Erfahrungsbericht: Policke vs. Dolzer vs. Suitsupply vs. Rooks & Rocks vs. Vesturo

Zum Vergleich: Bei Herrenausstattern wie z.B. Linus oder Anton Meyer kosten zweiteilige Anzüge mit Stoffen von Barberis Canonico etwa 650 €. Dann aber von der Stange. Bei SuSu kosten vergleichbare RTWs 150 € weniger. Wie genau diese Preisdifferenz zu Stande kommt weiß ich nicht, es wird aber vermutlich mit dem Produktionsstandort zu tun haben.
Barberis ist ja lediglich der Weber. Dass ein Anzug aus einem der tausenden Stoffe dieses Webers unterschiedlich viel kostet, ist eigentlich klar. Ausschlaggebend ist ja die Art des Stoffes, die Art der Fertigung & das Produktionsland. Es gab auch Anzüge aus Zegnastoffen bei P&C für 700,- Euro. Das hat natürlich recht wenig mit einem Anzug aus dem Zegna-Store zu tun, der gerne über 3000,- Euro kostet-.
 
Also Strellson-Anzüge, in Niedriglohnländern zusammengeklebt, sind m.E. nicht der Weisheit letzter Schluss. Wenn du bei RTW bleiben willst, was ich nachvollziehen kann (und bei entsprechender Passform ja auch völlig ausreichend), würde ich mich noch nach anderen Herstellern umschauen. Aber mit Farbe grün weiß ich auch nicht so genau...
Aber über die im Billiglohnland hergestellten unter dem Label Suit Supply vertriebenen Anzüge wird gemeinhin hier im Forum gejubelt. Eigentlich gibt es nichts anderes. Für den Fall, dass es nicht im Billiglohnland hergestellt wird, sondern im Hochlohnland fair produziert ist, geht das aus anderen Gründen ja gar nicht.
Alles in allem ist m.E. für jemanden, der noch so gut wie keine Erfahrung mit Anzügen, insbesondere keine Erfahrungen mit Bestellungen MTM hat die Lösung P&C oder vergleichbar gar nicht so schlecht. Immerhin vermeidet man damit die nicht ganz unwahrscheinliche Situation, dass ein Anzug kommt, der nicht passt, irgendwie schief sitzt oder was auch immer. Und schwups ist man hinsichtlich des Festtermins unter enormen Zeitdruck hinsichtlich der Nachänderungen.
Hatte mir seinerzeit einen Smoking zur Hochzeit machen lassen. Der kam dann etwas später als avisiert gerade eine Woche vor der Hochzeit. Hat zum Glück ordentlich gesessen. Wäre dem nicht so gewesen, hätte ich ein Problem gehabt.
Ein halbwegs sitzender Anzug von der Stange, der vom versierten Schneider noch angepasst wird, kann sicherlich mit einem Durschnitts MTM Anzug mithalten. Habe ich schon so machen lassen und bin sehr zufrieden. Mein mit mir befreundeter Schneider hat mich ein paar Jahre später mal in dem von ihm angepassten Anzug gesehen und gesagt, dass ich einen gut sitzenden Anzug an hätte. Er wusste gar nicht mehr, dass er den mal in den Händen hatte. Und auch nicht, dass es ursprünglich Stangenware war.
 
Und noch was. Hochwertig Stoffe sind was schönes. Wenn man den Anzug allerdings nur einmal oder ganz selten anzieht, ist es in praktischer Hinsicht gar nicht so entscheidend, was man für einen Stoff hat. Natürlich sollte es schon überwiegend Schurwolle sein, um ein Geruchsproblem zu vermeiden.
 
Ein halbwegs sitzender Anzug von der Stange, der vom versierten Schneider noch angepasst wird, kann sicherlich mit einem Durschnitts MTM Anzug mithalten.
Da stimme ich dir voll und ganz zu. In dem Sinne muss ich dir aber auch widersprechen, dass P&C als akzeptable Lösung hinhalten könnte. Erstmal hat man dort überhaupt keine Ahnung, wie ein Anruf überhaupt zu sitzen hat und somit kann dort keine Hilfestellung erfolgen. Des Weiteren habe ich die Änderungsschneider der Kaufhäuser mit Änderungen, welche über Ärmel von unten und Beine kürzen hinausgeht, immer vollkommen überfordert erlebt.

Suitsupply ist für den Einstieg aus genau diesen Gründen ganz okay: die Verkäufer dort sind im Durchschnitt weitaus versierter als jeder P&C Verkäufer. Die Änderungsschneider vor Ort leisten solide Arbeit, wenn auch teurer als der Schneider um die Ecke. Die Anzüge sind nicht fixiert verarbeitet. Man muss sich nicht durch 10 Anzüge kämpfen, eh man einen ohne Plastikanteil gefunden hat. Für niedrige Budgets gibt es Anzüge bereits für 400€. Ein absolut fairer Preis. Wer aber auf Arbeitsbedingungen achtet, wird dort nicht fündig, da stimme ich dir zu. Jedoch erst Recht auf keinen Fall bei P&C.

