200 Euro sind viel für einen Gegenstand, der zuverlässig die Zeit anzeigt und als einzige Bedingung nicht nach wenigen Wochen bereits den Geist aufgibt. 200 Euro hingegen sind sehr wenig für ein Handwerk aus einem Meisterbetrieb, der von einem Luxusguthersteller gekauft wurde und seitdem dreifache Preise verlangt, damit die Rendite der Firmenübernahme stimmt. Alles eine Frage der Betrachtungsweise.
Wenn ich 200 Euro für eine Uhr ausgeben wollte, würde ich folgendes suchen:
- Zuverlässig und in der Funktion mängelfrei
- zurückhaltende, klassische Optik
- zu allen Gelegenheiten tragbar (also gleichermaßen geeignet für White Tie und Alltag)
- Kein hoher Wertverlust
- soll nicht zu billig oder modisch aussehen
- ein Markenname, der aus dem Rahmen fällt, so dass die Uhr notfalls gegenüber einem Markenfetischisten als "Geheimtipp unter Kennern" verteidigt werden kann. Sorry, aber es gibt Momente im Leben, in denen das sein muss.
- ein wenig Individualität. Also kein Rolex-Imitat mit anderem Markennamen, sondern etwas eigenes, das nicht jeder hat.
Mein Vorschlag wäre: Suche auf eBay nach Quartz-Uhren (keine Probleme mit nachlassender Gangreserve etc.) aus den 1970ern oder 1980ern. Irgendwas, das gerade total aus der Mode ist. Quadratisch, bicolor, silberne Casio-Digitaluhr, gold mit schwarzem Ziffernblatt oder sonstwas. Ein wenig retro, ein wenig "Anti-Mainstream". Vielleicht Junghans, etwas Russisches oder ein DDR-Fabrikat.
Auf keinen Fall würde ich versuchen, für 200 Euro mit der 5.000 Euro Fraktion mithalten zu wollen. Dafür wäre ich viel zu stolz.
Beispiele:
Eins
Zwei
Drei
Vier
Fünf
Wenn man das Risiko einer mechanischen Uhr eingehen will:
Eins
Zwei
Drei (neues Glas kaufen)
Vier
Da muss man aber damit rechnen, dass notwendige Ersatzteile schlicht ausverkauft sind und man die Uhr im Falle eines Defekts nicht mehr reparieren kann.