Fortführender Versuch: Was höre ich heute SammelThread

Für mich macht aus heutiger Sicht antiquierte Aufnahmetechnik oft grade den Charme aus. Ich versuche, so oft wie möglich noch die alten Mono-Aufnahmen zu bekommen. Neu gemasterte Aufnahmen klingen für mich meist furchtbar, bzw. lassen sie eben diesen Charme vermissen, wenn auch der Sound "besser" ist.


Der Sound ist ja auch oft Teil des Konzeptes bzw. der Musik. Guter 77er Punk kommt steril produziert einfach scheisse rüber. Moderner Punkrock mit fetten Bässen hingegen nicht.

Oder bei Reggae: Da muss man spüren, dass da fünfzehn Jamaikaner in einem engen Raum hockten und mit ihrem x-spuren-Gerät ohne gute Technik mit gepfriemel das beste rausgeholt haben.

Bei opulenten Rock-Opern hingehen wäre jedes Rauschen mangelhaft.
 
Abgesehen davon, daß King Tubby (wohl einer der bekanntesten Studiotechniker in der Geschichte des Reggae) für die damalige Zeit (und für Jamaica) über ein sensationell modern eingerichtetes Studio verfügte sind Rockopern natürlich nicht per se Scheiße, wie man z.B, am Gesamtwerk von Avantasia (inkl. Wacken-Auftritt) eindrucksvoll nachweisen kann.:)
Generell zum Thema Tontechnik (leider kenne ich mich da ein wenig aus, sowohl live als auch im Studio): Es ist natürlich durchaus möglich, auch eine hervorragende Band total Scheiße klingen zu lassen (siehe die letzte Metallica-CD, totkomprimiert trotz Rick Rubin an den Reglern, nur um einen größeren Lautstärkepegel zu erreichen) und man kann auch durchaus mit analoger Studiotechnik sehr modern produzieren. Aber natürlich sind die analogen Effekte den digitalen im Normalfall überlegen, was Soundfülle und Einstellmöglichkeiten angeht. Man muß die Teile aber auch bedienen können und somit kommen wir zur wichtigsten Komponente im Mix: Dem Soundmann im Studio (oder am FoH-Pult). Und wenn der nix taugt, kannste den ganzem Rest sowieso vergessen...
 
Ich wollte mich gar nicht kritisch zur Digitaltechnik äußern. Im Gegenteil, ich habe erst letzten bei einem bekannten Musikversandhaus mit T eine Summe für ein kleines Digitalmischpult gelassen ;-)
Was glaube ich einen Unterschied macht: durch Digitaltechnik ist Tonmischung so günstig geworden das es viel mehr Bands, tlw auch von zuhause, machen können. Früher gab es da den Label-Kommerz Filter. Eine Aufnahme war extrem teurer und man musste mit deutlich weniger Anläufen durchkommen.
Ein nicht zu unterschätzender Vorteil dabei finde ich das jetzt auch kleine noch unbekannte Bands soundtechnisch gute Alben produzieren können, auch wenn Sie nicht bei einem Label sind
 
Für mich macht aus heutiger Sicht antiquierte Aufnahmetechnik oft grade den Charme aus. Ich versuche, so oft wie möglich noch die alten Mono-Aufnahmen zu bekommen. Neu gemasterte Aufnahmen klingen für mich meist furchtbar, bzw. lassen sie eben diesen Charme vermissen, wenn auch der Sound "besser" ist.

Analoge Aufnahmen haben (für jede Spur) einen Master (= die Originalaufzeichnung). Diese ursprünglichen Mastertapes wurden (bei mehrspurigen Aufnahmen) dann zusammengefügt (nennt sich halt auch "Master"). Dabei entstanden mehr oder minder gute Ergebnisse.

Beim Remastering werden (soweit noch vorhanden, Inshallah) die ursprünglichen Mastertapes genommen und diese neu zusammenfügt, sinnvollerweise gleichartig wie ursprünglich geplant. Ein gutes Remastering sollte daher praktisch identisch mit dem eigentlichen Original sein.
Eigentliche Veränderungen sind in meinem Wortschatz eher "Remixes" als "Remasters". Was aber oft vorgenommen wird, ist eine generelle Lautstärkenanhebung ("Loudness-Effekt"), damit auch leisere Töne auf einer billigen bis mittelprächtigen Musikwiedergabeanlage noch hörbar werden - geht dann immer auf Kosten der Dynamik und Transparenz und ist aus audiophiler Sicht sicher abzulehnen.
Alte Jazz-Aufnahmen von Miles Davis, Gil Evans etc. etc. sind, wenn für die CD aufbereitet, zwangsläufig "remastered" und hören sich m.E. teilweise sehr gut an (in aller Regel habe ich aber den Vergleich mit der Erstpressungs-LP auch nicht).
 
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