Fortführender Versuch: Was höre ich heute SammelThread

Für mich insgesamt fast bissl zu, mir fehlen da die Ecken und Kanten, Meshuggah ist ganz weit weg, aber Portnoy weist eher die Richtung ;) Ich fühle wir werden noch Freunde.

Ja, die Produktion ist schon ein bisschen perfektionistisch glatt und kühl, wobei ich nicht sicher bin, ob das nicht auch schon wieder eine bewusste Absage an den aktuellen Wir-kaufen-extrem-teures-Equipment-um-so-zu-klingen-wie-Opas-Garagenband-in-den-60ern-Trend ist. :) (Meshuggah lässt sich übrigens ab und an aus der Ferne erahnen, wenn z.B. am Ende von "The Pattern" ein paar Djent-Riffs ausgepackt werden. ;))

Was Jolly nach meinem Empfinden aber überzeugend hinbekommen, ist, aus dem wilden Stilmix von melodieseligem Piano-Pathos-Pop über ironisch-verspielten Artrock bis zum fiesen Metalriff ein eigenständiges und kohärentes musikalisches Ganzes zu erzeugen. Oder so. :)
 
Heute in sehr entspannter Samstagnachmittagsstimmung wieder einmal das wunderlich-schöne 2009er Album von Fever Ray, das ist ein Projekt von Karin Dreijer Andersson, einer Hälfte des Elektronik-Duos The Knife.

Bizarr-schöne eher dunkle Elektronik, langsam pulsierende Rhythmen, weiche Harmonien, oft verfremdete Vocals, manchmal an Björk gemahnend - z.B. bei meinem Favoriten "Dry and Dusty".

Zur späteren Stunde werde ich mir dann Fever Rays Coachella-Auftritt von 2010 zu Gemüte führen, darauf freue ich mich schon :)
 
Alpensinfonie

Mit etwas Verspätung, denn gehört habe ich es gestern Abend:
Das junge Orchester NRW spielte in der Essener Philharmonie Richard Strauss´ Alpensinfonie. Es war grandios! Die jungen Musiker zeigen zwar hier und da in den Solostimmen noch Unsicherheiten, fügen sich inzwischen aber zu einem respektablen Klangkörper zusammen.
Über die Alpensinfonie muss man sowieso wenig sagen – und geniales Stück Programmmusik, dass ich aufgrund eigener Berg-Erfahrungen bis ins Detail nacherleben kann. Die Aufführung gestern war übrigens ziemlich „regnerisch“ interpretiert …

Grüße, Till Erdmenger
 
Mit etwas Verspätung, denn gehört habe ich es gestern Abend:
Das junge Orchester NRW spielte in der Essener Philharmonie Richard Strauss´ Alpensinfonie.

Noch einen Tick verspäteter, aber Herr Barenboim hat letzten Mittwoch ebenda gleichfalls das Haus gerockt ;) – mit Schuberts Sonaten. *schwärm* Ich mag das Haus und die Atmosphäre dort übrigens sehr; ist wirklich eines der schönsten in NRW. Darum hängen hier auch schon wieder Karten für den 6. Juli – Sokolov. Freu mich. :)

Zu Richard Strauss: Sah neulich eine Doku, in der Christian Thielemann das Strauss-Stammhaus besuchte und ganz ungläubig den Taktstock des Meisters in der Hand wiegte. "Wie kann man denn damit dirigieren?!" Dicker Ebenholz-Prügel mit Elfenbein-Intarsien und einem Brillanten an der Spitze. Es scheint mir, Herr Strauss hätte auch gut hier ins Forum gepasst. :D
 
Dank der Anregung durch die beiden Herren Erdmenger und "American" habe ich einen wunderbaren Morgen heute mit der "Alpensinfonie" in meiner liebsten Einspielung (Sinopoli, Staatskapelle Dresden, 1994) verbracht.

