Ohne auf die in den letzten Beiträgen ausgeuferte Diskussion eingehen zu wollen.
Hier ufert doch nichts aus.
Ich finde es für einen Gentleman über die bloße Oberfläche hinaus wichtig, sich gelegentlich mal bewusst zu machen, wes Geistes Kind die Mit-Gentlemen sind, mit denen man gemeinsam die Krawatte bindet. Und wenn sich das wie hier so unmaskiert zeigt, hat das doch auch etwas sehr Erfrischendes.
Meine Generation war noch die, die die Eltern und Großeltern voller Entsetzen über die erdrutschartige Entwicklung und die Monströsität der Ereignisse 33-45 gefragt hat, wie das, verdammt noch mal, passieren konnte, warum keiner was dagegen getan hat. Die Antwort war einfach: Nach den zarten Anfängen war es nicht mehr möglich, weil der Zivilgesellschaft die freiheitliche Grundordnung im gegenseitigen Streit oder durch simple Gleichgültigkeit zu wenig wert war, um diesen Anfängen zu wehren. Und es begann alles mit der schleichenden, von rechtsaußen betriebenen Verrohung der Sprache und Vergiftung der Gedanken in unzähligen kleinen alltäglichen Situationen gegen eine wenig beliebte Volksgruppe ohne Fürsprecher. Nun sind wir heute in der Verantwortung zu zeigen, ob wir etwas aus diesen Erfahrungen unserer Vorfahren gelernt haben. Da wird es nicht helfen, bei Konfliktsituationen die Augen fest zuzudrücken, in der Hoffnung, dass das dann einfach vorbei geht. Menschenfeinde haben reichlich inneren Antrieb, um das auszunutzen, und die Zeichen sind nun wirklich überdeutlich.
Für mich ist der "Gentleman" in einem "Stilmagazin" der, der (bei mir nicht zuletzt im christlichen Selbstverständnis) in Haltung und Würde seinem Mitmenschen Respekt und Hilfe gibt, und nicht der, der irgendwelchen Leuten, die sich in der Gruppe Gleichgesinnter im innerlichen Salut vor der Reichskriegsflagge stark fühlen, durch Nichtstun und Konfliktscheuheit hilft, auf die Schwächsten einzutreten und sie aus dem Schutz der Gesellschaft auszusondern. Um das zu zeigen und jedem Stammtischgeschwätz oder Pseudo-Rechtfertigungen für Menschenfeindlichkeit entgegen zu treten, ergeben sich die Gelegenheiten vor allem im Alltag jedes Einzelnen, beim Bäcker, bei der Arbeit, in der Kirche, beim Grillen mit Freunden und Bekannten und eben im Stilmagazin. Ob man dieser Gentleman sein oder nur so aussehen möchte, kann dann jeder für sich selbst entscheiden.