Erstes Maßrojekt, Bitte um Empfehlungen

JeepDriv3r

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Guten Abend in die Runde,

ich werde in Kürze mein erstes Maßprojekt angehen und will mich daher nochmal mit Bitte um Empfehlungen an Euch wenden:
Gibt es bestimmte Optionen zu Details / Ausgestaltung auf die ich achten sollte?
Themenbereiche wären z.B. Reversbreite und -Form (peaked oder "normal"), Umschlag, Bundfalten (ja/nein) ggfs. auch die Frage ob ein- oder zweireihig, wobei ich zunächst einreihig mitgeteilt habe.

Gewünscht ist ein "seriöser" Anzug in anthrazit für formelle geschäftliche Anlässe.
Besonderheit bei mir ist eine (halbwegs) sportliche Figur, insbesondere im Schulter- und Rückenbereich, eine eher flache aber auch eher breite Brust und relativ häufige Gewichtfluktuation um +-5 kg.
RTW bräuchte ich i.d.R. im Schulter- Brust- Armbereich 54 und im Baubereich 50 oder 52. Hosen liegen zwischen 50 und 48 und müssen RTW in 50 stets im Bereich Bund / Hintern angepasst werden.

Weitere Besonderheit ist, dass ich einen klassischen Stil mit eher breitem Schnitt insbesondere bei der Hose unbedingt bevorzuge.

Ich würde mich über Tipps und Hinweise sehr freuen, damit das Projekt möglichst gut verläuft und ich keine klassischen Anfängerfehler begehe.

Beste Grüße und einen schönen Abend!
 
Guten Abend in die Runde,

ich werde in Kürze mein erstes Maßprojekt angehen und will mich daher nochmal mit Bitte um Empfehlungen an Euch wenden:
Gibt es bestimmte Optionen zu Details / Ausgestaltung auf die ich achten sollte?
Themenbereiche wären z.B. Reversbreite und -Form (peaked oder "normal"), Umschlag, Bundfalten (ja/nein) ggfs. auch die Frage ob ein- oder zweireihig, wobei ich zunächst einreihig mitgeteilt habe.
Fallendes Revers, für Dich ruhig an der breitesten Stelle ein ganz kleines bisschen breiter als halbe Schulterbreite, wenn Du größer bist als 1,80m Umschläge 5cm, sonst 4cm, zwei Bundfalten nach außen gerichtet. Bund nicht zu niedrig geschnitten, Schließknopf in der natürlichen Taille, Armlöcher im Rahmen der Bequemlichkeit möglichst hoch. Obere Innentaschen so hoch wie möglich, damit Portemonnaie/Brieftasche etc. nicht auftragen. Kassur nicht zu niedrig.

Die Schulterform ist noch sehr wichtig, weil sie die Silhouette des Sakkos bestimmt. Was gefällt Dir denn da? Denke daran, für all das, wozu Du keine Meinung hast, trägst Du den Geschmack des Schneiders, nicht Deinen eigenen.

Gewünscht ist ein "seriöser" Anzug in anthrazit für formelle geschäftliche Anlässe.
Schade. Wenn man schon nennenswert Geld ausgibt, finde ich, sollte der Anzug mit den Mitteln des Schneiders Dich ausdrücken. Bespoke ist mehr als Passform, es geht auch um stilistischen Ausdruck. Selbst ein informeller Anzug ist für die meisten Menschen ohnehin unendlich formell. Nichts ist überflüssiger als ein schön gemachter Anzug, der einem richtig gut passt und den man nur drei Mal im Jahr anzieht. Nun ist ein grauer Anzug natürlich an sich kein schlechter Start, wenn man keinen dunkelblauen nimmt.