Dann ist es im weiteren Verlauf irgendwie ein Gil Scott-Heron Tag geworden. Ich habe mich mal wieder durch seine Alben gehört. Sein "The Revolution will not be televised" von 1970 hat ihm längst einen Platz im ewigen Olymp gesichert, auch wenn mein Favorit aus dieser Zeit eher "Lady Day and John Coltrane" ist. Nach "Moving Target" 1982 war es ruhig um ihn geworden, mit Ausnahme der sehr erstaunlichen, deutlich Jazz-orientierten "Spirits" von 1994.

Und dann, nach weiteren 16 Jahren die von Krankheit, Gefängnis, Sucht gekennzeichnet waren, 2010 kurz vor seinem Tod ein ganz unwahrscheinliches Meisterwerk: "I'm New Here". Produziert von Richard Russell (XL Recordings), mit teilweise deutlichen Einflüssen von Damon Albarn (Blur, Gorillaz) der hier die Keyboards spielt. Dunkel, bedrohlich, überwiegend elektronisch, irritierend und irgendwie provisorisch, ein rauher, minimalistischer, karger Blues, Neil McCormick hat das im "Daily Telegraph" sehr treffend als "like Massive Attack jamming with Robert Johnson and Allen Ginsberg" beschrieben.

Ein verstörendes Kaleidoskop mit Spoken Word Poetry über beunruhigenden Klängen (absolut herausragend hier die beiden Teile des fantastischen "On Coming from a Broken Home"), launigen Aphorismen in knorrig-knarziger Stimme, ein Kanye West-Sample, kurzen Blues-Splittern, und dann noch ein Track wie "Me and the Devil". Sensationell.

(Das wenig später daraus abgeleitete Remix-Album "We're New Here" mit uninspirierten, platten Remixen des unsäglichen Jamie "XX" Smith von The XX finde ich dagegen ganz grauenhaft.)
 
Wie schön, hier auf Menschen zu treffen, die die Begeisterung für Strauss bzw. die Essener Philharmonie teilen.
Die angesprochene Einspielung mit Sinopoli werde ich mal probehören müssen, danke für diesen Tipp!
Das Essener Konzerthaus, verehrter American, finde ich künstlerisch ebenfalls ganz außerordentlich. Es gibt viele tolle Konzerte von höchster Qualität. Was mir trotz allem leider gar nicht gefällt, ist die Atmosphäre da drin. Eckige Sääle sind schon mal das eine (wenn auch akustisch offenbar nicht schlecht), aber diese Krupp-Stahl-Architektur in Verbindung mit dem hellen Ikea-Holz ist so gar nicht meins. Naja, das nur am Rande …

Grüße, Till

PS: Im Auto hörte ich heute das beste aller Simple Minds-Alben – Live in the City of Light. Ja, ich höre auch mal andere Stilrichtungen …
 
Ich gebe zu: Optisch kommt's schon recht "schwedisch" daher ;). Warum ich's trotzdem sehr mag: Die Architektur hält sich dezent zurück, macht nicht "auf dicke Hose" und lässt der Musik und den Künstlern den Vortritt. Da lenkt nichts ab. Außerdem sind die Sitze die bequemsten, die ich kenne.

Hatte vor einer Woche den Vergleich im Wiener Musikverein. Grandios, beeindruckend, geschichtsträchtig... alles richtig. Aber die Akustik und Bestuhlung - da muss man sich schon mental gut im Griff haben, um das für zwei Stunden ausblenden zu können. Die Beethovenhalle in Bonn... Ach, da sag ich jetzt nichts zu. ;)
 
Ich schätze die Tonhalle in Düsseldorf sehr. Von optischer Anmutung und Akustik her. Das grandiose Foyer ist ohnehin eine Schau ;) Dort habe ich sogar schon auf eher ungünstigen Rangplätzen ganz erstaunliche Akustik erlebt, im Parkett sowieso.
 
Das wollte ich als Düsseldorfer jetzt nicht sagen, um nicht voreingenommen zu klingen. Aber wo Du's jetzt ansprichst: Meine klare Nummer Eins. ;) Über das Programm lasse ich aber mit mir reden.
 
Zurück
Oben