Empfehlung Stiefel/Schuhe "Problem"füße

Schnazel

Member
Sehr geehrte Foristen,
gerne hätte ich eine Empfehlung zu Schuhen, bei denen die Chance besteht, dass diese auch passen.
Ausgangslage ist diese:
ich laufe viel barfuß oder in absolutem Minimalschuhwerk. Meine Füße sind dabei breiter geworden. Dennoch mag ich Schuhe, insbesondere solche aus Leder und in reparierbarer Machart. Für groben Schotter und Gelände oder auch wenns nass ist, sind robustere Schuhe eine gute Sache. Was an Schuhen vorhanden war ist schon verkauft weil nicht mehr passend.

Jetzt ist mein Fuß vorn breit, Ferse normal, Spann niedrig und obendrein lang (bin 1,94m). Das heißt: 29,2cm lang mit Socke, 11,5 breit um mal grob einen Anhaltspunkt zu geben.

Ich verabscheue weiche oder gepolsterte geklebte Schuhe. Ein Schuh ist für mich aus Leder und handwerklich konstruiert. Schaumstoff ist für mich unbequem, "hart" muss es unterm Fuß sein. Einlegesohlen: gern ohne, auf blankem vegetabilen Leder läuft sichs für mich am besten.

Reperaturen und Neubesohlung mache ich selbst, Ausballung erneuern, Sohle doppeln, Absatz aufbauen - alles schon gemacht. Wie ein Schuh von innen aussieht habe ich mir zu Genüge angeeignet.

Das Problem ist: ich hatte Kontakt zu einem Maßschuhmacher, da hieß es so breite Schuhe mache man nicht, das wäre unästhetisch. Auf der anderen Seite habe ich aktuell nicht die Mittel mehrere tausend Euro in ein paar Schuhe zu investieren. Ich bräuchte idealerweise zumindest ein paar ansehnliche, ein paar casual und ein paar robuste Stiefel für Arbeit, Wald usw.

Mit Schuhweiten wird man ja in Deutschland nicht gerade überschüttet und oft heißt dann größere Breite eher Weite, die Brandsohle ist gleich schmal, mein Fuß hängt über und schwimmt ob zu viel Volumen.

Red Wings wären zb so eine Schuhmarke an denen das gut illustriert werden kann. EE Weite ist sehr voluminös, dafür fie Brandsohle schmal. Alle Leisten gefühlt unheimlich schmal. Über die Verarbeitung lasse ich mich jetzt mal nicht aus.

Hat da einer der Anwesenden Empfehlungen für mich?

Bedanke mich herzlichst im Voraus, allein schon für die Lektüre meines Romans.
 
Willst du weiterhin auch oder vornehmlich barfuß laufen?
Welchen Aufwand bist du bereit zu treiben, um das erste an beiden Füßen gut sitzende Paar zu erhalten?
Da dein Fußgewölbe durch das häufige Barfußlaufen abgesunken ist, muss es peu à peu wieder, ggf. durch Pelotten, hochgedrückt werden wodurch die Füße schmäler und minimal kürzer werden, so dass später ein neues Paar, eventuell sogar mehrere, angefertigt werden muss/müssen.
Bevor dein Füße nicht soweit wieder die anatomische Normalform angenommen haben machte es wohl wenig Sinn weitere andere Interimsschuhe für die Arbeit oder das Wandern anzuschaffen.
Insofern würden sich die hier bekannten Schuhmacher aus Italien empfehlen - die Frage ist dabei nur ob du das willst oder doch lieber ausreichend weite Schuhe orthopädisch zunichten lassen möchtest wie z.B. ungarische.
Schuhe vom orthopädischen Schuhmacher wären dann ebenfalls eine gangbare Alternative.
Was also ist deine finale Absicht, was willst du letztendlich?
 