Besonderheit bei mir ist eine (halbwegs) sportliche Figur, insbesondere im Schulter- und Rückenbereich, eine eher flache aber auch eher breite Brust und relativ häufige Gewichtfluktuation um +-5 kg.
Gewöhne Dir die Gewichtsfluktuation ab, wenn das wirklich so sein sollte, +- 5kg ist +- eine ganze RTW-Größe. 50 vs. 54 ist schon ein Unterschied, damit kann man nicht planen. Aber Menschen, die z.B. zwischen 80 und 90 kg in schneller Folge hin und her schwanken habe ich tatsächlich noch nicht kennengelernt.

Weitere Besonderheit ist, dass ich einen klassischen Stil mit eher breitem Schnitt insbesondere bei der Hose unbedingt bevorzuge.
Auch schade, denn von den Fotos finde ich Dich schon ein wenig raumgreifend (auf sportliche Weise natürlich). Elefantenbeine betonen das unnötig stark und fordern auch etwas weitere Ärmel, die diesen Eindruck noch verstärken. Hosen müssen natürlich passen, aber in diesem Rahmen kann man durchaus etwas enger gehen als in den 1930ern und doch weiter bleiben, als ich es mag. ;)

Hast Du denn eigene Vorstellungen, die Du mit Bildern illustrieren könntest (Instagram, WTIH etc.)? Das finde ich wichtig, weil Du Dir dann konkrete Gedanken machst, die Du über die Bilder auch an den Schneider kommunizieren kannst. Wo ist der Schneider denn stilistisch verortet? Britisch, norditalienisch, süditalienisch, französisch, amerikanisch? Man sollte ihm nichts zumuten, wo er sich nicht zuhause fühlt.

Welchen Stoff Du möchtest, weißt Du schon?
 
Gewöhne Dir die Gewichtsfluktuation ab, wenn das wirklich so sein sollte, +- 5kg ist +- eine ganze RTW-Größe.
+-5kg kann ich mit meinen bespoke und mtm halbwegs gut abfangen, sollte mMn möglich sein, wenn es gut gemacht ist. Alles drüber und drunter wird aber zugegebenermaßen schwieriger ohne Änderungen. (Und ich bin nur 1,70m)

Ansonsten keinerlei Einwände zu @bluesman528
 
Herzlichen Dank für die vielen guten und ausführlichen Hinweise :)

Gewöhne Dir die Gewichtsfluktuation ab, wenn das wirklich so sein sollte, +- 5kg ist +- eine ganze RTW-Größe. 50 vs. 54 ist schon ein Unterschied, damit kann man nicht planen. Aber Menschen, die z.B. zwischen 80 und 90 kg in schneller Folge hin und her schwanken habe ich tatsächlich noch nicht kennengelernt.
+-5kg kann ich mit meinen bespoke und mtm halbwegs gut abfangen, sollte mMn möglich sein, wenn es gut gemacht ist.
Das ist gut; im Moment befinde ich mich "in der Mitte" (arithmetisches Mittel) der üblichen "Bandbreite".
Die Schwankungen kommen daher, dass ich oft unterschiedlich viel Zeit für Training und Ernährung habe und auch unterschiedliche Prioritäten setzte.
(Wenn es mal zuviel wird am Bauch, halte ich es mit der Ernährung strikter als sonst und erhöhe das Ausdauertraining, was schließlich schnell zu Gewichtsabnahme führt.)
Wenn ich mal z.B. wegen einer Erkältung nicht trainieren kann wirkt sich das auch schnell aus bei mir.
Richtig gesund ist das nicht, das ist mir bewusst. (Gesund für die Garderobe auch nicht.) Im Rahmen des Sportes habe ich das mit der Zeit in gewisser Weise aber als normal empfunden.

Die Schulterform ist noch sehr wichtig, weil sie die Silhouette des Sakkos bestimmt. Was gefällt Dir denn da?
Das ist ein Thema in das ich mich heute einarbeiten möchte.
Auf die schnelle habe ich die folgenden Unterscheidungen gefunden:
-klassisch
-roped
-leicht mit den Unterkategorien "soft" und "Spalla Camicia"

Im Moment habe ich Sakkos mit klassischer Schulter und eins, dessen Konstruktion ich als "spalla camicia" interpretieren würde.
(Letzteres finde ich sehr viel bequemer zu tragen; Das Sakko ist aber auch unstrukturiert.)

