Dresscode in Oper, Konzerthaus, Theater?

Jason Tran

Member
Liebes Forum,
was zieht ihr in der Oper, im Konzert und im Theater an? Ich sehe von den Staatsopern ab, wo es noch sehr üblich ist, im Smoking oder mindestens im schwarzen Anzug zu kommen.

Bei kommunalen Häusern ergibt sich zurzeit ein sehr gemischtes Bild in allen Altersgruppen: Teilweise im Anzug, teilweise Freizeithemd, Jeans und einfaches Sakko, einige kommen gleich in ihrer Freizeitkleidung mit T-Shirt und Jeans. Das zähle ich hier mal ganz wertfrei auf. Jogginghosen habe ich noch nicht entdeckt, ebenso wenig das andere Extrem (Frack - ist auch eher den Musikern vorbehalten)

Ganz kurz zu meiner Haltung: Ich mache mich nicht extra schick für die genannten Events, bin aber ohnehin im Alltag mit Kombination, EST und Krawatte unterwegs. So war ich letzte Woche in der Rheinoper mit einer grauen Wollhose, einem blauen Flanellsakko mit dezentem Glencheck und einer roten Strickkrawatte. In meiner Jugend hatte ich eher Poloshirts und Chinos als tägliches Outfit und hatte auch kein Problem, in diesen Sachen in die Oper zu gehen.

Wie positioniert ihr euch dazu? Bin gespannt auf die Diskussionen!
 
Schwarzer Anzug, weißes Hemd mit verdeckter Knopfleiste, schwarze Fliege, schwarze Schuhe und schwarzer Gürtel. Evt. weißes Einstecktuch und Manschettenknöpfe. Komt auf das Hemd an.
 
Ich sehe von den Staatsopern ab, wo es noch sehr üblich ist, im Smoking oder mindestens im schwarzen Anzug zu kommen.

Ich weiß nicht, welche Opernhäuser Du kennst, aber ich sehe Smoking und schwarzen Anzug äußerst selten. Smokings bei Premieren 0 bis 10 (in Berlin eher 0 bis 1 und den einen kenne ich meißt), schwarze Anzüge 0 bis 5. Ansonsten mal ein oder zwei Smokings. Ich gehe in der Saison ca 2 mal im Monat in die Oper, ca. 4 mal im Jahr in die Philharmonie.

Hier mal die Met, wo es in der Regel noch konserativer zugeht als hier, allein weil die Karten dort deutlich teurer sind ans hier:

http://lastnightatthemet.com/

Wie positioniert ihr euch dazu? Bin gespannt auf die Diskussionen!

Mir ist egal, was andere tragen. Ich würde empfehlen das zu tragen, was man bequem findet bzw. das, worin man sich wohl fühlt. Nichts ist schlimmer, als neben sich jemanden zu haben, der sich immer am Hals kratzt, weil er es nicht gewohnt ist, einen Kragen zu tragen und auf dem Sitz rumrutscht, weil er seine Wollgemischhose zum erstem mal trägt. Der kann sich dann nicht auf die Sache konzentrieren und stört die anderen. Die Visuelle Störung durch Jogginghose oder ähnliches finde ich persönlich nicht so schlimm.
Für mich: Smoking ist im Theater und in der Oper definitiv overdressed. Meißtens von Leuten aus ländlichen Regionen getragen, die zum ersten Mal seit Kindertagen in der Oper/Theater sind. Ausnahmen Bayreuth, Gala, Ball, eventuell Premiere. Ein schwarzer Anzug ist im Theater allermeißtens overdressed. Ich persönlich trage in der Regel Kombination oder dunklen Anzug und bilde mir ein damit zu den "besser" gekleideten 5 % der männlichen Zuschauer zu gehören.
 
@ Bartholomäus:

Wir widersprechen uns ja gar nicht - wie gesagt, bei den "normalen", städtischen Häusern sieht man ein gemischtes Bild: Einige Anzüge, einige casual usw., siehe meinen vorigen Beitrag.