@Schnazel, nur nicht glauben, was so alles in Foren steht. Die Meinung von Orthopäden sollte dahingehend einhellig sein, Barfußlaufen ist die gesündeste Art der Fortbewegung, solange keine Fehlstellung vorliegt. Bänder, Sehnen, Muskulatur werden gestärkt, das Fußgewölbe aufgebaut. Pelotten bewirken geradewegs das Gegenteil, sind lediglich ein Hilfmittel, wenn das Kind bereits im Brunnen liegt. Ums Anprobieren, Anprobieren, Anprobiere wirst Du kaum herumkommen.
 
@Schnazel, nur nicht glauben, was so alles in Foren steht. Die Meinung von Orthopäden sollte dahingehend einhellig sein, Barfußlaufen ist die gesündeste Art der Fortbewegung, solange keine Fehlstellung vorliegt. Bänder, Sehnen, Muskulatur werden gestärkt, das Fußgewölbe aufgebaut. Pelotten bewirken geradewegs das Gegenteil, sind lediglich ein Hilfmittel, wenn das Kind bereits im Brunnen liegt. Ums Anprobieren, Anprobieren, Anprobiere wirst Du kaum herumkommen.
Ich habe denke ich eine ganz gute Körperwahrnehmung und merke auch durch das Barfußlaufen damit einhergehend, das die Füße einfach empfindsamer werden, mehr wahrnehmen. Man tritt ja auch nicht auf jeden spitzen Stein sondern geht bedachter. Und wenn ich eben 10km durch unwegsames Gelände schmerzfrei mit einer an den Fuß geschnallten 3mm Sohle bestreiten kann, mit einem Schuh aber ob dessen Einzwängung meiner Zehen unerholter Ankomme, sprich dann klar gegen die individuelle Passform des Schuhs.
Mein Fußgewölbe ist sehr normal würde ich sagen, der Nassabdruck meines Fußes so wie er sein sollte. Pelotten, Gewölbestützen usw. führen bei mir zu Schmerzen. Ich habe lieber Muskulatur als eine Stütze. Wer wochenlang einen Gips trägt bekommt Reha, wer jahrelang auf einer angefertigten Einlegesohle läuft ... bekommt eine neue verschrieben.

Ich bin in meiner Jugend viel mit alten Militärstiefeln gelaufen, nicht der Mist den es heute gibt sondern die guten Macharten. 1960er Jahre US Fallschirmjägerstiefel auf Munson Leisten (extrem viel Zehenfreiheit, wenig Sprengung), BW Stiefel alte Art, zwiegenäht, viel Zehenfreiraum mit gerade gestellter Großzehe, alte schwedische Stiefel Baujahr 1943 (!) und gerade letztes paar war in vielerlei Hinsicht besser verarbeitet als vieles was man heute kaufen kann selbst bis in hohe Preisbereiche. Massive Lederbrandsohle, hochwertiges Oberleder, von Hand gedoppelt wo es geht, Ledersohle holzgenagelt, Eisenbeschlagen und auch hier wieder: viel Zehenfreiraum.

Ich finde Schuhe eine tolle Sache, sie sind ein Werkzeug. Ein Werkzeug kann in gewissen Bereichen die Funktion des Fußes erweitern. Aber ich glaube auch, dass sich die Schuhindustrie in eine sehr seltsame Richtung entwickelt hat. Viele Leistenformen kann ich nicht nachvollziehen. Sicher, gewisse Sachen haben ein optisches Appeal, aber anatomisch ist anders. Ich empfinde auch viele der Barfußschuhmarken als nicht optimal, weil einfach nur stumpf mehr Platz für ein Werkzeug wie ein Schuh eines ist eben nicht funktionieren.

