Heranführen an "schicke Kleidung"

Jost62

New Member
Die Freude an stilvoller Kleidung fällt ja nicht vom Himmel. Deshalb frage ich in die Runde, wie haltet es ihr mit euren Nachwüchsen bzw. wie seid ihr an Krawatte und Co. herangeführt worden?

Meine beiden Jungs (11 ud. 13) wissen, wann das weiße Hemd angesagt ist, alles darüber hinaus dürfen sie aber selbst entscheiden.

Gruß
Jost
 
Hallo Jost,

Mein Sohn - jetzt 27 und gerade MA in Politikwissenschaften - trug bis zu seinem ersten Praktikum nur lässigste Klamotten, u.a. diese unsäglichen baggies.

Im vergangenen Jahr bekam er einen Praktikumsplatz bei der UN in NY für 10 Wochen. Panik!!! So viel zum Anziehen - und dann auch noch das Richtige - war nicht vorhanden und dann auch noch große Unbedarftheit hinsichtlich Dress Codes im Allgemeinen und US-Dress Codes im Besonderen. Ich habe ihm "Der Gentleman" geliehen und 2 Anzüge vermacht und ihm empfohlen, sich an dem Dress Code zu orientieren, wie er ihn erlebt. Hat prima funktioniert, dazu kam, dass er einige richtig gute Quellen für hervorragende Kleidung rund um den Ground Zero aufgetan hat, von denen auch ich profitierte.

Heute ist er ziemlich stilsicher, was mich natürlich sehr freut.

Liebe Grüße
Heinz
 
Ist bei mir noch etwas früh - wenn ich meinem 11 Monate alten Sohn jetzt nur noch aus "Der Gentleman" vorlesen würde, bekäme ich wahrscheinlich Probleme mit meiner Frau :D

Ansonsten möchte ich ihn in den nächsten Jahren mit Spaß und Freude langsam heranführen und ihm die Hintergründe guter Kleidung zeigen (Ich denke da immer an diese wunderbare BBC Reihe zu Harris Tweed - das ist für mich echtes Bildungsfernsehen).
 
Ich habe mir meinen jetzigen Stil ohne elterliche Vorbilder erarbeitet, leider war mein Vater, obwohl eigentlich immer gut angezogen, nicht sehr interessiert am weitergeben "des Wissens."
Meine Tochter ist jetzt bald 4 und wir achten - ohne übermäßige Prinzipienreiterei - auf hochwertige Kleidung (lieber 2nd hand Qualität als kik neu), bei der alles zusammenpasst und - wichtig - sie auch Spaß daran hat und involviert ist. Außerdem kriegt sie ja automatisch mit, dass wir uns z.B. für's Restaurant schön machen, also, dass es wie in der Sprache verschiedene Register gibt und nicht einen Einheitslook. Ich denke im Schulalter hat man dann noch ziemlich mit Markenfetischismus uns peer pressure zu schaffen, aber bei unserem Junior lief das ganz gut. Vielleicht zieht er ja sein zum Geburtstag geschenktes T&A Hemd mal an, wenn er jetzt seinen B.A. hat :D
 
(...) Außerdem kriegt sie ja automatisch mit, dass wir uns z.B. für's Restaurant schön machen, also, dass es wie in der Sprache verschiedene Register gibt und nicht einen Einheitslook.

Tja, das konnte ich ihm leider nicht vermitteln, da er nicht bei mir gelebt hat, sondern höchstens alle 14 Tage mal da war - und dann war Wochenende, ergo: Freizeit...

Liebe Grüße
Heinz
 
Grundlagen (wobei ich das nicht auf Kleidung verengen würde; möchte man sehen ob eine Person "Stil hat" (scheint hier eine Art "Pour-le-mérite" zu sein..) sollte man diese an einen gedeckten Tisch für mind. 3 Gänge setzen und sehen, wie sie sich zurechtfindet...) durch die Eltern, die da in Kindheitstagen sehr drauf geachtet haben. Auch das von dgL angesprochene Differenzieren (Gut essen gehen, Kirchgang,...) haben wir früh mitbekommen, mein erster Anzug war ein Janker und den gabs zur Kommunion - fand ich schon damals in Westfalen unangebracht.

Wie man Schuhe putzt habe ich auch bspw. recht früh von meinem Vater gezeigt bekommen. Dass ich jetzt gern auch gutes Geld für gute Klamotten ausgebe kommt über meine Subkultur.. Nicht nur das Verständnis, dafür das Geld auszugeben sondern auch für Kleidung im weiteren Sinne. Qualität und Kombinieren..

Ich halte es grundsätzlich für falsch, seine Kinder in etwas zu zwängen was sie vehement ablehnen. Grundlagen, wie oben erwähnt, müssen sein. Wenn die Kurzen in der Jugend Bollerbuxen tragen wollen - sollen se. Das gehört zur Entwicklung..
 
Ich habe bislang noch keinen konkreten Anlass, mir Gedanken drüber zu machen, aber ich vermute dass ich es einmal versuchen werde, für die Kinder einfach als Selbstverständlichkeit in den Lebensalltag zu integrieren.
Wenn man mal weggeht, sei es Treffen mit Bekannten, Oper, Kino oder schönes Abendessen, dann macht man sich schick und bereitet sich darauf vor, um den besonderen Anlass angemessen zu begehen.
Ich hoffe, dass der Rest dann von selbst kommt ;)
 
Im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Festtagen und ggf. gepflegten Adventssonntagen hole ich diesen Thread noch mal hervor und frage in die Runde, wie ihr es in euren Familien haltet?

Gruß
Jost
 
Nun ... ich habe leider keine Familie (und hatte auch nie eine).
Aber ich habe einige recht sympathische Jungs (alle zwischen 18 und 27) in meiner Trainingsgruppe, die seit einiger Zeit mit großen Augen die Wandlung meiner Garderobe verfolgen.
:D
Da kamen dann die ersten zaghaften Fragen ...
An gute Bücher hatte ich sie ja schon früher herangeführt, auch wenn's manchmal schwierig war, und an klassische Musik auch, obwohl das NOCH schwieriger war ... die Mädels in meiner Trainingsgruppe waren da viel aufgeschlossener.
Und nun hab ich es doch wirklich geschafft, den ersten drei Jungs (19, 19 und 24) klarzumachen, daß ihre Plastiklatschen häßlich aussehen und richtige Schuhe viel besser sind.
(Dabei hab ich von guten Schuhen immer noch keine Ahnung!!!!)

Wie es der Zufall will, gab es bei TKMaxx (nein, das ist keine Werbung!) für die riesengroßen Füße der Jungs (46+) tatsächlich noch einigermaßen gute Schuhe (aus meiner Sicht).
Florsheim, hohe Schuhe, in Rauhleder und Glattleder für sehr kleines Geld.
Als Einstieg doch allemal gut, oder?
:)

Na ja ... dann wurden es noch mehrere Hemden, Handschuhe ...
Für einen fand ich ein wirklich nettes Sakko (Carl Gross).

Ich hab an ihren Augen gesehen, daß sie infiziert sind.
:D
Haben sie dann auch zugegeben.
Voller Stolz haben sie auf dem Parkplatz die neuen Schuhe angezogen ...
"Sieht ganz anders aus als die Sneakers. Viel besser!"
Ich hab ich mit ihnen gefreut.
Na ja, meine Trainingsgruppe ist eben meine Familie.
:)
 
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