Eine starke Smoking/Anzug-Lastigkeit kann man hingegen in den Staatsopern beobachten, bei denen es - ähnlich wie in der Met - sehr konservativ zugeht. Dazu kommen auch die Bayreuther Festspiele (die ich nie live gesehen habe, aber man sieht ja die Übertragungen). Auch bei anderen sehr großen Häusern wie Mailänder Scala oder Grande Opera Garnier in Paris - auch da bin ich bei den Übertragungen überrascht, wie feierlich das Publikum aussieht. Dass es in Berlin nicht so ist, wundert mich - war auch schon länger nicht mehr dort, weder in der Oper unter den Linden, noch in der komischen.

Diese Beobachtungen haben mich zu diesem Thread gebracht: Warum macht man sich überhaupt so schick zu solchen Anlässen? Ich gehe doch wegen der Sache dahin; weil ich die Musik toll finde - nicht um meinen Zegna-Anzug im Foyer zu zeigen!

Daher bin ich völlig deiner Meinung: Auch mir ist es egal, ich geh halt so, wie ich auch sonst im Alltag rumlaufe.
 
Eine starke Smoking/Anzug-Lastigkeit kann man hingegen in den Staatsopern beobachten, bei denen es - ähnlich wie in der Met - sehr konservativ zugeht. Dazu kommen auch die Bayreuther Festspiele (die ich nie live gesehen habe, aber man sieht ja die Übertragungen).
Ist es bei den Bayreuther Festspielen nicht einigermaßen terminabhängig? (Ich wohne zwar in der Nähe, war aber bisher nur außerhalb der Saison auf dem Hügel). Die Premierenwoche ist sehr "society"-lastig, da sieht man die Smokings en masse, die späteren Aufführungstermine, wo dann die "einfachen" Wagnerianer kommen, sollen wohl informeller sein.

Ich wähle meine Kleidung situationsabhängig. Bei der Kammermusik-Matinée im Hochsommer lasse ich schändlicherweise zu Chino und Blazer auch mal die Krawatte weg, beim Symphoniekonzert in kühleren Jahreszeiten ist der dunkle Anzug dran. Und eben die Zwischenstufen: Blazer/Sakko und Chino mit Krawatte; Blazer/Sakko und Tuchhose mit Krawatte.
 
Warum macht man sich überhaupt so schick zu solchen Anlässen? Ich gehe doch wegen der Sache dahin; weil ich die Musik toll finde - nicht um meinen Zegna-Anzug im Foyer zu zeigen!
Du bist jetzt seit vier Monaten hier angemeldet und stellst ernsthaft eine solche Frage?

Jedes Ereignis gewinnt durch Teilnehmer, die daran interessiert sind mitzutun, um es auch zu einem im besten Sinne denkwürdigen Ereignis für die anderen Teilnehmer zu machen. Eine Möglichkeit dafür ist formellere Kleidung. Vermutlich ist das auch ein Grund dafür, dass Hochzeiten selbst heutzutage nur selten in Jogginghosen stattfinden.

Daher bin ich völlig deiner Meinung: Auch mir ist es egal, ich geh halt so, wie ich auch sonst im Alltag rumlaufe.
Das ist ja das Problem, es ist zu vielen Leuten überall egal, wie sie aussehen. Aber deswegen müssen wir das doch nicht mitmachen, oder? ;)

Ich trage zu solchen Anlässen einen dunkelblauen Anzug mit weißem Hemd, Krawatte, EST und schwarzen Schuhen. Im Prinzip geht es mir aber so wie Dir: Ich geh' halt so, wie ich auch sonst im Alltag rumlaufe (mit ein paar Anpassungen für eine Abendveranstaltung). :)
 
Diese Beobachtungen haben mich zu diesem Thread gebracht: Warum macht man sich überhaupt so schick zu solchen Anlässen? Ich gehe doch wegen der Sache dahin; weil ich die Musik toll finde - nicht um meinen Zegna-Anzug im Foyer zu zeigen!
Ich verstehe nicht ganz, wo da der Widerspruch sein soll.


Ist es bei den Bayreuther Festspielen nicht einigermaßen terminabhängig? (Ich wohne zwar in der Nähe, war aber bisher nur außerhalb der Saison auf dem Hügel).

In der ersten Woche ist die Quote von Smoking-Trägern sicherlich höher, aber auch später gibt es noch einige. Eine super Gelegenheit, den Smoking mal auszuführen.
 
Du bist jetzt seit vier Monaten hier angemeldet und stellst ernsthaft eine solche Frage?

