Robustheit vs. Eleganz, oder: Ist das Praktische unästhetisch?

Form and Function

Porsche Design baut sein ganzes Image um diesen (scheinbaren?) Konflikt auf:

Es gibt einen gut gemachten Imagefilm "The Battle" der einige Gedanken hierzu darstellt:

http://www.youtube.com/watch?v=Y-r0xJVZv2g

Jetzt bin ich ja mal gespannt auf die Stilkritik an den Rollen...
 
Für mich ist Eleganz die überflüssige Schönheit und praktische Ästhetik die notwendige Einfachheit.Mich fasziniert letzteres mehr, Qualität in der Herstellung, auf Funktionalität reduziertes Design und hochwertige Materialien verschmelzen meist zu etwas sehr schönem. Und nützlichem.

Word!

Grüße, Ted.
 
(...) ist die viel beschworene Sprezzatura nicht gerade durch die Verbindung von Eleganz und Zweckmäßigkeit möglich? Skandinavisches Design oder Bauhaus haben genau diesen Brückenschlag versucht, und meiner bescheidenen Meinung nach auch sehr oft geschafft. (...)

*unterschreib*

(...) Allerdings bildet z.B. englische Country-Kleidung eine ideale Symbiose zwischen Eleganz und praktischer Robustheit (...)

Ganz meine Meinung.

(Das ist ja super: In diesem Strang muss ich gar nichts mehr selbst schreiben, da meine Ansichten immer schon exakt formuliert und voll zitierfähig gepostet werden... Faszinierend!:D)

Grüße, Ted
 
Jetzt muss ich doch noch meinen Senf zu Historians Beitrag loswerden, nachdem er mittlerweile mehrfach aufgegriffen wurde:

Weder Bauhaus noch Sprezzatura sind Konzepte, die einen Brückenschlag zwischen Eleganz und Zweckmäßigkeit versuchen. In meiner Wahrnehmung sind es sogar Gegensätze. Im Bauhaus wurde versucht, Design massenhaft produzierbar zu machen, indem man nicht die Form zuerst bestimmt, sondern vielmehr ein Bewußtsein für Form zu schaffen versucht hat, die sich streng aus der Funktion ergibt. Sprezzatura dagegen ist die Kunst, kompliziertes mühelos erscheinen zu lassen und damit in seiner Konzeption künstlich überformt wie wenig anderes, weil sie das Einfache mit Mitteln des Komplexen zu erzeugen versucht.
In keiner der beiden Philosophien erkenne ich eine Brücke zwischen Eleganz und Zweckmäßigkeit, Gemeinsamkeiten erst recht nicht.
 
In keiner der beiden Philosophien erkenne ich eine Brücke zwischen Eleganz und Zweckmäßigkeit, Gemeinsamkeiten erst recht nicht.

Bei dem Bauhaus Gedanken bin ich relativ dabei. Gerade die Bauhaus Philosophie bedeutet (zumindest für mich) eine unvergleichliche Eleganz, definiert durch Zurückhaltung und nicht durch Staffage.

ed.. Also genau das
Luteno hat gesagt.:
Für mich ist Eleganz die überflüssige Schönheit

nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zunächstmal ein herzliches Hallo in die Runde.

Ich denke, es hängt im wesentlichen davon ab, in welchem Kontext und mit welcher assoziation die Begriffe ihre Anwendung finden, da Sprache es mit sich bringt, dass eine individuell geprägte begriffliche Unschärfe transportiert wird.

Wenn mit "elegant" im wesentlichen auch "schlicht und filigran" gemeint ist, dann ist es natürlich ein klarer Widerspruch zu einem mit "klobig und grobschlächtig" belegten Verständnis von "robust".

Praktisch, ästhetisch, elegant, zweckmäßig und robust sind meiner Ansicht nach jedoch eher komplementäre als substitutive Eigenschaften einer Sache.

Ein Gegenstand kann durchaus elegant in der Formgebung, robust hinsichtlich der Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit und darüber hinaus auch noch zweckmäßig und praktisch was die Funktion angeht sein.
 
Weder Bauhaus noch Sprezzatura sind Konzepte, die einen Brückenschlag zwischen Eleganz und Zweckmäßigkeit versuchen. In meiner Wahrnehmung sind es sogar Gegensätze. Im Bauhaus wurde versucht, Design massenhaft produzierbar zu machen, indem man nicht die Form zuerst bestimmt, sondern vielmehr ein Bewußtsein für Form zu schaffen versucht hat, die sich streng aus der Funktion ergibt.
In keiner der beiden Philosophien erkenne ich eine Brücke zwischen Eleganz und Zweckmäßigkeit, Gemeinsamkeiten erst recht nicht.