Von den obigen Kategorien gefällt mir die klassische Variante optisch am besten. Oberste Priorität hat aber letztlich der Zweck des Anzugs für berufliche Anlässe.
Danach folgen dann die Faktoren
- persönlicher Geschmack
- Bequemlichkeit
sowie die Überlegung, inwieweit die Konstruktion sich vor dem Hintergrund der Gewichtsschwankungen auswirkt.
Eine weniger strukturierte Schulterpartie würde wahrscheinlich Größenänderungen eher "auffangen" oder?
Das wäre ein Vorteil wobei mein Fokus bei diesem Projekt wirklich auf der "Wirkung auf Dritte", sprich Angemessenheit für den konkreten Zweck liegt.

Schade. Wenn man schon nennenswert Geld ausgibt, finde ich, sollte der Anzug mit den Mitteln des Schneiders Dich ausdrücken. Bespoke ist mehr als Passform, es geht auch um stilistischen Ausdruck. Selbst ein informeller Anzug ist für die meisten Menschen ohnehin unendlich formell. Nichts ist überflüssiger als ein schön gemachter Anzug, der einem richtig gut passt und den man nur drei Mal im Jahr anzieht.
Ja, schön wäre es hier mehr "Persönlichkeit" unterzubringen.
Die Sozialisierung durch Euch wird denke ich schon sicherstellen, dass ich in absehbarer Zeit ein persönlicheres Projekt starte ;-) :)

Ich würde den Anzug dennoch, abhängig von meinen beruflichen Projekten, sicher eher oft tragen. Von ein bis zweimal die Woche im Extremfall hin zu mehrmals im Monat als geringstem zu erwartenden Fall.

Auch schade, denn von den Fotos finde ich Dich schon ein wenig raumgreifend (auf sportliche Weise natürlich). Elefantenbeine betonen das unnötig stark und fordern auch etwas weitere Ärmel, die diesen Eindruck noch verstärken.
Ein guter Hinweis, herzlichen Dank; Ich werde das beachten.
Das Thema Ärmel und Höhe des Armlochs beschäftigt mich auch noch.
Prinzipiell möchte ich die Ärmel langfristig natürlich möglichst noch weiter "ausfüllen" (Armumfang vergrößern). Bodybuilding war vor ca. 20 Jahren mal ein Hobby - jetzt nicht mehr, aber man wird die Ideen davon wahrscheinlich nie ganz "überwinden" auch wenn sie mit der Zeit an Priorität abnehmen.
Jedenfalls scheint der Durchmesser des Armlochs oft auch ein Faktor zu sein, soweit ich das beurteilen kann, der dazu führt, dass ich mit RTW noch kein befriedigendes Ergebnis gefunden habe.

Nun ist ein grauer Anzug natürlich an sich kein schlechter Start, wenn man keinen dunkelblauen nimmt.
Habe ich verstanden ;-)

Hast Du denn eigene Vorstellungen, die Du mit Bildern illustrieren könntest (Instagram, WTIH etc.)? Das finde ich wichtig, weil Du Dir dann konkrete Gedanken machst, die Du über die Bilder auch an den Schneider kommunizieren kannst.
Ich werde weiter recherchieren.
Aktuell habe ich noch nichts 100% entsprechendes gefunden, wobei mir nahezu alle Projektbilder um Größenordnungen besser gefallen als die sonst prävalente "slim-fit"-Mode.

Wo ist der Schneider denn stilistisch verortet? Britisch, norditalienisch, süditalienisch, französisch, amerikanisch? Man sollte ihm nichts zumuten, wo er sich nicht zuhause fühlt.

