Der Artikel Sammelthread

übersehen, dass es sich um eine amerikanische Seite handelt, wo "liberal" einfach "sozialdemokratisch" heißt.
Gerade das meint der Blog nicht:
To truly understand it, we have to start not in 1945, but in the 17th century at the birth of liberalism. By liberalism, I don’t mean leftist politics or Hillary Clinton (please don’t send me annoying emails about Hillary Clinton). I mean the philosophy that gave us inalienable rights.


Betreffend Liberalismus:
Er ist für eine Gleichheit an Bürgerrechten, aber den Unterschied zwischen arm und reich sieht er als natürlich an und nimmt ihn in Kauf.
Ohne irgendetwas bewerten zu wollen, verstehe ich Liberalismus auch nicht als "Gleichmacherei", sondern dass (grundsätzlich) jeder die gleichen Rechte haben und somit vor dem Gesetz gleich sein soll. Die "Armen" sollen also rechtlich die gleichen Voraussetzungen haben wie die "Reichen". Dieser Liberalismus führte zu einer durchlässigeren Gesellschaft, bei der Standesunterschiede immer mehr verschwinden oder zumindest verschwimmen.

Aus dieser Entwicklung leitet der Blog-Autor eben auch Konsequenzen für die formelle Kleidung bzw. den Anzug (als Zeichen formeller Berufsbekleidung) ab.
 
Ohne auf die in den letzten Beiträgen ausgeuferte Diskussion eingehen zu wollen.
Hier ufert doch nichts aus. :) Ich finde es für einen Gentleman über die bloße Oberfläche hinaus wichtig, sich gelegentlich mal bewusst zu machen, wes Geistes Kind die Mit-Gentlemen sind, mit denen man gemeinsam die Krawatte bindet. Und wenn sich das wie hier so unmaskiert zeigt, hat das doch auch etwas sehr Erfrischendes.

Meine Generation war noch die, die die Eltern und Großeltern voller Entsetzen über die erdrutschartige Entwicklung und die Monströsität der Ereignisse 33-45 gefragt hat, wie das, verdammt noch mal, passieren konnte, warum keiner was dagegen getan hat. Die Antwort war einfach: Nach den zarten Anfängen war es nicht mehr möglich, weil der Zivilgesellschaft die freiheitliche Grundordnung im gegenseitigen Streit oder durch simple Gleichgültigkeit zu wenig wert war, um diesen Anfängen zu wehren. Und es begann alles mit der schleichenden, von rechtsaußen betriebenen Verrohung der Sprache und Vergiftung der Gedanken in unzähligen kleinen alltäglichen Situationen gegen eine wenig beliebte Volksgruppe ohne Fürsprecher. Nun sind wir heute in der Verantwortung zu zeigen, ob wir etwas aus diesen Erfahrungen unserer Vorfahren gelernt haben. Da wird es nicht helfen, bei Konfliktsituationen die Augen fest zuzudrücken, in der Hoffnung, dass das dann einfach vorbei geht. Menschenfeinde haben reichlich inneren Antrieb, um das auszunutzen, und die Zeichen sind nun wirklich überdeutlich.

Für mich ist der "Gentleman" in einem "Stilmagazin" der, der (bei mir nicht zuletzt im christlichen Selbstverständnis) in Haltung und Würde seinem Mitmenschen Respekt und Hilfe gibt, und nicht der, der irgendwelchen Leuten, die sich in der Gruppe Gleichgesinnter im innerlichen Salut vor der Reichskriegsflagge stark fühlen, durch Nichtstun und Konfliktscheuheit hilft, auf die Schwächsten einzutreten und sie aus dem Schutz der Gesellschaft auszusondern. Um das zu zeigen und jedem Stammtischgeschwätz oder Pseudo-Rechtfertigungen für Menschenfeindlichkeit entgegen zu treten, ergeben sich die Gelegenheiten vor allem im Alltag jedes Einzelnen, beim Bäcker, bei der Arbeit, in der Kirche, beim Grillen mit Freunden und Bekannten und eben im Stilmagazin. Ob man dieser Gentleman sein oder nur so aussehen möchte, kann dann jeder für sich selbst entscheiden.
 
Da stimme ich zu. Aber es sollte nicht ausgeblendet werden, dass unter den vielen, die zum "Kampf gegen rechts" aufrufen (so wie Du es hier auch tust), auch welche sind, die schlicht die freiheitlich-demokratische Grundordnung insgesamt bekämpfen wollen. Und bei denen gibt es durchaus auch Ansätze von Verrohung, von Entmenschlichung des Gegners, von geiferndem Verfolgungs- und Vergeltungseifer, von Massenpsychosen und vom Ausagieren des "dark desire of the mob". Wenn solche Leute meinen, sie hätten aus der Geschichte gelernt, ist das grotesk.
Das mag sein, ich bin auch kein Freund der extremen Linken. Aber ich gehöre nicht dazu. Und die Argumentation, dass man als guter Deutscher ein Nazi sein muss, weil man das Land nicht den Linksradikalen überlassen darf, ist auch schon so alt wie die Weimarer Republik und Teil der Entwicklungsgeschichte der Hölle auf Erden, an die ich oben erinnert habe.
 
Ein wunderbarer Artikel aus der SZ, gewissermaßen eine Gegendarstellung zum arte-Beitrag, über den in „Film und Fernsehen“ ausführlich diskutiert wurde.

http://www.sueddeutsche.de/stil/mode-deutschland-einig-schlabberland-1.4040779

Der einzige Trost, den ich daraus ziehen kann, ist, dass noch zahlreiche Kleiderschränke von vermeintlich nutzlos gewordener formaler Kleidung befreit werden, die zumindest teilweise auf dem Second-Hand-Markt landen wird.

Und das Ausscheiden der deutschen „Mannschaft“ bei der WM hat den Vorteil, dass man Jogi Löw nicht mehr in seinem unsäglichen T-Shirt ertragen muss, sondern stattdessen den englischen Nationaltrainer im Dreiteiler an der Seitenlinie sehen kann, zumindest bis morgen.

Beste Grüße
R.O.T.
 
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Und das Ausscheiden der deutschen „Mannschaft“ bei der WM hat den Vorteil, dass man Jogi Löw nicht mehr in seinem unsäglichen T-Shirt ertragen muss, sondern stattdessen den englischen Nationaltrainer im Dreiteiler an der Seitenlinie sehen kann, zumindest bis morgen.

Beste Grüße
R.O.T.

Sehr schon geschrieben!
Jetzt hat Jogi auch endlich Zeit, mal wieder zum Friseur zu gehen. Die Matte ist ja fast nicht zum Aushalten.
 
Noch einer schöner Artikel! Interessant, dass anscheinend 30% der Frauen keine modebewussten Männer mögen. Bleiben 70% für uns..,,

http://www.sueddeutsche.de/stil/mode-deutschland-einig-schlabberland-1.4040779

Darin könnte zum Ausdruck kommen, dass man die Mädels unter Zugzwang setzt. Meiner persönlichen Beobachtung nach will keine neben einem gut angezogenem Mann schlecht aussehen, während das Männern andersherum eher egal zu sein scheint. Wäre interessant, das mal genauer zu untersuchen.
 
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