Seh ich komplett anders.
Sowohl bei der Bauhaus Architektur wie auch bei den Möbeln war der Gedanke, hochwertiges modernes Design mit praktischer Funktionalität zu verbinden.

Für mich sind Bauhaus oder hochwertiges Industriedesign die besten Beispiele, dass Eleganz und Funktionalität super zusammenpassen.

Das Iphone wurde ja bereits genannt.

Spontan fallen mir ein:

Loewe Fernseher: tolle Qualität made in Germany, gute, aber ausgereifte Technik und tolles Design.

Ideales Beispiel die Premiumhersteller der Autobranche:
- ein 5er BMW oder eine E-Klasse sind wunderschöne Autos, die stilsicheres Design, mit hoher Alltagstauglichkeit und viel Fahrspaß kombinieren.

Ich sehe es so, als Matrix mit 4 Feldern:
-Eleganz ohne große Alltagstauglichkeit (Designer-Abendkleid, ein Ferrari) gibt es
- Eleganz mit Alltagstauglichkeit gibt es auch (die gannten Beispiele)
- hässlich und praktisch gibt es (genug Beispiele in jedem Haushalt)
- hässlich und unpraktisch gibt es auch (zb Kram aus dem 1 € Shop)

Bei Kleidung geht eben Alltagstauglichkeit und Eleganz.
Zu dem T-Shirt Beispiel:
- ich finde beispielsweise Hemd und Sakko deutlich praktischer als T-Shirt und Pullover;)
- Hier hab die Möglichkeit, Visitenkarten, Handy, Füller unterzubringen.
- Auf Temperaturänderungen kann man reagieren, ohne seltsam auszusehen. Ein Jacket anziehen kommt in Gesellschaft besser, als einen Pullover über den Kopf zu ziehen...
 
Ja, aber das impliziert doch, daß man Bauhaus-Design objektiv als schön empfinden kann. Kann man das? Unabhängig davon, wie ich persönlich dazu stehe, glaube ich eher, daß beim Bauhaus, wie im Grunde in jeder ästhetischen Richtung (nur vielleicht radikaler oder unverbrauchter), zuerst definiert werden muß: "Das ist jetzt schön!" um daraus dann eine Kohärenz von Schönheit und Nutzen ableiten zu können.

Meine Fragestellung war eher in folgende Richtung gedacht: Kann man Schönheit im Sinne von formaler Bearbeitung (nennen wir es mal: geformtes) und Nutzen im Sinne von schlichter Zweckerfüllung (nennen wir es der Konsequenz halber: gebrauchtes) irgendwie in einem System zusammenbringen, ohne sich dabei mit Suggestion behelfen (Form und Funktion in perfekter Synergie, bla bla bla, das Praktische ist das Schöne, bla bla bla) zu müssen?
 
Streng genommen ist Objektivität die Unabhängigkeit der Beschreibung eines Sachverhalts vom Beobachter. Schönheit ist die Beurteilung eines Gegenstandes durch einen Beobachter.

Daraus folgt für mich, dass "objektive Schönheit" ein Widerspruch in sich ist, und deshalb nicht existiert.

Nutzen ist ebenfalls eine Beurteilung, allerdings in Beziehung zu einem bestimmten Ziel oder Zweck. Ich denke, Schönheit und Nutzen sind damit unabhängig voneinander.

Insofern stimme ich El_Jorge zu: Schönheit und Nutzen bilden eine Koordinatensystem (eine Matrix mit 4-Feldern), auf dem sich jeder Gegenstand einordnen lässt. Die Einordnung ist allerdings subjektiv.
 
Ich denke es gibt ein paar Millionen Menschen die jeden Morgen sich überlegen was sie anziehen, ohne Mode zu ihren Hobby zu machen.
Die ziehen das an was gefällt und zum Anlass praktisch ist....
Für die, in ihrem eigenen Sinn, erfüllen sie also diesen Punkt :)

Sind das dann die mit den Anoraks? :cool:

Claus, ein guter Punkt. Allerdings sind sowohl Schönheit (vielleicht ein zu reizender Begriff, daher war spreche ich mich ja auch für einen Terminus wie "geformtes" aus) als auch Nutzen ("gebrauchtes") objektivierbar, sei es per Feldstudie oder sonstwie.
Auch fände ich es verfehlt, Dinge immer nur einer der genannten vier Kategorien zuordnen zu wollen, mir wäre das zu wenig graduell. Wo sind da die trennschafren Bereichsgrenzen, wer legt sie fest, usf.? Das ist nicht objektiv.
 
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