenig zu tun wie eine Anzugfabrik in China. Und bei einem so komplexen Produkt (jedenfalls auf dem Niveau Suitsupply vs. Caruso/Corneliani/Canali/Pal Zileri) reden wir auch nicht von asiatischen Sweatshops, sondern von qualifizierten Arbeitsplätzen. Interessant ist für mich dann vor allem, was hinten raus kommt. Und da es sowieso nicht am Ort des Ladenlokals erzeugt wird, welche Rolle spielt es dann noch, ob es aus Italien, Polen, Tschechien, Ungarn, Portugal vs. China kommt (es sei denn, die Qualität wäre automatisch in den genannten Ländern besser als in China, was keineswegs gegeben ist, sondern vor allem von den Vorstellungen des Auftraggebers abhängt)? Distributionswege erfordert es allemal und die sind bei Labels, die in tausenden unterschiedlicher Ladenlokale weltweit angeboten werden, sicherlich aufwändiger als in einem vertikal integrierten System wie Suitsupply, das mit einer zentralen Verteilung nur eigene Läden bedient. Der größte Aufwand in der Distribution liegt immer in den letzten Meilen, nicht auf den längsten Transportwegen.

Die Romantik der handgemachten lokalen Kleidungserzeugung, die in unseren Köpfen als weiches Qualitätskriterium diffus herumspukt, hat man nur bei Bespoke. Und selbst da kommen der Stoff, die Knöpfe, der Futterstoff, die Einlagenmaterialien usw. usf. i.d.R. von weit her.
 
Sicher, aber den Ruf von Ausbeutung, schlechten Umgang und Ausnutzen, bis hin zu schlimmeren Dingen, hat sich China im Laufe der Jahre nun mal zugelegt.
Das kommt ja nicht von irgendwo, auch nicht von "eifersüchtigen" Westproduktionen....
Das dann auch Hersteller/Firmen/Marken automatisch schlecht gemacht werden ist natürlich ungerecht, aber in Hinblick auf die "normalen Billigproduktionen" sicherlich besser zu verschmerzen....
Positive Beispiele gibt es ja auch, wie vanLaack zB.

Edit
Mein Englisch ist NOCH schlechter als mein Deutsch, gibt es einen Grund warum in der Auflistung Scabal und Regent fehlen??
 
Zuletzt bearbeitet:
Du meinst, gute Produkte, die preislich und imagemäßig so aufgestellt werden, dass sie obszön überteuert sind, sollten Immunität vor Vergleichen mit Marken mit weniger intensivem Marketing genießen?
Das ist ja der Sinn von Imagemarketing, die bei Luxusartikeln auch mal ein Drittel des Endpreises ausmachen kann, dass sie obszöne Überteuerung sachlich verargumentiert, weil man durch die Kopfbilder der Werbemaßnahmen einen emotionalen und evtl. sogar sozialen Zusatznutzen generiert. :)

Aber bei aller Vorliebe muss man schon sagen, dass die Highend-Konfektionsprodukte wie RLPL/Brioni und Co. auch gegenüber den Mainlines von Caruso/Corneliani/Canali einen deutlichen Qualitätsvorsprung hat, nicht nur gegenüber Suitsupply.

Die Frage ist eher, wo man da seinen persönlichen Kompromiss aus handwerklicher und passformbezogener Perfektion vs. Preis findet. Ab einer gewissen Preisgrenze würde z.B. ich heute nicht mehr ohne eine wie auch immer geartete Maßanfertigung leben wollen. Dann bleibt für mich auch die Highend-Konfektion reizlos.
 
Aber bei aller Vorliebe muss man schon sagen, dass die Highend-Konfektionsprodukte wie RLPL/Brioni und Co. auch gegenüber den Mainlines von Caruso/Corneliani/Canali einen deutlichen Qualitätsvorsprung hat, nicht nur gegenüber Suitsupply.

Brioni ist meiner Meinung nach einer der überbewertesten Hersteller überhaupt und ist ziemlich genau auf einem Verarbeitungslevel mit Caruso/Corneliani/Canali - kostet dafür mehr als doppelt so viel.

Das der Artikel zu einer Diskussion rund um Suit Supply führen würde, war leider zu befürchten und das, wo in dem Artikel 39 Firmen aufgelistet sind.
 
Mir fehlt da die breite Erfahrung im absoluten Premiumbereich, da ich immer nur mal Einzelstücke in der Hand hatte bzw. besitze. Ausgehend von der wenigen Erfahrung hätte ich Brioni und Kiton schon noch mal eine Ecke über RLPL angesiedelt und deswegen als "preiswerter" empfunden. Auch ist sicher RLPL noch einen Tacken besser als einen La Spalla.

Generell finde ich Konfektion in dieser Preisklasse aber bizarr, denn obwohl ich sagen würde, dass ich mit viel Konfektion und wenigen Änderungen gut zurecht komme, würde ich dann erstmal die Priorität bei der Passform setzen. Es ist ja irgendwie bizarr, wenn das Ding die tollste Schneiderschulter hat, die Schulter aber leider dimpelt und oben zu breit ist.

Wenn ich mal so 2000 EUR als Demarkationslinie zu Bespoke setze (tschechische Ausnahmen mal außen vor ;)), kann RTW das teuerer ist, niemals eine vernünftige "Value Proposition" sein.

Deswegen stellt mich auch eher eine ganz andere Frage vor ein Problem: Drei La Spalla kaufen oder einen Anzug über Grimod machen lassen (wobei ich wahrscheinlich Ende des Jahres letzteres mal probiere, wenn noch ein paar Kilo runter sind)? RLPL ziehe ich gar nicht (mehr) in Betracht, außer im Outlet hängt einer, der ein EUR 1000-Preisschild dran hat, das wäre dann was anderes ...
 
