Dresscode für Jurastudenten

Sicher spielt auch etwas Dein persönliches Wertekoordinatensystem rein bei der Beurteilung was rechts und links ist, klar.
Das würde ich umgehend retournieren, von Mittelpunkt meines Koordinatensystems habe ich m.E. nämlich einen besseren Blick über dessen Gesamtheit als Du ;).

Die FDP ist aber (ebensowenig wie die F.D.P.) eigentlich in ihrer Geschichte weitestgehend unverdächtig gewesen sich im linken politischen Spektrum zu tummeln. Auch wenn sie schon richtig lange nicht mehr so altnazistisch wie in ihren Anfängen (die frühe FDP ist richtig schockierend). Da muss ich noch nichtmal das Stichwort "neo-liberal" in den Raum werfen.
Ich habe auch nicht gesagt, dass die FDP (diesen Punktequark im Wandel der Zeiten finde ich übrigens lächerlich) links ist, zumindest dürfte es aber vor ihrer Umwidmung in eine Juppie-Kasperpartei Konsens gewesen sein, dass sie politisch in der Mitte steht.

Versteh mich nicht falsch, ich sehe Juristen durchaus nicht als eine Ansammlung von Skinheads mit Haaren und Anzug. Aber meinst Du nicht dass das Fach im Zweifelsfall eher Leute anzieht die Law and Order für richtig halten, die einen starken Staat befürworten (wozu sonst der Aufwand mit den Gesetzen?), denen Chaos und Anarchie ein Gräuel sind, statt Leute mit gegenteiligen Ansichten?
Nein, das meine ich nicht! Tiefgehendes Selbstverständnis unter Juristen dieser Rechts- und Gesellschaftsordnung ist (oder sollte sein, andernfalls hat die Hochschule versagt), dass der ganze Aufwand mit den Gesetzen genau dazu dient, den Staat im Zaum zu halten und den Bürger vor dem Staat zu schützen. Dieser Staat und diese Rechtsordnung haben den vordersten Auftrag dem Bürger zu dienen und sind kein Selbstzweck. Bedauerliche Ausnahmefälle wie Wolfgang Bosbach, bei dem ich irgendwann erschüttert zur Kenntnis nehmen musste, dass der Mann Jurist ist, bestätigen die Regel. Am Studium im zweiten Bildungsweg kann's nicht liegen, wie ein Udo di Fabio umgekehrt beweist.

Das Grundgesetz hat in bewusster Abkehr von der Weimarer Reichsverfassung die Grundrechte vor die Staatsorganisation gestellt, und jeder Jurastudent lernt im 1. Semester: Grundrecht - Schutzbereich - Eingriff - Schranken und Schranken-Schranken und prüft Grundrechtsverletzungen durch irgendwelche Vorschriften bevor er was über die Sachmängelhaftung beim Kauf erfährt. Das prägt! So habe ich das erlebt, sogar obwohl ich auch mal Rupert Scholz gehört habe. Da das Jurastudium noch nicht verbachelorblödet wurde, habe ich Hoffnung dass es noch so ist.

Ist ja schön dass das Studium politisch ist, und politisch gemäßigt, aber Deine Aussage dass Juristen im Mittel eher links sind finde ich überraschend.
Das habe ich nirgends gesagt. Nicht jeder Nichtfaschist ist deswegen gleich links - außer Du hältst es mit George Bush: Either you're with us or with the terrorists!

Aber I'll take your word for it, Du bist da ja mittendrin. Am Ende kenne ich Juristen deutlich eher aus Klischees und zweiter bis fünfter Hand denn aus eigener Anschauung. Man lernt halt nie aus.
Einfach die Stichprobengröße erweitern ;). Und man muss natürlich befürchten, dass sich das bei möglicherweise zunehmend unpolitischen Studenten auch ändern könnte. Ich habe das Gefühl, dass heute vieles schulterzuckend hingenommen wird, was früher noch zu massivem Blutdruckanstieg bei den Kollegen geführt hätte.

