Pitti Uomo – Ort der Inspirationen oder peinlicher Karneval?

Hat ja auch nie jemand behauptet. Im übrigen macht es natürlich einen zigfachen Unterschied, ab etwas in Dänemark, Indonesien, Türkei, Mexiko oder China hergestellt wird. Das gilt für Arbeitsbedingungen, Müll, Logistik, Zahlungs- und Warenströme, Ressourcenaufwand und meiner Erfahrung nach auch meist für Qualität. Es schadet auch nicht, ein Auge darauf zu haben, wen man da eigentlich mit seinem Geld stark macht.
Alles andere halte ich für Schönrednerei a la ich mach mir die Welt widdewidde wie sie mir gefällt. Eigentlich unglaublich, dass man 2024 noch solche Diskussionen führen muss und wenn man ehrlich ist, nur damit das Zeug massenhaft noch "billig" ist. Obwohl nichtmal das stimmt, wenn man alle Faktoren betrachtet.
 
Hat bei den meisten vermutlich eher moralische Gründe, Stichwort Ausbeutung. Ansonsten macht der Produktionsort kaum einen Unterschied, wie von dir gesagt. Das „Made In“ ist sowieso irrelevant - „Made in Germany“ muss z. B. nicht heißen, dass der Faber Kastell Bleistift aus Stein (in Mittelfranken) kommt…
Nicht aus Stein aber auf jeden Fall aus Deutschland...
 
Nicht aus Stein aber auf jeden Fall aus Deutschland...
War ein Beispiel. Viele machen mit dem „Made in Germany“ nämlich nur Marketing. Gibt ja dafür auch keine Regelungen. Und da bist du dir zu 100 % sicher, dass die Faber Kastell Sachen, in DE hergestellt werden? Wäre ja ziemlich lustig, das äußert sich nämlich nur im hohen Preis :)

Arbeitsbedingungen, Müll,
Siehe Beitrag zu „moralischen Gründen“... Weil wir aber bei AM waren, was macht es für ein qualitativen (!) Unterschied, ob das Sakko in Portugal oder wo anders genäht wird? Einziger Punkt, der nachvollziehbar wäre: die Ausbildung des Nähers, falls das nicht sowieso eine Maschine erledigt.

Bitte erklären, wenn du schon Sprüche wie „ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt“ von dir gibst - ich bin ja ernsthaft interessiert.
 
Ich spring auch mal in die Mitte des Stuhlkreises :)

"Made in" ist an vielen Orten kein geschützter. Begriff mit eindeutig definierten Standards und adressiert die emotionale Wunschvorstellung des Kunden.

Entsprechend kann Made in auch keine durchgängige Aussage über Arbeits- und Umweltstandards bieten. Man denke an die Sweat Shops in Italien. Da steht dann auf dem Tuch und dem Endprodukt auch Made in Italy.

Qualität ist ein weiteres Thema. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit qualitativ hochwertigen Produkten und Arbeitsausführungen in China, Südostasien, den USA, UK und Europe gemacht. Genauso habe ich in den genannten Ländern immer wieder auch negative Erfahrungen machen müssen.

Entscheidend ist das einzelne Unternehmen und welche Erfahrungen ich mit diesem ganz persönlich gemacht habe. Wie hier schon oft besprochen, führt kein Weg an eigenen Erfahrungen vorbei. Hinweise von anderen, wie wir sie hier teilen, bieten teils wertvolle Anhaltspunkte, können aber nie die eigene Erfahrung ersetzen, weil wir halt alle so tolle Individuen sind und keinesfalls Teil einer einheitlich grauen Masse!
 
Natürlich gibt es dafür Regularien, auch wenn diese zugegebenermaßen nicht besonders streng sind. Sonst würde H&M doch nicht in ihre Textilien „Made in Bangladesh“ schreiben, sondern „Made in Germany/Italy/gutes Land”.

Gerade die Geschichte des „Made in Germany“-Logos ist interessant, die Briten wollten damit ursprünglich ihre Bürger vor „minderwertigen“ deutschen Waren schützen.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Made_in_Germany

Selbstverständlich macht es einen Unterschied, ob ein Produkt in China oder der EU gefertigt wird. Die Arbeitsbedingungen und Regularien unterscheiden sich doch sehr. Und natürlich gibt es auch in der EU „schwarze Schafe“, genauso wie es in China „Vorzeigebetriebe“ gibt. Nur sollte hier bereits auffallen, wie die Ausnahmen verteilt sind.

Ein Sakko besteht nicht nur aus dem Stoff, sondern aus einer Vielzahl von Lagen, es kann durchaus sein, dass z.B. die Schulterpolster die AM verwendet, besser sind als die von SuitSupply.
Außerdem bestehen in der EU Regularien bzgl. des Einsatzes von Chemikalien, sog. REACH
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Verordnung_(EG)_Nr._1907/2006_(REACH)

Gibt also neben den Nähfähigkeiten noch andere Kriterien, die durchaus die Qualität eines Kleidungsstücks beeinflussen.

EDIT: Auch manche Maßschneider benutzen im Übrigen vorgefertigte Schulterpolster, manche fertigen sie jedoch auch selbst an.
 
Eines sollte man bei der Diskussion aber nicht außer Acht lassen.
Auch der Staplerfahrer möchte zur passenden Gelegenheit einen Anzug tragen.
Bezahlen soll er der auch können und 15 Jahre sparen auf Vollmaß hat da wenig Sinn.
Ich verspreche hiermit, dass ich das als Gottkaiser nicht abschaffen, sondern im Gegenteil ausdrücklich vorschreiben werde, aber beschränkt auf einen Anzug pro Mann pro Jahr. Die allermeisten werden vermutlich lässig unter der Grenze bleiben.
 
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