Generell finde ich Konfektion in dieser Preisklasse aber bizarr, denn obwohl ich sagen würde, dass ich mit viel Konfektion und wenigen Änderungen gut zurecht komme, würde ich dann erstmal die Priorität bei der Passform setzen. Es ist ja irgendwie bizarr, wenn das Ding die tollste Schneiderschulter hat, die Schulter aber leider dimpelt und oben zu breit ist.
Du zahlst ja nicht die Passform sondern die Qualität (im schlimmsten Fall noch den Namen).
Klar, wenn dir Brioni von der Stange nicht passt und du nen guten Schneider bei Kuhn bekommst..... Dann wird dir der Kuhn besser passen.... Die Qualitativen Unterschiede bleiben aber dennoch bestehen....hier passt *Äpfel mit Birnen vergleichen* nahezu perfekt.
 
Du zahlst ja nicht die Passform sondern die Qualität (im schlimmsten Fall noch den Namen).
Klar, wenn dir Brioni von der Stange nicht passt und du nen guten Schneider bei Kuhn bekommst..... Dann wird dir der Kuhn besser passen.... Die Qualitativen Unterschiede bleiben aber dennoch bestehen....hier passt *Äpfel mit Birnen vergleichen* nahezu perfekt.
Super, dann sollten die Brionis dieser Welt gleich Einheitsgrößen anbieten, wenn ich für die Passform zahle. Wie üblich hast Du meinen Punkt nicht verstanden. Das wird in diesem Leben aber vermutlich auch nie mehr passieren. Ich zahle eine Kombination aus Verabeitungsqualität und Passform, deswegen kauft der Durchschnittsverbraucher im Outlet auch das größte Schnäppchen nur dann, wenn's ihm halbwegs passt (oder er das glaubt).

Konfektion wurde mal erfunden, um die Bekleidungsfertigung zu rationalisieren. Diese Rationalisierung beruht auf industrieller Fertigung und Standardschnitten. Da wo ich die Rationalisierung aber gar nicht umsetze, sondern auf dem Verarbeitungsstandard des handwerklichen Schneiders bleibe, spare ich praktisch nichts (das was ich beim individuellen Zuschnitt spare, lege ich bei dem Bedarf der Lagerhaltung und der größeren Vorfinanzierung meiner Kollektion drauf) und kombiniert das schlechte beider Welten (hoher Fertigungsaufwand und Kompromisse bei der Passform).

Brioni/Kiton-Konfektion etc. sind für mich wie ein Kia Sorento, in den jemand den Zwöfzylinder von BMW eingebaut hat. Da passt für mich etwas nicht zusammen.
 
Konfektion wurde mal erfunden, um die Bekleidungsfertigung zu rationalisieren. Diese Rationalisierung beruht auf industrieller Fertigung und Standardschnitten. Da wo ich die Rationalisierung aber gar nicht umsetze, sondern auf dem Verarbeitungsstandard des handwerklichen Schneiders bleibe, spare ich praktisch nichts (das was ich beim individuellen Zuschnitt spare, lege ich bei dem Bedarf der Lagerhaltung und der größeren Vorfinanzierung meiner Kollektion drauf) und kombiniert das schlechte beider Welten (hoher Fertigungsaufwand und Kompromisse bei der Passform).

Das ist richtig, aber du hast eins vergessen. Konfektion ermöglicht es dem Kunden, den Gesamteindruck an seiner eigenen Person zu evaluieren, bevor er eine Kaufentscheidung trifft. Ich kann meinem Schneider noch so sehr vertrauen, ich muss doch das Produkt vorweg planen.

Das ist das gleiche beim individuellen Fertighaus. Freunde haben sich ein Fertighaus beim Anbieter "maßschneidern" lassen (sowas wie Kiton MTM). Sieht mäßig aus und hat bei ähnlicher Größe und Ausstattung das doppelte gekostet wie unser Haus. Bei unserem letzten Haus hatte ich schon einiges an Erfahrung und habe ich trotzdem mehr als 2 Jahre vorweg geplant. Ich kenne Leute, die würden sich nie ein Haus bauen, sondern nur ein fertiges kaufen. "Ich muss drin stehen und es besichtigen können". Bei vielen modernen Bauten denke ich "die haben auf dem Plan bestimmt toll ausgesehen", stimmen aber vom Material oder der Einbindung in die Umgebung überhaupt nicht.

Insofern hat auch High End RTW seine Berechtigung. Präsentation vor Ort und Evaluationsmöglichkeit sind Dienstleistungen des Handels, die eben für viele auch "was wert" sind.
 
Da bin ich grundsätzlich dabei, finde das allerdings eher eine Anfängerperspektive, in der ich sowieso zu günstiger Konfektion riete, denn was im Geschäft noch gefallen hat, kann abends daheim oder ein paar Wochen später schon deutlich anders wahrgenommen werden. Wenn man mal konkretere Vorstellungen von dem hat, was man gerne möchte, ist das Risiko bei Bespoke auch kleiner.

Das Haus ist ein schönes Beispiel, aber das baut man halt meist nur einmal im Leben. Wenn ich alle drei Jahre ein neues Haus planen (lassen) würde, hätte ich wahrscheinlich nach der dritten oder vierten Iteration ein ziemlich gutes Gefühl dafür, wie der Plan sich als echtes Haus macht, vielleicht nicht auf dem professionellen Niveau eines Architekten, aber so dass es keine großen Enttäuschungen mehr geben sollte.
 
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