Ich habe über Camez einen Termin mit Gianni Lovadina vereinbart - herzlichen Dank an der Stelle nochmal :)
Ob er nord- oder süditalienischen Stil bevorzugt ist mir (noch) nicht bekannt. Einem Erfahrungsbericht aus einem anderen englischsprachigen Forum ließ sich entnehmen, dass er die Schulterpartie gerne eher stärker strukturiert fertigt (?).
 
Nichts ist überflüssiger als ein schön gemachter Anzug, der einem richtig gut passt und den man nur drei Mal im Jahr anzieht.
Wieso? Drückt man seine Persönlichkeit am besten aus, indem man auch beim Eiersuchen oder Bocciaspielen Anzug trägt?
Wer Eiersuchanzugträger ist, tut das eben und wer nicht, der nicht. Dass ein optimaler Anzug, der nur wirklich selten getragen wird, überflüssigst ist, finde ich mal gar nicht.
Ich finde das z. B. besser als 6 Anzüge, die nur okay sind routinemäßig spazieren zu tragen.
 
Kurze Anmerkung noch zum letzten Satz in meinem vorherigen Beitrag: Ob das stimmt oder nicht, kann ich natürlich nicht beurteilen.
Die Bilder der Projekte sehen jedenfalls sehr stimmig aus.

Ich habe zwischenzeitlich nochmal Flusser's "Style and the Man" rekonsultiert, auch vor dem Hintergrund Deiner Bemerkung zur "raumgreifenden" Statur.
Demnach würde man klassischerweise ja versuchen das Verhältnis von Schulter zur Taille weniger deutlich ausfallen zu lassen bzw. etwas zu verbergen und letztlich alles etwas "uniformer" aussehen zu lassen.
(Aussage z.B. "Die Stoffe sollten den athletischen Körper kaschieren" - etwas "speckig" bin ich im Übrigen auch meistens.)
Ich würde - da kommt dann doch auch persönliche Präferenz hinzu - das nicht gerne so machen. Zwar würde ich auch nicht umgekehrt die Schultern übermäßig bis ins "Aufdringliche" betonen und dann das Sakko stark taillieren wollen, aber eine "raumgreifendere Statur" ist in meinem Metier im Gesamtkontext Unternehmens- und innere Sicherheit (soweit man es nicht ins Extreme übertreibt) eher ein Vor- als ein Nachteil. Der Vollständigkeit halber: Meistens ist die Statur wiederum glücklicherweise nicht relevant.
 
Das ist ein Thema in das ich mich heute einarbeiten möchte.
Auf die schnelle habe ich die folgenden Unterscheidungen gefunden:
-klassisch
-roped
-leicht mit den Unterkategorien "soft" und "Spalla Camicia"

Ich habe über Camez einen Termin mit Gianni Lovadina vereinbart - herzlichen Dank an der Stelle nochmal :)
Ob er nord- oder süditalienischen Stil bevorzugt ist mir (noch) nicht bekannt. Einem Erfahrungsbericht aus einem anderen englischsprachigen Forum ließ sich entnehmen, dass er die Schulterpartie gerne eher stärker strukturiert fertigt (?).

Um kurz hierdrauf einzugehen: Mir ist nicht bekannt, dass Gianni verschiedene Schulterarten verarbeitet. (@camez_ korrigier mich gerne)
Die meisten hier, die bespoke Erfahrung haben, werden dir auch nicht dazu raten, zu einem Schneider zu gehen und ihm den Stil aufzuzwängen. Es ist immer zielführender, die Projekte des Schneiders zu kennen und ihm dann zu sagen: So hätte ich das auch gerne. Gianni ist Mailänder (meine ich :D ) und somit hat er die stark strukturierten Schultern gelernt. Wenn man lieber einen softeren Stil sucht, ist man bei ihm sicherlich nicht richtig. Unstrukturiert kenne ich von ihm nicht, würde ich bei ihm also auch nicht in Auftrag geben.
 
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