Jedes Ereignis gewinnt durch Teilnehmer, die daran interessiert sind mitzutun, um es auch zu einem im besten Sinne denkwürdigen Ereignis für die anderen Teilnehmer zu machen. Eine Möglichkeit dafür ist formellere Kleidung. Vermutlich ist das auch ein Grund dafür, dass Hochzeiten selbst heutzutage nur selten in Jogginghosen stattfinden.


Das ist ja das Problem, es ist zu vielen Leuten überall egal, wie sie aussehen. Aber deswegen müssen wir das doch nicht mitmachen, oder? ;)

Ich trage zu solchen Anlässen einen dunkelblauen Anzug mit weißem Hemd, Krawatte, EST und schwarzen Schuhen. Im Prinzip geht es mir aber so wie Dir: Ich geh' halt so, wie ich auch sonst im Alltag rumlaufe (mit ein paar Anpassungen für eine Abendveranstaltung). :)

Es ist mir nicht egal, wie ich aussehe, sonst wäre ich ja nicht hier angemeldet. Ich bin hier, um von euch mehr über den Umgang mit klassischer Herrenbekleidung zu lernen. Wenn ihr sagt, dass meine Haltung über Anzüge in der Oper etwas blauäugig ist, überdenke ich das ganze natürlich.

Aber seht ihr nicht lieber Gäste in der Oper, die sich in ihrer Haut auch wirklich wohlfühlen, weil sie mit ihrem Outfit auch wirklich sicher auftreten, als Leute, die wegen des Anlasses meinen, "sich extra schick machen zu müssen" und mit ihren Polyesteranzügen vom Abiball dort auftauchen?
 
Aber seht ihr nicht lieber Gäste in der Oper, die sich in ihrer Haut auch wirklich wohlfühlen, weil sie mit ihrem Outfit auch wirklich sicher auftreten, als Leute, die wegen des Anlasses meinen, "sich extra schick machen zu müssen" und mit ihren Polyesteranzügen vom Abiball dort auftauchen?


Kann das alles nicht nachvollziehen. Während der Vorstellung ist es (auf den bescheidenen Plätzen die ich mir leisten kann) dunkel, vorher, in der Pause und nachher habe ich nur Aufen für meine Begleitung. Wieso sollte mich da die Kleidung anderer Leute beschäftigen? Ich bin anständig angezogen, dieses ewige "oh Gott, die Anderen !!!" erschließt sich mir nicht. Habt ihr echt so einen Drang so angezogen zu sein wie alle anderen?
 
Es ist mir nicht egal, wie ich aussehe, sonst wäre ich ja nicht hier angemeldet. Ich bin hier, um von euch mehr über den Umgang mit klassischer Herrenbekleidung zu lernen. (...)
Aber seht ihr nicht lieber Gäste in der Oper, die sich in ihrer Haut auch wirklich wohlfühlen, weil sie mit ihrem Outfit auch wirklich sicher auftreten,...?

Deine Frage ist bestimmt berechtigt, zumal es nur noch wenig richtige Dresscodes gibt und die Oper nicht mehr ganz dem einstigen Society Event (wie sehr toll in Stefan Zweigs "Welt von gestern" beschrieben), gleichzusetzen ist. Kultur ist heute so breit gefächert und, da subventioniert, auch für viele zugänglich.

Ich denke, Du hast selber einen Teil der Antwort formuliert: Man sollte sich in seiner Haut wohl fühlen. Das ist nach Lebenslage und Alter unterschiedlich. Als 20er bin ich mit Jeans und Pulli in die Oper gegangen, ist ja auch schwer sich als Student teuer einzukleiden, heute gehe ich in dunkelblauem Anzug. Ein klassisches Konzert, ein Ballet, eine Oper sollte vielleicht schon eine Art von schönerer Kleidung erfordern, man freut sich ja darauf, es ist nichts Alltägliches, daher sollte keine Alltagskleidung daher. Doch der Aufzug ergibt nur Sinn wenn man selber Spass dran erlebt, dann strahlt man dies auch aus! Sonst empfände man dies nur als gesellschaftlichen Zwang und was bringen schon schlecht sitzende Smokings dann doch lieber gut sitzende Jeans :D
 
Oben