Teil einer größeren Barbarei als Diktatur des kleinsten verelendeten Nenners, die ich schon anderswo hinreichend bejammert habe.
Ich bejammere dagegen die geschwollene Sprache.
Zu Deinem Beitrag:
Ich denke, dass bestimmte Anlässe, zu denen man sich früher fein herausgeputzt hatte, heute nicht mehr den Stellenwert besitzen, den sie einstmals hatten, und daher auch nicht mit entsprechend gewählter Garderobe bedacht werden. Das ist sicherlich schade, auch im Hinblick auf das gemeinschaftliche Gefühl, das Du bereits erwähnt hast. Noch bedauerlicher finde ich, dass genau dadurch auch der besondere Glanz verloren geht.
Ich glaube nicht, dass es in erster Linie als "Korsett gegen die individuelle Freiheit" empfunden wird, wie Du schreibst, sondern, dass der hohe Stellenwert, denn diese Anlässe hatten, verloren ging und sie allgemeiner - meinetwegen auch bedeutungsloser - und somit Teil des Alltags größerer gesellschaftlicher Schichten geworden sind.
Früher ging man zum Gottesdienst ausschließlich in Sonntagskleidung. Viele Ältere handhaben das heute noch so. Dadurch (und natürlich einiges andere!) hatte der Gottesdienst einen anderen Charakter. Ich habe übrigens jahrelang ministriert, und je nach Pfarrer war das Ganze entweder besonders feierlich und würdevoll (auch sehr ästhetisch) oder wurde eher lax gehandhabt.
Je größer die Bandbreite der Kleidung und je alltäglicher die Dinge, desto mehr Freiheiten einerseits, andererseits auch weniger Glanz & Gloria und respektvolle Haltung. Wenn Kinder im Gottesdienst überall herumlaufen, oder Eltern auf der Ablage Apfelschorle, Schokolade und Kekse ausbreiten... *grauslich*
Wie sehr Kleidung eine Atmosphäre mit beeinflussen kann, sieht man aber nicht nur bei gehobenen Anlässen oder in sartorial gesinnten Kreisen, sondern kann es auch schön in der New-Wave & Gothic-Szene beobachten, bei denen die Teilnehmer sich viele Gedanken zu Kleidung & Make up für ihre Treffen machen und in dieser Aufmachung nicht herumlaufen sondern genussvoll flanieren.
VG, Jane