Das hier ist eine Liste von Dingen, die mich persönlich größtenteils unglaublich aufregen und in der Gesellschaft der ach so "verstaubten" 60er Jahre wären die gar nicht vorstellbar gewesen. Wenn Jurastudenten das heute alles ganz normal finden, wäre es aber vielleicht tatsächlich an der Zeit, sich weniger mit Kleidung oder Stil zu beschäftigen, sondern mit wichtigerem.
 
Oh, ich vergaß, in Bayern wird ja Ironie ohne Smilie nicht erkannt, daher ein remake für Dich:

Die vielleicht nicht, aber die die Studie durchgeführt habende Friedrich Ebert Stiftung. :D

Danke, Du hast recht, ich bin meist nicht mehr in der Lage, Ironie zu erkennen. Kann daran liegen, daß sie von der Wirklichkeit in vielen Bereichen schlicht überholt wurde...:)
 
- Ist Reichtum grundsätzlich Diebstahl?
- Sollte man das Vermögen von Steuerflüchtlingen einziehen?
- Finden Sie, dass auch eigentlich legale Taten bestraft werden sollten, wenn sie dem gesunden Volksempfinden widersprechen?
- Sind Ihnen gut gekleidete Leute grundsätzlich suspekt?

ja (nach langer Diskussion über den Begriff "Diebstahl"), nein (zumindest nicht soweit es über eine saftige Strafe hinausgeht), nein ("gesundes Volksempfinden" ist ein krankes, gefährliches Thema), ja (on average: gar keine Frage)

Bitteschön, danichfür. :D

Man sieht, ich bin für so Umfragen echt nicht geeignet, fange immer erst an die Fragen zu diskutieren und komme dann noch mit Logik. Erinnert mich an meine Tauchprüfung:
Enthält die Flasche:
[ ] Sauerstoff
[ ] Stickstoff
[ ] Sauerstoff und Stickstoff
Natürlich habe ich alles drei angekreuzt und durfte nachher lange diskutieren dass das selbstverständlich die einzig richtige Wahl ist wenn man auch nur einen Funken von Logik versteht...
 
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Nur ein Detail zu Deiner wirklich guten, klaren Darstellung.

Das habe ich nirgends gesagt. Nicht jeder Nichtfaschist ist deswegen gleich links - außer Du hältst es mit George Bush: Either you're with us or with the terrorists!

Es geht nicht um Extreme. Normieren wir politische Haltung mit -10 für maximal links, 0 für die Mitte und 10 für maximal rechts. Dann postuliere ich den Mittelwert der Gesellschaft als Ganzes bei 1, bei Juristen bei 1,5, den Polizisten gebe ich mal 3, den Soziologen -4. Wenn Du die Juristen dann auf 1 geraderückst waren das weder vorher Faschos, noch sind sie anschließend links. Und das schließt weder die Existenz von faschistischen Soziologen noch von kommunistischen Polizisten aus.

Und was Bush angeht, nich schlimmer war ja "I will never apologize for America. I don't care what the facts are." 'nuff said.
 
Nein. Wenn das so rübergekommen sein sollte, was ich nicht glaube, dann habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Und dabei habe ich mir solche Mühe gegeben. Würde es gern dabei belassen.

Ich weiss auch nicht ob es am Sender oder Empfänger liegt. Ich hatte vermutet Jura zieht eher rechts- als linksorientierte Personen an. Du sagst dazu "nein". Ich frage nach ob Du das wirklich meinst, dass es also mehr links- als rechtsorientierte Personen sind die vom Fach angezogen werden. Du sagst "nein, wenn das so rübergekommen sein sollte habe ich mich missverständlich ausgedrückt". Vielleicht wolltest Du sagen dass Juristen im allgemeinen gar keine politische Haltung haben? Oder was oder wie?
 
Normieren wir politische Haltung mit -10 für maximal links, 0 für die Mitte und 10 für maximal rechts.

Diese Begriffe zur Einordnung der politischen Landschaft sind je nach Fragestellung uneindeutig. Eine starke, homogene Gemeinschaft mit Unterdrückung von Querdenkern z.B. wollen Linksaußen wie Rechtsaußen gleichermaßen, die Mitte aber eher nicht.
 
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