Mit 4700€ ist er merklich preiswerter als seine Kollegen? Da rückt mein Einstieg in die Maßkleidung ja noch weiter in die Ferne.
Für einen Schneider in Deutschland, der hier auch Steuern und Abgaben zahlt und eine Location für den Kundenempfang und die Anfertigung im Hause betreibt, ist das alles inklusive ein normaler Preis. Mehr geht ja immer.
Wir hatten diese Preisdiskussionen ja schon ein paar Mal. Man nehme 70-80 Stunden mit einem üblichen Handwerkerstundensatz, dazu je nach Größe und Breite, Muster und System 3,5 bis 4m Stoff, 1,7 bis 2m Futterstoff, Inlays, Knöpfe, Nahtmaterial etc., alles von renommierten Herstellern, dann läuft das schon automatisch in die Richtung, wenn man einen Schneider vor sich hat, der renommiert genug ist, um sich nicht selbst ausbeuten zu müssen, und an der Fertigung auch selbst relevant beteiligt ist.
Im südeuropäischen Ausland ist das (von international bekannten Namen à la Rubinacci, Aloisio etc. mal abgesehen) deutlich billiger zu bekommen, aber dann hat man ggfs. die Sprachbarriere, die inhärente Unsicherheit einer Long-Distance-Geschäftsbeziehung, die Oma des Schneiders näht abends die Knopflöcher, Steuern werden ggfs. auch lässiger gezahlt, man hat relevante Reisekosten und Zeiteinsatz, die Anprobe ist eine schmucklose Wohnung im 8. Stock einer Mietskaserne in den Outskirts von Napoli…
Bespoke ist ein Enthusiastenthema, wie und wo auch immer man das angeht.