Ich bin übrigens nicht deiner Meinung, wenn du sagst, es würde hier über Suitsupply gejubelt. Wir haben oft Bilder hier, wo suboptimale Fittings vorgenommen werden, die werden auch dementsprechend kommentiert. Man muss das Produkt aber auch immer im Preisrahmen sehen. Dass man dort keinen Rubinacci bekommt, ist allen klar. Wenn man aber einen soliden Einstiegsanzug braucht innerhalb eines kleinen Budgets, kann man dort fündig werden.
 
Aber über die im Billiglohnland hergestellten unter dem Label Suit Supply vertriebenen Anzüge wird gemeinhin hier im Forum gejubelt.
Es geht am Ende nicht darum, ob ein Anzug in einem Billiglohnland hergestellt wird, sondern wie, mit welchen Konstruktionsmerkmalen, mit welchen Stoffen, mit welchem Grad an Expertise er hergestellt wird. In den ganz alten Tagen gab es Boss-Anzüge Made in Germany. Das war das gleiche verklebte, billig gemachte Zeug wie in späteren Jahren, nur dass besser bezahlte Menschen den Maschinenpark bedient haben. Der Kunde hat davon ganz sicher nicht profitiert.

Wie bei allem muss man differenzieren und qualifiziert beurteilen können, was man bekommt. Wenn man das nicht kann, bleibt's bei Stammtischeinschätzungen.
 
Es geht am Ende nicht darum, ob ein Anzug in einem Billiglohnland hergestellt wird, sondern wie, mit welchen Konstruktionsmerkmalen, mit welchen Stoffen, mit welchem Grad an Expertise er hergestellt wird.
Nicht ganz. In den alten Tagen der Teppichknüpferei gab es Teppiche aus höchstwertiger Wolle, meisterhaft geknüpft, mit perfekten Knoten. Hergestellt von erfahrenen Kindern, in Billiglohnländern. Da kam es irgendwann durchaus auf die Umstände an.

Ich verstehe durchaus, wenn jemand die Entstehungsbedingungen in seine Entscheidung mit einfließen lässt. Konsequent ist das bei Kleidung kaum möglich: selbst beim deutschen Schneider weiß ich nicht wie die Schafe gehalten, die Baumwolle gepflanzt wird. Aber man kann ja trotzdem versuchen da, wo es geht (und, ehrlicherweise, der Geldbeutel es ermöglicht) ein Auge drauf zu haben.

N.H.
 
Aber über die im Billiglohnland hergestellten unter dem Label Suit Supply vertriebenen Anzüge wird gemeinhin hier im Forum gejubelt. Eigentlich gibt es nichts anderes. Für den Fall, dass es nicht im Billiglohnland hergestellt wird, sondern im Hochlohnland fair produziert ist, geht das aus anderen Gründen ja gar nicht.
Alles in allem ist m.E. für jemanden, der noch so gut wie keine Erfahrung mit Anzügen, insbesondere keine Erfahrungen mit Bestellungen MTM hat die Lösung P&C oder vergleichbar gar nicht so schlecht. Immerhin vermeidet man damit die nicht ganz unwahrscheinliche Situation, dass ein Anzug kommt, der nicht passt, irgendwie schief sitzt oder was auch immer. Und schwups ist man hinsichtlich des Festtermins unter enormen Zeitdruck hinsichtlich der Nachänderungen.
Hatte mir seinerzeit einen Smoking zur Hochzeit machen lassen. Der kam dann etwas später als avisiert gerade eine Woche vor der Hochzeit. Hat zum Glück ordentlich gesessen. Wäre dem nicht so gewesen, hätte ich ein Problem gehabt.
Ein halbwegs sitzender Anzug von der Stange, der vom versierten Schneider noch angepasst wird, kann sicherlich mit einem Durschnitts MTM Anzug mithalten. Habe ich schon so machen lassen und bin sehr zufrieden. Mein mit mir befreundeter Schneider hat mich ein paar Jahre später mal in dem von ihm angepassten Anzug gesehen und gesagt, dass ich einen gut sitzenden Anzug an hätte. Er wusste gar nicht mehr, dass er den mal in den Händen hatte. Und auch nicht, dass es ursprünglich Stangenware war.
Zum einen habe ich auch keine Anzüge von Suitsupply. Zum anderen werden die meines Wissens nicht geklebt. Gerade Letzteres ist ein ganz erheblicher unterschied zu Strellson.
Gegen gut sitzende Anzüge von der Stange habe ich überhaupt nichts, ich habe genau das Gegenteil geschrieben. Nur würde ich halt nach einer Marke schauen, die in Stoff und Verarbeitung etwas hochwertiger ist.
Wäre schön, wenn Beiträge hier gründlich gelesen und entsprechend darauf reagiert würde.
 
