Fortführender Versuch: Was höre ich heute SammelThread

Ja, dieser Krieg trägt sicher auch zur Gleichmacherei bei. Ist wahrscheinlich einer der Hauptgründe. Wenn man z.b. ne Led Zep Aufnahme entsprechend komprimiert (Kompressor, nicht mp3), klingt sie auch schon mehr nach "Heute" als nach 70er. Dachte nur, zu diesem Komplex gibt's einen Artikel/Schlagwort/Begriff ("The Production-Age Barrier" oder so :D).

Wüsste ich jetzt auch nicht, ob es da was gibt. Allgemein spielt aber sicherlich die fortschreitende Digitalisierung der Aufnahme- und Klangberarbeitungstechnik seit den 90ern eine wichtige Rolle. Heute hat das Endergebnis einer Musikproduktion ja häufig kaum noch etwas mit dem Ursprungssignal zu tun...
 
Den Entstehungszeitpunkt eines Tracks über die (hörbar) verwendete Technik zu bestimmen halte ich derzeit auch für schwierig.

Einerseits gibt es technische Besonderheiten wie z.B. Autotune die sich nach wie vor klar erkennbar einer bestimmten Kalenderzeit zuordnen lassen. Auch einige Aufnahme- und Dateiformate gehören hierher.

Andererseits steht ja zu jedem Zeitpunkt die gesamte Palette der historisch verfügbaren Einspielungs- und Aufnahmetechnik zur Verfügung, sodass hierüber eine technische Datierung kaum möglich scheint.

Ich wage aber dennoch zu behaupten dass die Kombination aus Aufnahmetechnik, Spieltechnik, vor allem aber künstlerischem Ausdruck und musikalischen Details (fällt mir schwer hier spezifisch zu werden) nach wie vor eine relativ genaue Zuordnung ermöglicht. Random Beispiel: Charles Bradley mag noch so bemüht den Godfather kopieren und die Menahan Street Band Retro-Vorbilder anrufen, die Produktion und das gesamte Resultat sind klar in unserer Zeit zu verorten.
 
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mMn. bieten aber 60er/70er Jahre Alben produktionstechnisch das beste, und nicht die Modernen. Siehe z.B. Californication von RHCP im Vergleich zu 70er Pink Floyd.

das allgemeine Niveau (d.h. der Durchschnitt) ist seit den 90ern deutlich höher als es in den 70ern (oder sogar noch vorher) war ....
um ein tontechnisches Meisterwerk abzuliefern braucht es halt den Drang nach Perfektion - Pink Floyd, Alan Parsons (auch als Tontechniker für Pink Floyd) hatten den sicher, die (späten) Beatles eher als die Rolling Stones ... ich kenne jedoch keine Aufnahme aus den 70ern welche sich (rein tontechnisch) mit z.B. Mezzanine von Massive Attack messen könnte (Kandidaten bitte mir unbedingt melden ....) ....
 
das allgemeine Niveau (d.h. der Durchschnitt) ist seit den 90ern deutlich höher als es in den 70ern (oder sogar noch vorher) war ....
um ein tontechnisches Meisterwerk abzuliefern braucht es halt den Drang nach Perfektion - Pink Floyd, Alan Parsons (auch als Tontechniker für Pink Floyd) hatten den sicher, die (späten) Beatles eher als die Rolling Stones ... ich kenne jedoch keine Aufnahme aus den 70ern welche sich (rein tontechnisch) mit z.B. Mezzanine von Massive Attack messen könnte (Kandidaten bitte mir unbedingt melden ....) ....

"Perfektion" bemisst sich allerdings immer in Relation zum technisch Machbaren, und in dieser Hinsicht sind die Beatles, die Sgt. Pepper's mit einer Vierspur-Bandmaschine aufgenommen haben, und Massive Attack, denen die neuen Möglichkeiten der digitalen Klangbearbeitung zur Verfügung standen, jeweils Pioniere und Perfektionisten, aber das Ergebnis ist unter HiFi-Aspekten natürlich nicht vergleichbar. Das ist ungefähr so, als würde man sagen, dass kein Auto, das in den 60ern und 70ern gebaut wurde, es hinsichtlich Technik, Leistung, Sicherheit und Komfort mit einem, was auch immer, aktuellen Mercedes S 500 aufnehmen kann. Das ist nicht falsch, aber dennoch kann man unter ästhetischen Gesichtspunkten dem Oldtimer den Vorzug geben.

Allgemein kann man sagen, dass vor 30, 40, 50 Jahren die spielerischen Fähigkeiten der Musiker und die Qualität des analogen Aufnahmesignals (Einstellung der Instrumente, Mikrofonierung, akustische Eigenschaften des Aufnahmeraums etc.) das Endprodukt stärker definierten (und auch begrenzten) als heute, wo im Prinzip jeder einzelne aufgenommene Ton nachberabeitet und jede Aufnahmespur beliebig neu zusammengesetzt werden kann. Das führt sicherlich zu klangtechnischen Verbesserungen, die häufig aber auch in eine sterile und ermüdende Überoptimierung münden. Der Charme einer Led Zeppelin-Platte besteht eben auch darin, dass man manchmal Bonhams Fußmaschine quietschen hören kann und dass Page rhythmisch gerne mal ein bisschen danebenliegt, es im Gesamtbild trotz – oder wegen – der vielen kleinen "Fehler" aber trotzdem rockt wie Sau. :)

Hier mal ein Einblick in das technische Equipment und die Aufnahmetechnik von Massive Attack anno 2003/2005 (heute auch schon wieder veraltet, zumindest was Rechenleistung angeht):
http://www.soundonsound.com/sos/apr03/articles/massiveattck.asp
http://www.soundonsound.com/sos/oct05/articles/massiveattack.htm

So haben die Beatles Sgt. Pepper's aufgenommen:
http://www.youtube.com/watch?v=WGdWdU4Pbu0
http://en.wikipedia.org/wiki/Sgt._Pepper's_Lonely_Hearts_Club_Band#Recording_and_production

Und so haben 1975 Queen Bohemian Rhapsody ganz ohne Computer aufgenommen: http://www.youtube.com/watch?v=Z85YsUAU6pA
 
Hey, gibt's hier etwa Hobby/Profi Audio-Engineers/Mixer etc?

Ich habe nur eine Menge Zeit mit Musikern und Tontechnikern verbracht, als Schlagzeuger wird man in diesen Kreisen ja durchaus geduldet, solange man nicht mit eigenen "musikalischen" Ideen nervt. Auf diese Weise konnte ich mir solides aufnahmetechnisches Halbwissen aneignen, lasse von diesen ganzen Knöppen und Reglern selbst aber lieber die Finger.
 
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