Machen Studienabgänger die Löhne kaputt?

Bei uns steigt ein Master mit 36.000€ ein bzw. ist selbst schuld wenn er so ein niedriges Gehalt akzeptiert. Perspektive ist nach 8 Jahren ungefähr 60.000€ und mit viel Glück 80.000€ wenn er ins mittlere Management kommt..

Durch meine Studentenverbindung kenne ich einige junge Ingenieure (E-Technik und Maschinenbau), die gerade den Berufseinstieg hinter sich haben. Das Anfangsgehalt liegt bei diesen zwischen 50.000€ und 63.000€ im Jahr und das bei maximal einer 40 Stunden Woche.
 
Mal abgesehen von Bafög - Schulden über die man jammert. Wobei die sollten nach dem ersten Jahr in der Wirtschaft sowieso zurückgezahlt sein wenn wir uns an einem soliden 50k Einstiegsgehalt und normalem Lebensstandard ausrichten.

Bei uns steigt ein Master mit 36.000€ ein bzw. ist selbst schuld wenn er so ein niedriges Gehalt akzeptiert. Perspektive ist nach 8 Jahren ungefähr 60.000€ und mit viel Glück 80.000€ wenn er ins mittlere Management kommt.

Ein Maschinenführer kommt ohne Schichtarbeit auf 40.000 Jahresbrutto. Seine Perspektive liegt bei 48.000€ und als Techniker mit Personalverantwortung bei 68.000€.

Um welchen Studiengang geht es hier konkret?

1. 50k Einstiegsgehalt - Fände ich gut, wenn die meisten Berufsanfänger diesen Lohn tatsächlich erreichen würden. Nur auf welchem Planeten?

2. Eine solie Ausbildung reicht, wenn man nachher Schichtarbeit macht (Ist nicht böse gemeint).
Ein Ingenieur bei 1 Tier Autozuliferern bekommt als Berufsanfänger weit mehr als 45k (Bei OEM sowieso).

Außerdem wäre ich mit der Aussage "Nur mit einem Studium erreicht man 100k-Marke" generell vorsichtig.
Der oberste Ingenieurchef bei dem Münchener Autokonzern, der TU-Absolventen betreut, hat "nur" eine Lehre gemacht.

Zurück zur Frage, ob Studienabgänger die Löhne kaputt machen:

Ja, zum (Bruch)Teil. Selbst wenn Studienabgänger die Schuld wären, wären sie nur ein kleiner Faktor von vielen Faktoren.

Dennoch mein Eindruck: Es gibt def. zu viele Studiengänge, zu viele Studenten und zu viele Studienabgänger. Die vermehrende Zahl der Studenten wird weiterhin den Jobmarkt beeinflussen.
 
In letzter Zeit beschäftige ich mich mehr mit Einstellungen bei uns im Betrieb bzw. bekomme viele HR Vorgänge mit. Dabei habe ich auch Einblick in die Arbeitsverträge und könnte manchmal wirklich mit dem Kopf schütteln was da so unterschrieben wird.

Ich frage mich warum sich die Bachelor / Master - Absolventen sich so günstig verkaufen? (...) Nur trotzdem interessant wie sich eine Generation selbst kaputt macht aufgrund fehlender Solidarisierung untereinander.

Der von Dir beschriebene Effekt ist in einer Marktwirtschaft doch normal, wenn Anbieter feststellen, dass es ein Überangebot gibt - der Preis sinkt. Aus welchem Motiv sollte ein einzelner hart verhandeln und lieber Arbeitslosigkeit akzeptieren, als irgendwie einen (wenn auch schlecht bezahlten) Job zu bekommen?

Grundsätzlich übernehmen die Gewerkschaften die Aufgabe der Solidarisierung. Habt Ihr keinen Tarifvertrag?
 
Bei mir steht im Herbst der Berufseinstieg nach einem Master in Wirtschaftsingenieurwesen an. Neben allen Erwartungen an Gehalt, Arbeitsbedingungen, Entwicklungsmöglichkeiten etc. wird dabei aber auch der Wunsch, zügig etwas zu finden eine Rolle spielen. Vielleicht ist das auch bei anderen Absolventen so und sorgt für geringere Gehaltsforderungen.
 
