Robustheit vs. Eleganz, oder: Ist das Praktische unästhetisch?

Florian S. Kueblbeck

Active Member
Hallo Joachim,

sehr schöne Stiefel hast du dir da gegönnt. Meiner Meinung nach ein toller Kompromiss aus Eleganz und Robustheit.

Aussagen wie diese bringen mich hin und wieder zum Nachdenken darüber, wie unser (damit meine ich uns als Forumsleserschaft und "Stilgemeinde") Konzept von Eleganz eigentlich beschaffen ist. Ist Eleganz der eine Pol eines Spektrums, an dessen anderem Ende die Robustheit oder Zweckmäßigkeit steht? Unterscheiden wir zwischen praktischen auf der einen Seite und schönen Dingen auf der anderen? Das hieße, daß das praktische nicht schön und das schöne nicht praktisch ist. Kann man das so unterschreiben? Ist das Praktische unästhetisch?

Ich bin auf Eure Antworten gespannt!
 
Ist Eleganz der eine Pol eines Spektrums, an dessen anderem Ende die Robustheit oder Zweckmäßigkeit steht?

Das ist sicher eine Betrachtungsweise, die ihre Berechtigung hat.

Unterscheiden wir zwischen praktischen auf der einen Seite und schönen Dingen auf der anderen?

So weit würde ich nicht gehen. Praktisches kann sehr schön sein; das ist dann vielleicht eine andere Schönheit als die, die etwas "Unnützes" (s. Mantons Anmerkung zu Krawatten, falls die jemand im Kopf hat).

Unterscheiden wir zwischen praktischen auf der einen Seite und schönen Dingen auf der anderen?

Nein. Damit sind eigentlich auch die anderen Fragen erledigt.


Allgemein würde ich zu dem Thema sagen, dass es unterschiedliche Arten von Schönheit gibt. Schönheit und Eleganz sind nicht dasselbe.
In logischen Fachtermini ausgedrückt:
Schönheit ist eine notwendige Bedingung für Eleganz, Eleganz nur eine hinreichende Bedingung für Schönheit.
 
Das ist sicher eine Betrachtungsweise, die ihre Berechtigung hat.



So weit würde ich nicht gehen. Praktisches kann sehr schön sein; das ist dann vielleicht eine andere Schönheit als die, die etwas "Unnützes" (s. Mantons Anmerkung zu Krawatten, falls die jemand im Kopf hat).



Nein. Damit sind eigentlich auch die anderen Fragen erledigt.


Allgemein würde ich zu dem Thema sagen, dass es unterschiedliche Arten von Schönheit gibt. Schönheit und Eleganz sind nicht dasselbe.
In logischen Fachtermini ausgedrückt:
Schönheit ist eine notwendige Bedingung für Eleganz, Eleganz nur eine hinreichende Bedingung für Schönheit.

Chapeau.

Wo muss ich unterschreiben?
 
Aussagen wie diese bringen mich hin und wieder zum Nachdenken darüber, wie unser (damit meine ich uns als Forumsleserschaft und "Stilgemeinde") Konzept von Eleganz eigentlich beschaffen ist. Ist Eleganz der eine Pol eines Spektrums, an dessen anderem Ende die Robustheit oder Zweckmäßigkeit steht?

Sicher nicht ! Im Nachhinein merke ich, wie missverständlich und unvollständig meine Aussage war.
Eleganz und Zweckmäßigkeit stehen meiner Meinung nach nicht zwingend im Widerspruch (sieht man einmal von Spezialkleidung wie Stahlkappengummistiefeln oder ähnlichem ab). Vielmehr wird aber oft die nicht vorhandene Eleganz eines Kleidungsstücks mit seiner Praxistauglichkeit entschuldigt (à la " Im Winter ists ja draußen so schmuddelig, da sind mir meine Rahmengenähten/Holzgenagelten ... viel zu Schade).
Das dies nicht zwingend der Fall sein muss, zeigen viele Beispiele hier im Forum (unter anderem die Schuhe von Joachim). Sander hat dies ja schon gut beschrieben.

Unterscheiden wir zwischen praktischen auf der einen Seite und schönen Dingen auf der anderen? Das hieße, daß das praktische nicht schön und das schöne nicht praktisch ist. Kann man das so unterschreiben? Ist das Praktische unästhetisch?

Ich bin auf Eure Antworten gespannt!

Ich persönlich handle nach der Maxime, dass etwas Praktisches auch immer schön sein sollte/darf. Praktisches muss in keinster Weise unästhetisch sein, ein tolles Biespiel für praktische aber trotzdem ästhetische Dinge ist das Sortiment von Manufactum. Oder aber meine zwigenähten Berstiefel, die mich schon auf vielen Wandertouren ins Gebirge begleitet haben und trotz ihrer Robustheit (zumindest für meine Augen) ästhetisch sind :D.

