Krawatte in der Freizeit

Also ich trage mittlerweile auch regelmässig eine Krawatte, wenn ich zur Uni gehe, bei Freunden vorbei, einfach so in die Stadt usw. Mittlerweile hat sich das Umfeld ganz gut daran gewöhnt - am Freitag war ich mit einem blauen Baumwollsakko, einer grauen Tuchhose, einer Krawatte und schwarzen Brogues auf einer Geburtstagsfeier, auf der die anderen Herren entweder Motiv T-Shirts oder maximal Karohemden trugen und darauf angesprochen wurde ich eigentlich nicht.

Eine Frage hätte ich allerdings mal: Gibt es auch Leute unter Euch, die auf der Arbeit Anzüge oder zumindest mal Kombinationen mit Krawatten tragen, wenn der Rest (insbesondere der Chef) das nicht tut oder gar nur in Hemdsärmeln (oder T-Shirt Ärmeln) herumläuft? Ich weiß, die Frage war eigentlich nach Krawatten in der Freizeit, aber wo es gerade um Außenwirkung geht, würde mich besonders dieser Aspekt wirklich sehr interessieren. Außerdem sollen ja die modernen "Dresscodes" in Büros auch den Freizeitkontext simulieren...
 
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Die Abteilung hat knapp 70 Leute, im Schnitt sind wohl 3 Sakkos (2 auf Kleiderständern) und vier Krawatten (eine in der Schublade) anwesend. Ich bin der der sein Sakko und seinen Schlips 'am Mann' hat. EST hab ich exklusiv, und nur ein Kollege ist noch im Besitz anständiger Schuhe.
 
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Eine Frage hätte ich allerdings mal: Gibt es auch Leute unter Euch, die auf der Arbeit Anzüge oder zumindest mal Kombinationen mit Krawatten tragen, wenn der Rest (insbesondere der Chef) das nicht tut oder gar nur in Hemdsärmeln (oder T-Shirt Ärmeln) herumläuft? Ich weiß, die Frage war eigentlich nach Krawatten in der Freizeit, aber wo es gerade um Außenwirkung geht, würde mich besonders dieser Aspekt wirklich sehr interessieren. Außerdem sollen ja die modernen "Dresscodes" in Büros auch den Freizeitkontext simulieren...
Dem ich ja auch gelegentlich mit Freizeitanzügen (Leinen, Tweed, je nach Saison) Rechnung trage. :) Als IT-Arbeiter bin ich derzeit in einem 800-Leute-Bürogebäude als Anzug- und Krawattenträger beileibe nicht allein (nur das EST habe ich exklusiv, yeah! ;)). Aber weder mein Chef noch mein direkter Kundenansprechpartner tragen im Arbeitsalltag überhaupt sartoriale Kleidung, in meinem direkten Umfeld sind die einzigen Krawattenträger die Mitarbeiter meines Consulting-Teams, denen ich diesen Dresscode vorgegeben habe.
 
Hach herrje. Ich soll meine Kleidung davon abhängig machen, welchen Bildungsstand die Leute haben, denen ich begegnen werde? Spiessiger geht's kaum und hat auch mit Stil nichts zu tun. Genau andersrum wird ein Schuh draus: Ich trage, was ich trage. Ob die anderen studiert haben, interessiert mich nicht.

Meint Stil nicht jeweils die Überhöhung der Stilistik einer bestimmten Klasse durch sie selbst oder ihrer Claqeure, indem ihr ein Wert, der höchste, per se beigemessen wird?

Mit diesem Terminus zu argumentieren macht für mich des Weiteren wenig Sinn, aufgrund der ihm inhärenten Beliebigkeit. Was bleibt, bei genauem Licht betrachtet, mehr als ein ideologisches Schlagwort?

Assimilation, andere nennen es ungerechtfertigt Spießigkeit, ist in der Natur ein überaus erfolgreiches Konzept. Zudem, unser Selbst ist immer Produkt der Interaktion mit unserer Umwelt, deren Resonanz auf uns konstitutiv wirkt. Am Ende muss jeder selbst entscheiden, ob der dem Kodex einer sozialen Gruppe zuwider läuft, was auch immer Fundament seiner Entscheidung sein mag. Im schlimmsten Fall, Renegatentum wird immer nur in gewissen Grenzen geduldet, bedeutet dies die Isolation in seinem angestammten Milieu. Aus diesem Grund suchen sich „anpassungsunwillige Abweichler“ auch gerne alternative und ihrem persönlichen Ideal entsprechende Communitys. Jede dieser Gruppen drückt derweil über ihre Uniformität die Zugehörigkeit ihrer einzelnen Mitglieder zu ihr aus und erzeugt nachfolgend ein Zusammengehörigkeitsgefühl unter diesen.
 
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