Das kleine Kosten ABC

Naja, als ich bei Knize (ausgesprochen Knische) war und ich fragte, wieso der Anzug 8000€ kostet, konnte mir nicht geantwortet werden... Leider muss ich dumm sterben.:p

Wobei was du da mit den Jahrgängen ansprichst versteh ich nicht ganz. Was wird jetzt wieder besser? Die heutige Jugend... kannst vergessen! :D

Dumm musst du nicht sterben sondern nur aller Voraussicht ohne einen Knize Anzug.

Soll ich dir sagen warum man dir bei Knize nicht antworten konnte/wollte? Weil die Kunden die Knize Anzüge fertigen lassen nicht nach den Preis fragen sondern ihn einfach bezahlen.

Das hier im Forum so geliebte PLV und das wo bekomme ich was noch günstiger hat in der Maßschneiderei kaum Bedeutung.

Die Klienten der guten Schneider, Schuhmacher, Hemdenmacher etc. - da meine ich nicht diese die mal zur Probe einen Anzug, