Das Zeitalter des Internets

Ich selbst arbeite bei einem extrem aggressiven off-price-retailer, wir verkaufen von Mittelklasse bis high-end alles. Preise die eigentlich unschlagbar sind...

Dennoch kaufe ich auch bei Fachgeschäften, es gibt exklusive Artikel welche eben nicht überall erhältllich sind (ok, diese führen wir auch) und wenn ich etwas bestimmtes suche - kaufe ich sowohl stationär als auch im Internet. Je nach Verfügbarkeit.

Da hier das Nischenmarketing bemüht wurde (finde ich gut), sei auch dazu gesagt: Der Markt muss bereits existieren oder besser geschaffen werden - aber(!) die Schaffung eines Marktes bedingt extrem hohe Kosten welche sich frühestens mittelfristig amortisieren werden...

Ich kann mich Gast gut anschließen... der Markt in Deutschland ist in seiner breite einfach nicht für high-end bereit...
 
Hallo an Alle, :)

ich war vor etwa zwei Monaten mal bei Simon Langer im Geschäft in Heidelberg. Dort probierte ich mal einige Modelle der Loake-1880-er-Serie an. Die ersten Loakes und gleichzeitig rahmengenähten kaufte ich vor ca. vier Jahren über Herringshoes.

Mit diesen Schuhen habe ich durchweg positive Erfahrung gemacht, obwohl es ein "Blindkauf" über das Internet war. Mittlerweile bin ich von diesem Virus dermassen infiziert, dass ich gar keine anderen Schuhe mehr tragen möchte. Früher trug ich fast nur Lloyd - bitte nicht so fest zuschlagen! ;) Weil ich dachte, es sei das Non Plus Ultra bei den Herrenschuhen.

Auf Simon Langer's Homepage entdeckte ich dann Modelle der Loake-Comfort-Serie, von denen mir Simon abriet, weil sie mir zu weit waren.

Ich denke, in einem Fachgeschäft wäre ich nicht so gut beraten worden. Die wollen ja nur verkaufen! Ich glaube, ich weiss jetzt, wo ich meine Schuhe kaufe - wenn es gute sein sollen.

Sport-, Bade- oder Hausschuhe ist ja mehr oder weniger egal, wo man sie kauft.

Ich hoffe, dass noch mehr Mitforanten sich an S. Langer wenden, wenn sie gutes Schuhwerk kaufen wollen!

Schönen Abend noch an Alle.

Gruß Excalibur
 
Guten Morgen,

also ich finde hier im Thread wird teilweise stark übertrieben und es schreiben Leute aus Großstädten die nicht mal die ortsansässigen Fachgeschäfte kennen.

Da empfehle ich mal dringend den Besuch in der Provinz, da gibt es nur Lloyd im Schuh Fachgeschäft als Top Label und keinen Herrenausstatter der den Namen verdient.

Es war ja nun mehrfach hier zu lesen das dies und das nicht vor Ort zu kaufen ist. Nur wie viele würden denn vor Ort einkaufen wenn das Angebot da ist ? Hier wurden regelrechte Spezialartikel genannt, da lohnt sich mal folgende Überlegung:

Von sagen wir 100.000 Herren, wie viele würden eventuell kaufen und dann noch wie oft im Jahr? Ein Einzelhandelsgeschäft hat Festkosten und niemand kann warten bis er seine Kundschaft heran gezogen hat.

Es gibt auch noch eine Kehrseite, selbst wenn sich jemand findet welcher der geborene Einzelhändler ist. Welche Marke, die auch lokalen Absatz findet, (was der Bauer nicht kennt ...) gibt es denn noch anzubieten, die nicht auch schon im Internet oder aber über andere Vertriebswege x-fach vertreten ist ?

Das von Gast angedeutete Modell kommt doch "nur" aus der Tatsache heraus weil er einen extremen Einblick in den Herstellermarkt hat. Aber auch da würde dann die Frage stehen, welche Spanne benötigt ein solcher Laden um gut Leben zu können. Wegen Überleben wird es keiner riskieren oder ?