Nicht ganz. In den alten Tagen der Teppichknüpferei gab es Teppiche aus höchstwertiger Wolle, meisterhaft geknüpft, mit perfekten Knoten. Hergestellt von erfahrenen Kindern, in Billiglohnländern. Da kam es irgendwann durchaus auf die Umstände an.

Ich verstehe durchaus, wenn jemand die Entstehungsbedingungen in seine Entscheidung mit einfließen lässt. Konsequent ist das bei Kleidung kaum möglich: selbst beim deutschen Schneider weiß ich nicht wie die Schafe gehalten, die Baumwolle gepflanzt wird. Aber man kann ja trotzdem versuchen da, wo es geht (und, ehrlicherweise, der Geldbeutel es ermöglicht) ein Auge drauf zu haben.

N.H.
Entstehungsbedingungen sind natürlich nicht unwichtig, aber dazu muss man sie auch wirklich kennen und nicht nur pauschal irgendwelche Sweatshop-Produkte in 1€-Läden auf die gesamte Produktion von Produkten in einem Land extrapolieren. Zudem ist langfristige Entwicklung in Entwicklungsländern auch nicht ohne Kostenvorteile in der Herstellung möglich und die Anzugherstellung ist als relativ kompliziertes Textilprodukt (insbesondere wenn man es wie bei Suitsupply nicht mit der einfachstmöglichen Konstruktion betreibt) ein guter Beweis dafür, dass es dort eine lokale Weiterentwicklung in der Textilindustrie gegeben hat.

Solche isolierten Diskussionen über bestimmte Produktgruppen finde ich auch immer etwas ambivalent, wenn sie auf digitalelektronischen Geräten geschrieben werden, für deren Herstellung ähnliche Umstände gelten, die aber eigenartigerweise nie wirklich thematisiert werden. ;) Unser ganzes Alltagsleben, Wohnungseinrichtung, Hygiene- und Medizinprodukte inkl. Medikamente, Unterhaltungselektronik, jede Form von Kleinprodukten vom Schuhanzieher bis zur Blumenvase usw. usf. basiert auf Produkten und Vorprodukten, die in kostengünstigeren Märkten produziert werden. Das führt in sehr vielen Fällen zu kontinuierlicher Steigerung des Lebensstandards in Kunden- und in Produzentenländern. Aber es gibt trotzdem hierzulande immer noch die Tendenz, sich an die gute alte Zeit(tm) zu klammern, in der Gerhart Hauptmanns Weber alles noch hier vor Ort hergestellt haben.

/rant ;)
 
Entstehungsbedingungen sind natürlich nicht unwichtig, aber dazu muss man sie auch wirklich kennen und nicht nur pauschal irgendwelche Sweatshop-Produkte in 1€-Läden auf die gesamte Produktion von Produkten in einem Land extrapolieren.
Ach, naja, wenn es um die Ecke wiehert und galoppiert, wird es schon ein Pferd sein und kein Huhn. Dass in Indonesien oder China so produziert werden könnte wie in Portugal oder Italien ist theoretisch denkbar, aber in Wahrheit nur eine andere Art des Schönredens. Das kann man hinnehmen, manchmal muss man es sogar. Schönreden bleibt es allemal.
 
Entstehungsbedingungen sind natürlich nicht unwichtig, aber dazu muss man sie auch wirklich kennen und nicht nur pauschal irgendwelche Sweatshop-Produkte in 1€-Läden auf die gesamte Produktion von Produkten in einem Land extrapolieren. Zudem ist langfristige Entwicklung in Entwicklungsländern auch nicht ohne Kostenvorteile in der Herstellung möglich und die Anzugherstellung ist als relativ kompliziertes Textilprodukt (insbesondere wenn man es wie bei Suitsupply nicht mit der einfachstmöglichen Konstruktion betreibt) ein guter Beweis dafür, dass es dort eine lokale Weiterentwicklung in der Textilindustrie gegeben hat.

Solche isolierten Diskussionen über bestimmte Produktgruppen finde ich auch immer etwas ambivalent, wenn sie auf digitalelektronischen Geräten geschrieben werden, für deren Herstellung ähnliche Umstände gelten, die aber eigenartigerweise nie wirklich thematisiert werden. ;) Unser ganzes Alltagsleben, Wohnungseinrichtung, Hygiene- und Medizinprodukte inkl. Medikamente, Unterhaltungselektronik, jede Form von Kleinprodukten vom Schuhanzieher bis zur Blumenvase usw. usf. basiert auf Produkten und Vorprodukten, die in kostengünstigeren Märkten produziert werden. Das führt in sehr vielen Fällen zu kontinuierlicher Steigerung des Lebensstandards in Kunden- und in Produzentenländern. Aber es gibt trotzdem hierzulande immer noch die Tendenz, sich an die gute alte Zeit(tm) zu klammern, in der Gerhart Hauptmanns Weber alles noch hier vor Ort hergestellt haben.

/rant ;)
Denkfehler: Bei elektronischen Geräten hat man wenig Alternativen. Bei hochwertiger Kleidung schon.
 
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