Bei mir steht im Herbst der Berufseinstieg nach einem Master in Wirtschaftsingenieurwesen an. Neben allen Erwartungen an Gehalt, Arbeitsbedingungen, Entwicklungsmöglichkeiten etc. wird dabei aber auch der Wunsch, zügig etwas zu finden eine Rolle spielen. Vielleicht ist das auch bei anderen Absolventen so und sorgt für geringere Gehaltsforderungen.

Es sollte in der derzeitigen Situation eigentlich überhaupt kein Problem sein, eine angemessene erste Stelle zu finden. Es sei denn man hat a) schlechte Noten und keine relevanten Erfahrungen vorzuweisen, b) örtlich in einer strukturschwachen Region gebunden, oder c) persönlich total verpeilt.

Sofern man realistische Vorstellungen hat, aufgeschlossen und mobil ist, sollte der Einstieg mit einem Abschluss als Wirtschaftsingenieur kein Problem sein.
 
Bei Flexibilität, Sprachen, Internationalität und Reisefähigkeit würde ich widersprechen. Mittlerweile war jeder halbwegs ambitionierte Student während des Studiums im Ausland. Viele haben zusätzlich noch ein Auslandspraktikum gemacht. Deutsch und Englisch fließend (C1 aufwärts) ist bei der Mehrheit der(Master-)Studiengängen Zulassungsvoraussetzung. Viele versuchen sich noch an einer dritten Sprache. Zumindest in meinem Freundeskreis wird entweder nur lokal oder gleich weltweit gesucht.

Meiner Meinung nach greift da eher der von Beethoven beschriebene Effekt. Als einzelner Berufsanfänger hast du absolut keine Verhandlungsmacht. Ich sehe es ja an mir: TU9, Wing, Auslandssemester + Praktikum, 3 Jahre Erfahrung" während des Studiums im selben Funktionsbereich und Industrie. Wenn mir jemand 40k anbietet, kann ich vielleicht noch etwas nachverhandeln, aber irgendwann ist einfach Schluss. Die Unternehmen finden schon wen anders. Wenn ich erst mal ein halbes Jahr gesucht habe kann ich mir aussuchen, ob ich lieber arbeitslos bin oder irgendwo in der Pampa einen Job mit "leistungsgerechter Vergütung ab €33.600,- brutto pro Jahr" (Quelle) antrete. Und schon bin ich teil dieses Effekts.

Der Spaß geht meistens aber ja schon im Praktikum los: 6 Monate Praktikum beim DAX30 Konzern, bei dem das unternehmenseigene Wohnheim mehr Miete verlangt, als der Pflichtpraktikant verdient :rolleyes:
 
Bei Flexibilität, Sprachen, Internationalität und Reisefähigkeit würde ich widersprechen. Mittlerweile war jeder halbwegs ambitionierte Student während des Studiums im Ausland. Viele haben zusätzlich noch ein Auslandspraktikum gemacht. Deutsch und Englisch fließend (C1 aufwärts) ist bei der Mehrheit der(Master-)Studiengängen Zulassungsvoraussetzung. Viele versuchen sich noch an einer dritten Sprache. Zumindest in meinem Freundeskreis wird entweder nur lokal oder gleich weltweit gesucht.

Meiner Meinung nach greift da eher der von Beethoven beschriebene Effekt. Als einzelner Berufsanfänger hast du absolut keine Verhandlungsmacht. Ich sehe es ja an mir: TU9, Wing, Auslandssemester + Praktikum, 3 Jahre Erfahrung" während des Studiums im selben Funktionsbereich und Industrie. Wenn mir jemand 40k anbietet, kann ich vielleicht noch etwas nachverhandeln, aber irgendwann ist einfach Schluss. Die Unternehmen finden schon wen anders. Wenn ich erst mal ein halbes Jahr gesucht habe kann ich mir aussuchen, ob ich lieber arbeitslos bin oder irgendwo in der Pampa einen Job mit "leistungsgerechter Vergütung ab €33.600,- brutto pro Jahr" (Quelle) antrete. Und schon bin ich teil dieses Effekts.