Beispielsweise ist es für mich und meine Größe mit einhergehendem Gewicht von 90kg essentiell, dass ein Schuh mit Sprengung zw. Absatz und Vorderfuß eine Verstärkung hat (Gelenkfeder) die zusammen mit einem sinnvollen Schuhaufbau und einer sinnig dimensionierten Brandsohle den Schuh konstruktiv stützt. Nur so funktioniert der Schuh dann auch, wenn man denn die Vorteile einer vorhandenen Fersensprengung nutzen möchte.
Entsprechend denke ich auch dass gute Schuhe konstruktiv schon ausentwickelt waren, ebenso wie maximal Kostenoptimiert. Jede weitere Abweichung davon schmälert einfach enorm die Funktionalität (Texon Brandsohlen, Schaumstoffkram an allen Ecken, usw und so fort).
Man schaue sich mal gängige Wanderschuhe an. Die Leisten werden seit Jahren immer schmaler im Vorfuß, die Qualität sinkt ins bodenlose. Selbst die zwiegenähten von Meindl Hanwag und Co stehen für rund 400€ auf einer Presspappebrandsohle, Trabert teilweise das selbe.

Jetzt bin ich direkt ins schwadronieren gekommen, tut mir Leid wer sich von meinem Erguss gestört fühlt.

Sicher, ausprobieren ist das einzige was geht. Aber deshalb frage ich ja:
kann mir jemand Hersteller empfehlen, die weiten anbieten und sinnvoll in Deutschland verfügbar sind? Kennt jemand noch Hersteller für klassische derbere Schuhe die ich nicht auf dem Schirm habe?
Gibt es sinnvolle Quellen für Beispielsweise Allen Edmonds oder Grant Stone in Deutschland, wo man auch die Möglichkeit hätte mal weiten auszuprobieren?

Ich bin gern bereit für einen funktionalen Stiefel auch 400€ auf den Tisch zu legen (Konfektionsware), aber für raueren Umgang würde es mir darüber schon weh tun - denn ich benutze meine Werkzeuge, ob das nun in der Werkstatt, beim Holzmachen oder bei der Wanderung in den Alpen ist.

Wäre es nach Amerika nicht so weit, würde ich da ja auch mal bei Whites, Nicks, JK usw vorbeischauen, auch wenn mir dieses Schuhwerk dann zumeist überdimensioniert ist.
 
Ich weiß das Rio zb eher weit ist. Finde den Stil aber teils etwas zu derb für hübsch und gleichzeitig sieht mir das Leder zu dressy aus für Arbeitseinsatz.
 
Vielleicht Schuh Bertl in München, aber den kennst Du bestimmt. Ich glaube, dass Du bei Deiner Kompetenz und Deinem Anspruch an Qualität und Ästhetik keine Schuhe für Dein Budget bekommen wirst.
 
Vom Bertl hatte ich mal die klassischen Arbeitsschuhe versucht, die sind mir leider zu schmal von der Brandsohle, die weiten im Volumen sehr groß. Darüber hinaus ist das 4mm starke Juchtenleder etwas overkill für meinen Anspruch, die mit dünnerem Oberleder hats nur in schmalem Leisten.
Vllt muss ich wirklich mal darüber nachdenken mir einfach selbst was zu bauen. Da ist nur ein wenig das Problem hochwertiges Material zu bekommen, das man dann eigentlich erstmal kennenlernen müsste. Einzelschritte sind da überschaubar, aber komplett Aufbauen ist dann doch ein anderes Kaliber, da steckt der Teufel dann im Detail und in der Fügung des ganzen, auch wenn die Einzelschritte klar sind.
 
Vllt muss ich wirklich mal darüber nachdenken mir einfach selbst was zu bauen. Da ist nur ein wenig das Problem hochwertiges Material zu bekommen, das man dann eigentlich erstmal kennenlernen müsste.

Da kann u.U. der Schumacher Deines Vertrauens weiterhelfen. Auch wenn das hier teils verpönt ist, aber sich als neugieriger Interessent mit Fachleuten unterhalten und beraten lassen ist manchmal nicht der schlechteste Weg, zumal er Dir dann am Ende ja zumindest das Material verkaufen kann.

N.H.
 
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