Ich denke das Rad kann gar nicht zurück gedreht werden und wenn man mal Vergleiche zu den europäischen Nachbarn zieht, dort sieht es von der Tendenz kaum anders aus. Jedoch gibt es in den Ländern wo die Waren auch noch wirklich in einer gewissen Vielzahl produziert werden anders aus. Denn dort werden die Absatzwege von den Herstellern (egal ob groß oder klein) benötigt.
 
Hallo,

ich hab jetzt nicht die ganzen Seiten gelesen, schreibe aber trotzdem etwas hierzu.
Ich kann in vielen Punkten dem vorherigen Poster zustimmen.

Ich zum Beispiel wohne im Saarland, studiere in Saarbrücken, habe kein Auto und außer Bafög kaum Einnahmen.
Da kommen mehrere Faktoren zusammen, die es mir erschweren im Einzelhandel die Kleidung/ Schuhe zu kaufen, die ich präferriere.
Zum einen gibt es in ganz Saarbrücken - so weit mir bekannt - keine besseren Schuhe als Lloyd (höchstens teurere). Die Herrenausstatter kann man wohl auch an zwei Fingern abzählen; da muss ich mich noch genauer erkundigen.
Dann wäre es schlichtweg zu teuer für mich im regulären Einzelhandel einzukaufen. Ich muss auf reduzierte Sachen zurückgreifen, da mein Kleiderschrank sonst entweder sehr leer wäre oder einen Haufen Schrott beinhaltete.
Deswegen kaufe ich bei P&C, Anson's, CT u.Ä.

"Rahmengenähte" Schuhe habe ich mir demletzt zum ersten Mal bei Simon bestellt und mMn passt die Passform der 1880er zu meinen Füßen.
Im Geschäft hätte ich mich auch für diese entschieden. Mag sein, dass man da noch viel verbessern kann, ich bin aber zur Zeit zufrieden. Der Service war übrigens spitze.

In diesem Sommer/ Herbst versuche ich mal noch im nahegelegenen Frankreich ein paar schöne Schuhe zu ergattern. Dorthin zu kommen, ruft aber leider schon einige Probleme hervor.

Aus diesen zusammengefassten Gründen, bin ich zur Zeit kaum in Stande den Einzelhandel zu stärken.

Grüße
Brogue
 
Der Hanseat;32859[B hat gesagt.:
]Ich selbst arbeite bei einem extrem aggressiven off-price-retailer, wir verkaufen von Mittelklasse bis high-end alles. Preise die eigentlich unschlagbar sind...[/B]

Dennoch kaufe ich auch bei Fachgeschäften, es gibt exklusive Artikel welche eben nicht überall erhältllich sind (ok, diese führen wir auch) und wenn ich etwas bestimmtes suche - kaufe ich sowohl stationär als auch im Internet. Je nach Verfügbarkeit.

Da hier das Nischenmarketing bemüht wurde (finde ich gut), sei auch dazu gesagt: Der Markt muss bereits existieren oder besser geschaffen werden - aber(!) die Schaffung eines Marktes bedingt extrem hohe Kosten welche sich frühestens mittelfristig amortisieren werden...

Ich kann mich Gast gut anschließen... der Markt in Deutschland ist in seiner breite einfach nicht für high-end bereit...

Bei welchem, wenn man fragen darf?
 
Guten Morgen,

für mich sind Internetshops (im Bekleidungsbereich) immer dann relevant wenn dort die angebotene Ware auch wirklich dem Anbieter bekannt ist und deshalb auch Hinweise zu den Größen u.s.w. gegeben werden können. Die reinen Warenschieber (aktuell nervt z.B. Zalando mit seiner Werbung extrem) nach dem Motto "Sie können ja kostenlos umtauschen" sind für mich persönlich nicht akzeptabel.

Im Prinzip gibt es da keinen Unterschied zwischen einem Fachgeschäft und Massenkaufhaus XYZ.

Eigentlich sollte deshalb ein Fachgeschäft die ideale Ausgangsbasis für einen Internetshop sein. Nur muss man da dann auch mal überlegen wie dieser Wissensvorsprung umgesetzt werden kann. In Deutschland fallen mir da nur sehr wenige ein.
 
