Und das ist auch genau mein Problem mit dem linken Kabarettisten Stewart Lee: Was ist denn irrelevanter als wenn ein linker Narr einen rechten Narren einen bösen Narren nennt?Kann der Mann sich nicht an echten politischen und gesellschaftlichen Größenordnungen abarbeiten statt an seinen Kollegen im anderen Trikot? Wie verbiestert muss man sein, wenn man - unabhängig von dem verlinkten Programm - zum Besten gibt, dass man Clarksons Sidekick Richard Hammond mehr hasst als die ISIS-Führung?
Und das ist symptomatisch für die politische Linke heute. Sie ist mehr damit beschäftigt, darüber zu lamentieren, wie böse, unfair und unmoralisch doch alle Andersdenkenden (inkl. aller Bürger, die sie nicht mehr wählen) zu ihnen sind, als kreative, konstruktive Lösungsvorschläge für die relevanten Probleme ihrer Bürger anzubieten und - wichtiger - den Menschen ohne erhobenen Zeigefinger nahezubringen.
Wenn er der Meinung ist, er lebe in einer "PC-Diktatur", dann darf er diese Meinung auch äussern. Wenn ihn jemand für das Äussern seiner Meinung bezahlt, sein Glück.
Stewart Lee ist der Meinung, er lebe nicht in einer "PC-Diktatur" und Clarkson sei ein Depp. Diese Meinung darf er äussern und wird ebenfalls dafür bezahlt.
Die Situationen von Lee und Clarkson sind nahezu identisch. Von daher ist selbstverständlich die Meinung das Problem. Hier wird mal wieder mit zweierlei Maß gemessen.
Ich nehme Deine argumentative Kapitulation an.
Jetzt sind wir schon bei stumpfem Konservativenbashing. Als Entgegnung könnte ich aufzählen, über welche Unmenschen und unmenschlichen Ideen Linke in der Vergangenheit ihre schützende Hand gehalten haben und immer noch halten. Auf solch ein niedriges Diskussionsniveau lasse ich mich aber nicht herab.
Es bleibt dabei: Du misst in dieser Sache mit zweierlei Maß.
Ich würde mich schon freuen, wenn sich einer der Mitlesenden jetzt vielleicht mehr für Stewart Lee interessiert, dessen Arbeit es wirklich wert ist.
Um den politischen Gegensatz, den ich hier gar nicht entfesseln wollte, mal zu beenden: Ich halte mich für einen Linken und finde Jeremy Clarkson amüsant. Und nun?
Ich denke überdies durchaus, dass wir im medialen Miteinander viele PC-Denkverbote im Alltag installiert haben. Und Clarkson beweist das seit Jahren, weil man über ihn nur müde gähnen würde, wenn es die gar nicht gäbe. Natürlich verdient er damit Geld, in jedes dieser Fettnäpfchen kräftig reinzutreten, und übertreibt es entsprechend auch immer wieder ganz gezielt. Solche Clowns könnten der Linken gut tun, wenn sie das ein wenig weniger verbissen und kämpferisch sehen würde. Ohne die Fähigkeit zur politischen Selbstironie gibt es auch keine politische Glaubwürdigkeit.