Mal wieder topic:
Ein gelungenes Beispiel, dass Hose zu Jeans auch mal recht gut aussehen kann. So jeansgekleidete Arbeitskollegen könnte ich mir schon anschauen.
http://blog.trashness.com/february
Meine Meinung: im Prinzip ja (wenn Sakko zu Jeans gemeint ist) und wenn das Alter des Trägers dazu passt. In diesem Fall würde ich das jüngeren Kollegen vorbehalten, obwohl ich ansonsten auch Jeansträger bin. Allerdings ist diese Jeans von der Optik her und vor allem wegen der bedenklichen Herstellungskriterien für mich unmöglich. Eine Jeans mit echten und markanten Tragespuren in annähernd diesem Umfang passt dann wohl auch nicht zum Jacket. "Nachgemachte" sind ein modisches Gimmick für die, die Jeans eher als Saisonware tragen (vermute ich mal).
Zum Topic:
Anzug bzw. Kombination sind z.B. im Behörden- oder Schulalltag mittlerweile auch eher die Ausnahme. Da hat die Freizeitmode schon sehr lange Einzug gehalten. Der "Umbruch", nicht nur in diesem konservativen Bereich, hat sich aus meiner Sicht in mehreren Etappen vollzogen.
Schaut man sich Filme aus den 60ern an, dann ist auch unter der Jugend noch Anzug und Schlips gang und gäbe (z.B. in den Beatschuppen, auch die politisch aktiven "68er" trugen zunächst noch Schwarz-Weiß). Die "Hippie"-Mode, maßgeblich in London kreiert, und der "Ami-Look", beeinflusst von Armeeklamotten, änderten das erstmals und nachhaltig. Der Parka war jedoch mehr als eine Modeerscheinung im Alltagsbild, sondern hatte durchaus praktische "Outdoor"-Funktion für div. Vorhaben (Open Airs, Demos, alles, was halt in der Natur stattfand). Schimanski machte das Fieldjacket im bis dato auch medial uniformierten und anzugsdominierten Polizeidienst (heute ist. z.B. der Kölner Tatort-Kommissar Freddy Schenk im Dreiteiler die positive Ausnahme) populär und damit akzeptabel. Das waren für mich die Wegbereiter für den "Casual Look", der im sonstigen Berufsleben auch den Abschied von der früheren Piefigkeit signalisierte. Selbst auf dem Land war die Kombination mit der Jeans schnell verbreitet, da im Alltagsleben wesentlich unempfindlicher.
Die legere Kleidung signalisierte natürlich auch "Weltanschauung". Joschka Fischer wusste ganz genau, warum er sich 1985 extra Basketballstiefel für seine Vereidigung als hessischer Minister kaufte und medienwirksam (samt ohne Schlips) gegen den bis dato geltenden Dresscode vorführte.
Das, u.a., führte dazu, dass der Freizeitlook heute gängiges Straßenbild ist und daher Anzugträger außerhalb entsprechender Anlässe und auch im Büroalltag unterhalb der Leitungsetage eher als Ausnahme angesehen werden. Der größte Teil der heutige Generation der Berufstätigen auf dem Land hat wohl noch nie einen Anzug besessen (außer zur Hochzeit) und deshalb ist auch der Anblick im Alltag einfach sehr ungewohnt. Und bei meinen Ausflügen in die städtische Welt scheint mir das auch nicht viel anders.
Der Anzug als Nonkonformisten-Outfit - wer hätte das gedacht?
Dass sich das langsam auch wieder ändert und das Bewusstsein für insgesamt stilistisch anspruchsvollere Kleidung wächst, wie schön! Ich bin sicher, am anstehenden Kommunalwahlsonntag (in Bayern) und beim nächsten klassischen Konzert werde ich auch hier in der Provinz wieder einige Anzugträger "am Stück" sehen. Ob das dann eine Augenweide ist, bleibt eine andere Frage...