Ist schicke Kleidung out bei der Masse der Menschen ?

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Ich war auch nicht allein und nur 2 Tage da. [emoji39]
 

Da sprichst Du mir aus dem Herzen. Die ästhetische "Musikalität" dürfte den meisten Menschen hierzulande abhanden gekommen sein. Und sie vermissen dabei nichts! Wann und warum dies geschehen ist, bedürfte einer vertieften Betrachtung. Der Verlust zeigt sich vor allem auch in der Architektur. Schaut Euch doch nur einmal ein Neubaugebiet mit Einfamilienhäusern in einer durchschnittlichen deutschen Gemeinde an. Die Ansprüche der Bauherren beschränken sich, und da zitiere ich einen Bauunternehmer, auf "Dach über dem Kopf und genug Platz für einen möglichst großen Flachbildschirm". Und das "Toskanahaus" erinnert von außen eher an einen Hochbunker. Aber den Leuten gefällt's und sie zahlen dafür auch noch hunderttausende Euro. Das geht hier jetzt alles viel zu weit. Es freut mich aber, dass noch einige diesen Kulturpessimismus teilen.
 

Zumindest was die Architektur angeht ist das eine Mischung aus Trend, Kreativlosigkeit und Konformismus, der 0815 Häuslebauer ohne jeglichen ästhetischen Anspruch will nicht auffallen im Neubaugebiet und sucht sich der Einfachheit halber sein Haus im Fertighaus Katalog aus selbst wenn er gar kein Fertighaus bauen will aber so gibts immerhin schon Bilder vom neuen Haus ähnlich als würde man ein Auto kaufen, sonst kauft man ja die Katze im Sack...

In diesen genannten Katalogen sind dann natürlich Schönheiten wie das Toskana Haus oder die Stadtvilla zu finden die irgendjemand für die ausführende Firma schnell mal hingeschmiert hat, da dreht sich der alte Gropius im Grabe um.

Kleine Geschichte aus dem Leben zum Thema Durchnittshaus, ich saß letzten Sommer mit einem befreundeten Zimmermann auf dem Dach einer Scheuen von der aus wie den Ort überblicken konnten, mit dieser Aussicht viel einem der "Ästhetikverlust" Recht drastisch auf, denn alte Fachwerkhäuser und seien sie noch so klein Folgen immer einem tadellosen und fürs Auge ansprechenden Grundraster, dieses ist Leider den meisten Neubauten heutzutage restlos abhanden gekommen vom altbewehrten Farbkanon gar nicht zu sprechen.
 
Auch wenn ich das mit der Architektur teile, liegt das weniger an der Generation, als daran, dass vieles früher nicht möglich war. Seien es Italienreisen (Toskanahäuser bzw. das was der gemeine Deutsche denkt, was Toskanahäuser sind), oder auch die Verfügbarkeit von Baustoffen. Regionale Baustoffe vordern bestimmte Bauarten (z.B. Holzbau mit großen Dachüberständen). Heute kann jeder alles mit jedem Baustoff bauen, und was gebaut wird diktieren leider all zu oft die Falschen.

Der gemeine Bauherr ist einfach arch. ungebildet und das endet in furchtbaren EFH-Siedlungen.
Ist jetzt sehr vereinfacht, aber was ich sagen will, "die" waren früher auch nicht besser, sondern hatten andere Gegebenheiten.
 
Genau das. Mir ist völlig egal, wie jemand zum Essen erscheint, wenn er dem Genuss erkennbar zugetan ist. Für mich ist das kein Event, um so was wie Klassenbewusstsein zu zeigen, genau das bringt im Menschen, der so was nötig hat, sowieso immer das Lächerlichste heraus. Das soll jeder halten, wie er gerne möchte (genau wie ich das auch für mich halte), wenn ich auch zugebe, dass mir ein Mindestmaß an Eleganz auch bei den anderen Gästen immer lieber ist. Das ist allerdings in einem allgemeineren Zusammenhang wichtig,...

...diesem hier nämlich. Die allgemeine Verwahrlosung des öffentlichen Raums ist mein Hauptproblem, in dem die meisten Menschen die Bemühung um alltägliche Schönheit mit Protz und Angeberei und einen ästhetischen Rahmen mit Formalität und Klassenabgrenzung verwechseln. Auf diese Weise zieht sich jeder, selbst die Interessierten und selbst in diesem Forum, auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zurück, um sich auf unterstem Niveau visuell einzugliedern, was natürlich die Abwärtsspirale erst kreiert.

Dabei mache ich in Beruf und Freizeit mit meiner alltäglichen Kleidung nur die besten Erfahrungen. Die meisten Menschen mögen im Grunde das Bemühen um Kleidungsästhetik bei anderen und die Wahrnehmung dieses Bemühens bei anderen bringt bei ihnen - gute Manieren und freundliches Wesen beim Träger vorausgesetzt - auch nur die besten Eigenschaften im direkten Kontakt hervor.
 
Früher gab es von meiner Oma immer Ärger, wenn ich auf dem Tennisplatz nicht weiß getragen habe. Heute haben die Spieler teilweise noch nicht mal mehr ein T-Shirt an
 
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