Kein Top Gear mehr?

bluesman528

Ruhrpotthanseat
Um mal von den EZB-Krawallen zu den wirklich wichtigen Dingen der Woche zu kommen:
Die BBC hat ihren hassgeliebten Anti-Gutmenschen Jeremy Clarkson suspendiert, weil er vermutlich mal wieder er selbst war. :eek: Was genau passiert ist, ist unklar, angeblich hatte er eine handgreifliche Auseinandersetzung mit seinem langjährigen Produzenten und er ist genug Leuten auf die Füße getreten, die ihn jetzt gerne publizistisch zu Grabe tragen.

So ungern ich die Welt zitiere, sie hat den bisher treffendsten deutschen Nachruf auf ihn: Gott schütze Jeremy Clarkson. Und sie hat - leider, muss ich als bekennender Moderat-Linker bemerken, - auch in diesem Zusammenhang Recht mit ihrer Momentanalyse der derzeitigen Linken, denen der giftige, selbstverliebte, populistische Narr Clarkson über das vergleichsweise unwichtige Thema Auto allzu gerne den Spiegel vorhielt. Statt darüber nachzudenken und daraus für sich zu lernen will man weiter gerne ebenso verbittert wie humorlos die Menschheit zum rechten Wege erziehen, was noch bis vor nicht allzu langer Zeit die Domäne der moralinsauren Christlich-Konservativen war. Ich hoffe, Clarkson kommt zurück (die Privatsender werden vermutlich schon Schlange stehen). #BringBackClarkson
 
Die Sachlage ist in diesem Fall aber auch sehr dubios. Angeblich wurde das Trio per Helikopter zu einem Drehort geflogen, kam dort "blind drunk" mit 2-3 Stunden Verspätung an, woraufhin Jeremy einen Produzenten (nicht DEN Andy Wilman) geschlagen hat, weil kein Abendessen serviert wurde!?
Danach hat er den Vorfall selbst an den BBC-Vorstand gemeldet.
Alles sehr merkwürdig.
 
Im Grunde könnte mir das Thema egaler nicht sein, aber wenn ich meinen Chef schlage und meinen Arbeitgeber als "fucking bastards" bezeichne bin ich stante pede meinen Job los. Und das zurecht. Da brauche ich über Details nicht mehr zu diskutieren.
 
Im Grunde könnte mir das Thema egaler nicht sein, aber wenn ich meinen Chef schlage und meinen Arbeitgeber als "fucking bastards" bezeichne bin ich stante pede meinen Job los. Und das zurecht. Da brauche ich über Details nicht mehr zu diskutieren.

Der Unterschied zwischen dir (ich nehme es zumindest an) und Clarkson ist, dass sein Arbeitgeber ihn feuern müsste, es sich aber nicht erlauben kann. Top Gear hat einen Wert von 50-100 Mio GBP. Kein Clarkson - kein Top Gear. Die BBC kann nicht nicht einfach jemandem kündigen, der dem Unternehmen so viel Wert beiträgt. Ziemlich egal was er macht - und er hat sich schon so einiges geleistet.

Ich muss ehrlich gestehen, dass es mir egal ist, was genau vorgefallen ist. Ich will einfach, dass die Sendung weiter geht. Selbst wenn Clarkson mich dafür schlagen müsste :D
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist wie bei der EUB-Zentrale: wer sich so daneben benimmt ist disqualifiziert, egal worum es geht. Da kann der BBC finanzielle oder Frankfurt politische Gründe haben die Disqualifikation nicht durchzuziehen, ja, aber Verständnis mit und Sympathie für die Täter finde ich verfehlt. Auch ein unterhaltsames A-Loch ist ein A-Loch.
 
Stewart Lee ist ein geistreicher Mensch, der vermutlich einen guten Teil meiner Überzeugungen teilt, aber er ist Teil des Problems der Linken: Er ist Comedian und er ist nicht lustig, weil er sich vor lauter innerer Betroffenheit selbst zu ernst nimmt. Man lacht über seine Pointen, weil man glaubt, man müsste jetzt lachen, nicht, weil man nicht anders kann. ;)

Du verstehst ihn nicht.
(mit dank an classic für die stilistische Leihgabe ;) )


Aber Du hast Recht: er ist nicht "lustig." Oder amüsant. Will er auch nicht sein. Aber komisch bis bitterernst - Lee ist IMO der komplexeste Stand Up im Business, der wie kein zweiter die Praxis seines Tuns brilliant mitreflektiert. Letztlich tut man ihm auch Unrecht, wenn man Bits aus dem Kontext reißt, denn die Shows sind ja komplex durchstrukturiert. Die Betroffenheit ist natürlich gespielt. Letztlich persiufliert er ja nur Clarkson's eigene Heuchelei, gezielte political incorrectness als Methode zur medialen "self-promotion," am nächsten Tag dann Tory-Gefasel über moralischen Werteverfall. Vielleicht findste det witziger ;)

Ich denke es ist überdeutlich, dass die BBC Clarkson fast um jeden Preis halten würde, was nur immer schwieriger wird, wenn die Leute die hinter den Kulissen mit dem Typen zu tun haben ihn nicht mehr ertragen können.
 
Aber Du hast Recht: er ist nicht "lustig." Oder amüsant. Will er auch nicht sein. Aber komisch bis bitterernst - Lee ist IMO der komplexeste Stand Up im Business, der wie kein zweiter die Praxis seines Tuns brilliant mitreflektiert.

Letztlich tut man ihm auch Unrecht, wenn man Bits aus dem Kontext reißt, denn die Shows sind ja komplex durchstrukturiert. Die Betroffenheit ist natürlich gespielt. Letztlich persiufliert er ja nur Clarkson's eigene Heuchelei, gezielte political incorrectness als Methode zur medialen "self-promotion," am nächsten Tag dann Tory-Gefasel über moralischen Werteverfall.
Ich wäre der letzte, der Jeremy Clarkson als politischen oder auch nur gesellschaftlichen Analysten ernst nehmen würde. Der Mann fährt mehr oder weniger gut schnelle Autos quer.

Und das ist auch genau mein Problem mit dem linken Kabarettisten Stewart Lee: Was ist denn irrelevanter als wenn ein linker Narr einen rechten Narren einen bösen Narren nennt? :) Kann der Mann sich nicht an echten politischen und gesellschaftlichen Größenordnungen abarbeiten statt an seinen Kollegen im anderen Trikot? Wie verbiestert muss man sein, wenn man - unabhängig von dem verlinkten Programm - zum Besten gibt, dass man Clarksons Sidekick Richard Hammond mehr hasst als die ISIS-Führung? ;)

Und das ist symptomatisch für die politische Linke heute. Sie ist mehr damit beschäftigt, darüber zu lamentieren, wie böse, unfair und unmoralisch doch alle Andersdenkenden (inkl. aller Bürger, die sie nicht mehr wählen) zu ihnen sind, als kreative, konstruktive Lösungsvorschläge für die relevanten Probleme ihrer Bürger anzubieten und - wichtiger - den Menschen ohne erhobenen Zeigefinger nahezubringen.

Ich denke es ist überdeutlich, dass die BBC Clarkson fast um jeden Preis halten würde, was nur immer schwieriger wird, wenn die Leute die hinter den Kulissen mit dem Typen zu tun haben ihn nicht mehr ertragen können.
Ob das wirklich so ist, ist ja völlig offen. Dass die BBC schon immer von Clarksons Einnahmepotenzial mehr begeistert war als von ihm selbst und seinem Willen zur ausgewogenen Meinungsäußerung, ist allerdings kein Geheimnis.
 
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