Kleine Fragen, schnelle Antworten

Man sieht an diesem Beispiel mal wieder, wie vollkommen unbrauchbar solche Pseudo-Dresscodes sind. Die Knigge-Interpretation gibt tatsächlich die Lesart "sportlich-elegant" = "Smart Casual" = "informell gestaltetes Anzugsoutfit" vor. Es gibt aber auch die Variante des sartorialen Freizeitlooks in Sportsakko + Hemd + Chino, wo dann bestenfalls auf Jeans, T-Shirt und Sneakers verzichtet wird.

Es ist exemplarisch für die hilf- bis orientierungslosen Kleidungsgewohnheiten in Deutschland, wo man selbst bei dem Wunsch nach etwas formellerer Gestaltung im klassischen Sinne irgendwie immer noch ein bisschen den Downdressing-Spagat in Richtung jugendmodischer Streetwear schaffen möchte, weil die größte Sorge auch beim minimalen Wunsch nach Sich-Mühe-Geben bei der Kleidung ist, dass man für einen altkonservativen Spießer gehalten werden könnte, über den Janis Joplin und Jimi Hendrix gelacht hätten. :) Deswegen muss das Adjektiv elegant unbedingt noch von sportlich begleitet sein, obwohl sich darin eigentlich eine orthogonal entgegengesetzte Semantik ausdrückt.
 
Entspricht die Bezeichnung "sportlich elegant" wirklich dem Dresscode "smart casual"? Dann wäre es ja einfach.


Na ja, die Begriffe sind so rätselhaft wie ihre Bedeutung volatil.
Darum nur: So – wie es ja auch überwiegend erklärt wird – hab ich's gelernt und erprobt.

Erst jetzt gesehen: Der Bluesman war viel schneller – und gründlicher.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man sieht an diesem Beispiel mal wieder, wie vollkommen unbrauchbar solche Pseudo-Dresscodes sind ...


Genau. An der derzeitigen Dresscode-Praxis nerven mich übrigens viel weniger die irreführenden Bezeichnungen als die Tatsache, dass sich bei geschäftlichen Einladungen die Gastgeber – übrigens ganz gleich welcher Nationalität – regelmäßig nicht an die ausdrücklich lockeren Vorgaben halten, mit denen sie ihren Gästen sympathisch entgegenzukommen meinen. Tatsächlich aber düpieren sie die Eingeladenen, wenn die, bemüht locker angezogen, von einem anständig gekleideten Gastgeber begrüßt werden und sich nur noch unwohler fühlen.
 
Genau. An der derzeitigen Dresscode-Praxis nerven mich übrigens viel weniger die irreführenden Bezeichnungen als die Tatsache, dass sich bei geschäftlichen Einladungen die Gastgeber – übrigens ganz gleich welcher Nationalität – regelmäßig nicht an die ausdrücklich lockeren Vorgaben halten, mit denen sie ihren Gästen sympathisch entgegenzukommen meinen. Tatsächlich aber düpieren sie die Eingeladenen, wenn die, bemüht locker angezogen, von einem anständig gekleideten Gastgeber begrüßt werden und sich nur noch unwohler fühlen.

Leider wahr so geschehen auf einer Firmenveranstaltung. Der Dresscode war mit smart-casual vorgeben und wurde durch den Zusatz dunkle Hose und Hemd ohne Krawatte spezifiziert. Ich extra ohne Krawatte und ohne Sakko hin und mein Chef steht in Anzug und Krawatte vor der Belegschaft...
 
Wenn man sich der - zugegeben verführerischen - Kombination aus kulturpessimistischem Gejammer und sartorialer Selbstgefälligkeit einmal kurz entzieht, kann man derart unklare dress codes doch durchaus auch positiv sehen: "Sportlich elegant" stellt dem Stilmagazinisten doch geradezu einen Freibrief aus, hier dürfte mehr oder weniger alles angemessen sein, wenn man von T-shirt und Jeans einerseits und Smoking oder Frack andererseits Abstand nimmt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wer kennt noch die Regel, dass der Gastgeber eine kleine Stufe weniger elegant gekleidet sein sollte als die Gäste? Schließlich erbringen die Gäste dem Gastgeber die Ehre als Dank für die Einladung und nicht umgekehrt.

Wenn ich das nächste Mal auf Smart Casual eingeladen bin, gehe ich mit zwei verschiedenen Strümpfen hin und sage: Sorry, ich hatte versehentlich "stupid casual" gelesen...
 
Wer kennt noch die Regel, dass der Gastgeber eine kleine Stufe weniger elegant gekleidet sein sollte als die Gäste? Schließlich erbringen die Gäste dem Gastgeber die Ehre als Dank für die Einladung ...
Ja.
Hintergrund ist mMn aber auch, daß sich der Gast nicht düpiert/deplaziert fühlt, falls er weniger elegant gekleidet ist.
Ehrerbietung gegenüber dem Gastgeber: Gutes Benehmen und gute Laune ...; u.U. aber
auch Blümchen für die Dame des Hauses und 'nen schönen Wein für den Gastgeber oder so.
 
Zurück
Oben