Der Spaß geht meistens aber ja schon im Praktikum los: 6 Monate Praktikum beim DAX30 Konzern, bei dem das unternehmenseigene Wohnheim mehr Miete verlangt, als der Pflichtpraktikant verdient :rolleyes:

Wenn diese Voraussetzungen wie oben beschrieben, alle erfüllt sind und es dennoch nicht gelingt, den Auswahlprozess zu meistern, bleibt die Frage nach den Gründen. Es ist richtig, dass die Anforderungen kontinuierlich steigen. Meines Erachtens liegt das Problem vieler Absolventen darin, dass sie alles mögliche gemacht haben, viel wissen, aber wenig Praxis kompatibel sind. Damit meine ich nicht nur Praktika, sondern eine, für einen Absolventen angemessene, realistische Vorstellung von dem was ihn erwartet und gleichzeitig eine Begeisterung für die Aufgabe. Der Personaler und der Fachverantwortliche erkennen sehr schnell, ob sich hier jemand auf den x-ten Job bewirbt, oder ob er eine Begeisterung für das Thema mitbringt.

Es ist also, neben aller erforderlicher Qualifikation, am Ende des Bildungswegs bis zum Ersteinstieg eher die konstruktive Auseinandersetzung gefragt, weshalb ich unbedingt in diesem Unternehmen genau diesen Job machen will.

Kompetenz (Wissen + Praxiserfahrung) alleine genügt heute nicht mehr, um den Unterschied zu machen. Sie stellen das Fundament dar, ohne das es nicht geht. Das bringen heute aber viele mit. Entscheidender Unterschied sind die Persönlichkeit und die persönliche Motivation für die Aufgabe. Ich suche immer nach "dem Funkeln in den Augen, wenn es um die Aufgabe geht" ...

Wer das authentisch vermitteln kann, hat kein Problem einen guten Einstieg zu finden.
 
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Auf die 100.000€ komme ich doch eher durch den Lohnverzicht der in den Jahren des Studiums vorhanden ist.

Also ein Standard - Geselle mit zum Beispiel 35.000€ Jahresbrutto über 3 Jahre in der Wirtschaft während der Student noch an der Uni sitzt.

Mal abgesehen von Bafög - Schulden über die man jammert. Wobei die sollten nach dem ersten Jahr in der Wirtschaft sowieso zurückgezahlt sein wenn wir uns an einem soliden 50k Einstiegsgehalt und normalem Lebensstandard ausrichten.

Bei uns steigt ein Master mit 36.000€ ein bzw. ist selbst schuld wenn er so ein niedriges Gehalt akzeptiert. Perspektive ist nach 8 Jahren ungefähr 60.000€ und mit viel Glück 80.000€ wenn er ins mittlere Management kommt.

Ein Maschinenführer kommt ohne Schichtarbeit auf 40.000 Jahresbrutto. Seine Perspektive liegt bei 48.000€ und als Techniker mit Personalverantwortung bei 68.000€.

Was für ein Masterabsolvent steigt denn bei euch für 36k ein? Also welche Studienrichtung und Vertiefung? Was habt ihr für ein Stellenprofil?

Da ich mich täglich mit den Einstiegsgehältern verschiedener Studiengänge auseinandersetze fällt mir kaum ein Studiengang ein der so ein schlechtes Einstiegsgehalt als Master hat. Die dich ich kenne sind das Tourismusstudenten, die dann nach ihrem Master in einem Reisebüro anfangen.
Die BWLer steigen meistens nach ihrem Master mit circa 45k ein und die Ingenieure oder WiIng liegen häufig zwischen 50k-60k. Alles Master.
Bei Promovierenden hängt es stark von der Studienrichtung ab, so steigt zB ein Promovierter Materialwissenschaftler bei circa 60k ein und ein promovierter Mathematiker oder Physiker kann schonmal gut bei 80k liegen.
 
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