Der Freu-Faden

Ich habe gleich nach dem ersten Examen promoviert um mich erstmal von der Paukerei zu erholen. Der Vermieter der ersten Wohnung, die ich als Referendar bezog, ließ an der Klingelleiste der Haustür den Namen mit akademischem Grad anbringen (an der Wohnungsklingel, die ich selber beschriften musste, stand natürlich nur der Nachname). Infolgedessen klingelten etliche Nachbarn zu den unmöglichsten Zeiten und begehrten medizinische Ratschläge. Sie waren dann meist sehr enttäuscht als sie erfuhren, dass ich nur Rechtsverdreher war. (Grund für die Promotion war eine ursprünglich geplante akademische Karriere, an der ich aber die Lust verlor, als es um die Findung eines Habil-Themas ging. Ohne diese Perspektive hätte ich vermutlich darauf verzichtet.)
 
Ich habe nichtmal studiert . . .

Nur, dass jemand studiert hat, heißt erst mal nicht nichts.

Ich arbeite in einem Umfeld, in dem sehr viele Leute studiert haben. Das hat etwas mit der (merkwürdigen) Einstellungspolitik meines ersten Arbeitgebers zu tun. Die (zurückhaltend ausgedrückt) charakterlich defizitären Kollegen haben praktisch alle studiert. Umgekehrt sind die meisten nicht studierten Kollegen menschlich größtenteils ziemlich ok. Wie immer: Ausnahmen bestätigen die Regel.
 
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