Der Freu-Faden

Bates Hatters

Den meinte ich! Und ich bin mal gespannt, was Du zu Gieves & Hawkes sagt. Als ich im Juli dort war, fand ich den Service leider nicht gut und bin dann ohne etwas zu kaufen wieder gegangen.
 
Englische Läden sind teilweise etwas speziell und das leider nicht nur auf eine charmant, schrullige Art. Ich kann mich da an eine "Yes, sir! No, sir! Indeed, sir!"-Orgie bei Ede & Ravenscroft in Oxford erinnern, als ich den Verkäufer nach seiner Meinung fragte. Das hatte was von einem schlechten Jeeves Abklatsch und war sehr penetrant. Findet sich in London leider auch, oder man wird gekonnt ignoriert. Die Vietnamesischen Damen in den Kaschmirläden der Piccadilly Street sind da wesentlich mehr "hands on".
 
Nachdem ich meine Boxershorts bezahlt hatte, meinte ich nur "You really outdid yourself, sir!", er verstand meinen Wink wohl und goutierte ihn mit einem sehr bösen Blick, während sein Kollege einen Lacher merklich unterdrücken musste. Den Covert Coat habe ich dann irgendwann bei Cording‘s gekauft. Die Anprobe eines Maßanzugs während meines Besuchs hat mich zudem von jeglichen von meinen E&R-Träumen befreit.

Ich muss aber gleichzeitig eine Lanze für den sehr gut gekleideten Herrn bei J.M. Weston brechen, der sich für mich wirklich mehr als ein Bein ausgerissen hat, während er mir stolz von seinem kleinen Sohn berichtete. Selten hat man sich so rührend um mich gekümmert, dass es mir ein bisschen peinlich war. Ähnlich war es bei James Smith. Der französische Verkäufer war das komplette Gegenteil seiner englischen Kollegen, merklich bemüht und auch eine sehr ehrliche Haut, sowas weiß ich zu schätzen.

Insgesamt muss man aber auch sagen, dass die Italiener/Franzosen/Portugiesen/..., die in London im Service/Verkauf arbeiten oft sehr freundlich sind. Viele waren nach eigener Aussage sehr dankbar, dass sie dort sein bzw. arbeiten dürfen. Ich wünsche ihnen, dass ein harter Brexit sie nicht allzu sehr trifft.
 
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Heute auf der Messe: neben uns der Stand von Cove & Co, besetzt mit zwei jungen Mitarbeitern, einer davon gerade mal 18 Jahre alt, im Anzug, nicht ganz perfekt sitzend, aber mutig und mit Auge fürs Detail. Wir kommen aufgrund meiner eigenen Kleidung (Anzug in navy mit Nadelstreifen, Hemd mit Doppelmanschette etc.) ins Gespräch und er berichtet, dort zunächst seine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann zu beginnen und später noch das Schneiderhandwerk erlernen zu wollen. In der Schule trägt er nur Anzug und wir unterhielten uns u.a. darüber, ob ein Zweireiher für sein Alter nicht zu spleenig sei. Ich ermutigte ihn, sich einen solchen bei seinem zukünftigen Arbeitgeber anfertigen zu lassen, für den anstehenden Abiball und später anstehende Gelegenheiten.

Ich freue mich, wenn nun wirklich junge Menschen den sartorialen Weg in Gänze beschreiben wollen. Es besteht Hoffnung... :cool:

Nebenbei berichtete ich ihm von dieser Institution und er notierte sofort mit Feuereifer die Internetadresse. Vielleicht begrüßen wir ihn demnächst hier? :)
 
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