Für mich war das Internet in den ersten Jahren eine Informationsquelle, ein riesiges Lexikon für die tausend täglichen Fragen.
So habe ich mich über Produkte informiert, wenn ein Neukauf anstand, Vergleichstests gelesen, Meinungen eingeholt usw.
Gekauft wurde dann im Fachhandel, wo ich leider oft feststellen musste, dass man mir nicht liefern konnte was ich wollte. So führt der Fernsehhändler die Marke nicht, aber eine andere, die sei „ja viel besser“. Da bleibt dann nur der Weg zu Strn oder MdMrkt, und siehe da: auch die können den Artikel nicht ab Lager liefern, nur auf Bestellung und dann zum Listenpreis. Ich bin ja nicht blöd.
Diese Servicewüste in Deutschland ist für Internetshops wie geschaffen! Nur der Absatz von Massenware ist hier schwierig und wird zur Domäne der Ketten (Lebensmittel, Textilien, Drogerie usw.).
Am Beispiel Schuhe kann man es genau beobachten:
Irgendjemand hat einmal behauptet, dass "rahmengenähte Schuhe" das Nonplusultra wären.
Wie reagieren die Kunden?
Suchen im Netz nach rahmengenähten Schuhen und kaufen die billigsten auf dem Markt.
Anschließend sind sie so vermessen und behaupten sie würden gut passen - siehe Gehbericht: Geh-Bericht
Dort ist so gut wie nie zu lesen, dass sich die Kunden nicht genau noch einmal denselben Schuh kaufen würden.
Sie sind also mit dem Bischen, was ihnen dieser Schuh bietet, rundum zufrieden;
sie haben ihn zudem womöglich noch günstig irgendwo im Netz gekauft.
Die optimale Passform kennen sie ganz einfach nicht, da sie solche Schuhe noch nie anprobiert haben.

Lieber Gast, ich schätze Deine Beiträge, und vor allen Dingen Dein Wissen round about shoes ist exzellent. Ich lerne sehr viel von Dir.
Aber mit Deiner obigen Aussage pauschalierst Du zu sehr. Die Masse der Menschen will keine rahmengenähten Schuhe, sie weiß gar nicht, was das ist! Frauen hat das eh nie interessiert, und viele Männer kaufen ihre Schuhe in 10 Minuten: „44, schwarz, passt“ und tragen sie solange, bis sie von den Füßen fallen. Verkauft werden die in einem der gefühlten 29 Schuhgeschäften eines Einkaufscenters, die ausnahmslos geklebte Massenware in gängigen Größen anbieten. Damengrößen beginnen erst bei 37, meine Frau mit ihren 35,5 meidet in diese Läden und kauft ausschließlich bei US-eBay oder bei Aufenthalten in Südeuropa/Südamerika.

Du kritisierst, dass im Geh-Bericht fast nur positive Berichte eingestellt würden. Ich denke, das ist natürlich. Warum soll ich einen Bericht über einen nicht passenden Schuh verfassen, den ich bei eBay erworben und gleich wieder in die Bucht geschickt habe? Vier Paar Schuhe aus der Bucht habe ich behalten, drei Paar passen gut (d.h. ich habe auch nach einem 16-Std-Tag keine Probleme), ein Paar mäßig. Acht waren absolute Fehlkäufe und landeten umgehend wieder in der Bucht. Was soll’s, die Quote bei den im Fachhandel erworbenen Schuhen ist kaum besser. Die beiden im Werksverkauf in Italien erstandenen Schuhe (Larios + Brunate, nördl. Mailand) sind die schlechtesten.

Da ich erst vor 4 Jahren vom Schuh-Fieber befallen wurde (mein Winterfavorit war ein Mephisto, der in 12 Jahren nur Schnürsenkel gesehen hat), musste der Bestand erst einmal aufgebaut werden. So geht es jedem, der die Liebe zum Schuh entdeckt. Ich find es toll, wenn man mit seinem ersten Paar goodyear welted Schuhen happy ist, die er für wenig Geld online erworben hat.
Genau das sind die Leute, die ein brujo con sus ideas beeinflussen kann.
Genau das ist der künftige Kundenkreis für Simon „Loake“ Langer, für Herring und wie sie alle heißen.
Genau das sind die Kunden für Deine Vision de zapatos a medida.
Marktlücke heißt das Hexerwort :D
 
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