Viele praktischen Dinge sind nicht schön (Funktionsbekleidung ...), der Umkehrschluss, dass vieles Praktisches unschön sein muss, wäre jedoch falsch und vorschnell. Es ist nicht immer leicht praktische und zugleich schöne Dinge zu finden, aber da halte ich es wie Toyota: Nichts ist unmöglich.

Grüße Wastel
 
Hm... ich würde schon dazu tendieren zu sagen, dass Elegantes eher unpraktisch ist. Ein Frack z.B. Das Beispiel Krawatte habe ich ja schon genannt. Ähnliches gilt für Einstecktücher. Oder Manschettenknöpfe. Niemand kann mir erzählen, dass es nicht praktischer ist, ein langärmeliges T-Shirt zu tragen als ein Oberhemd mit Doppelmanschette. Ob man sich dann im Endeffekt damit in einem speziellen Umfeld wohlfühlt, ist wieder eine andere Frage.
 
Hi, nimm doch nur den Fisher Space Pen:

http://www.google.de/imgres?imgurl=...N&rlz=1T4GGLL_deDE385DE386&ndsp=18&tbs=isch:1

Praktischer gehts nicht, schreibt auf nassen Oberflächen, über Kopf, auf Fett und hat trotzdem eine elegante Optik.

Also sind die beiden Pole nicht immer ein Widerspruch.

Gruß Jens

Für mich kein Gegenbeispiel; den Stift würde ich nicht elegant nennen. Zu kurz.

(Mal abgesehen davon, dass ich nie die starke These aufgestellt habe, dass sich Eleganz und Praktisch..keit? ausschließen.)
 
Hm... ich würde schon dazu tendieren zu sagen, dass Elegantes eher unpraktisch ist. Ein Frack z.B. Das Beispiel Krawatte habe ich ja schon genannt. Ähnliches gilt für Einstecktücher. Oder Manschettenknöpfe. Niemand kann mir erzählen, dass es nicht praktischer ist, ein langärmeliges T-Shirt zu tragen als ein Oberhemd mit Doppelmanschette. Ob man sich dann im Endeffekt damit in einem speziellen Umfeld wohlfühlt, ist wieder eine andere Frage.

Jein, ein Frack bzw. Kleidung, die zu einem bestimmten Anlass vorgeschrieben/angemessen ist, ist ein eher schlechtes Beispiel. Wenn eine Veranstaltung etwas bestimmtes erfordert, habe ich (sofern ich mich an gewisse Regeln halten möchte) keinen wirklich großen Spielraum. Um auf einer Abendversantaltung mit dem entsprechenden Dresscode gut/passend gekleidet zu sein bleibt mir keine andere Wahl. Zwar wäre ein T-Shirt vielleicht praktischer, angemessen ist es jedoch nicht. Auf der anderen Seite wird niemand (von ein paar Paradiesvögeln abgesehen) mit einem Frack zum einkaufen gehen.

Ich persönlich finde es ehrlich gesagt nicht unpraktischer ein Hemd (allerdings mit Sportmanschetten) zu tragen, als ein langarm T-Shirt. Wenn man etwas freiwillig trägt wie Einstecktücher (teilweise auch bei Krawatten etc., ansonsten trifft Punkt 1 meines Posts wiederum zu) ist die Praktikabilität unwichtig, dann nimmt man Komforteinbussen bewusst in kauf. Im Gegenzug zu behaupten, etwas hässliches zu tragen, nur weil es praktischer als etwas schönes ist, halte ich für falsch. Beispiel: Eine hässliche Bergsteigerjacke wärmt mich in der Innenstadt Stuttgarts nicht besser als ein Mantel, trotzdem sieht der Mantel besser aus.

Wie gesagt, nicht alles, was praktisch ist ist auch schön. Deswegen muss es aber noch lange nicht heißen, dass alles Praktische nicht schön sein kann bzw. alles Unpraktische schön sein muss.

Grüße Wastel
 
Für mich ist Eleganz die überflüssige Schönheit und praktische Ästhetik die notwendige Einfachheit.
Mich fasziniert letzteres mehr, Qualität in der Herstellung, auf Funktionalität reduziertes Design und hochwertige Materialien verschmelzen meist zu etwas sehr schönem. Und nützlichem.
Das kann ein Nussknacker sein oder ein iPhone.
Ich gehe allerdings nicht soweit dass ich nur typisches Industriedesign toll finde, würde ein Laguiole stets einem Carbonmesser vorziehen, wobei letzteres sicher funktionaler ist.
Zudem können auch nützliche Gegenstände verziert werden, ohne zwingend Funktionalität einzubüßen.
Trennscharfe Grenzen können aber wohl auch nicht erwartet werden.

Grüße
 
Wenn ich die Orientierung am Praktischen (was die 'Robustheit' oft mit einschließt) gedanklich mit Funktionalität verbinde, dann bin ich oft bei klarer Schönheit und klarem Design und dadurch auch Eleganz, die sich durch eben diese Konzentration auf Klarheit ausdrückt, abhängig natürlich auch von jeweiligen Produktsparten.

Subjektiv ;)
 
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