Entstehungsbedingungen sind natürlich nicht unwichtig, aber dazu muss man sie auch wirklich kennen und nicht nur pauschal irgendwelche Sweatshop-Produkte in 1€-Läden auf die gesamte Produktion von Produkten in einem Land extrapolieren. Zudem ist langfristige Entwicklung in Entwicklungsländern auch nicht ohne Kostenvorteile in der Herstellung möglich und die Anzugherstellung ist als relativ kompliziertes Textilprodukt (insbesondere wenn man es wie bei Suitsupply nicht mit der einfachstmöglichen Konstruktion betreibt) ein guter Beweis dafür, dass es dort eine lokale Weiterentwicklung in der Textilindustrie gegeben hat.
Solche isolierten Diskussionen über bestimmte Produktgruppen finde ich auch immer etwas ambivalent, wenn sie auf digitalelektronischen Geräten geschrieben werden, für deren Herstellung ähnliche Umstände gelten, die aber eigenartigerweise nie wirklich thematisiert werden.
Unser ganzes Alltagsleben, Wohnungseinrichtung, Hygiene- und Medizinprodukte inkl. Medikamente, Unterhaltungselektronik, jede Form von Kleinprodukten vom Schuhanzieher bis zur Blumenvase usw. usf. basiert auf Produkten und Vorprodukten, die in kostengünstigeren Märkten produziert werden. Das führt in sehr vielen Fällen zu kontinuierlicher Steigerung des Lebensstandards in Kunden- und in Produzentenländern. Aber es gibt trotzdem hierzulande immer noch die Tendenz, sich an die gute alte Zeit(tm) zu klammern, in der Gerhart Hauptmanns Weber alles noch hier vor Ort hergestellt haben.
/rant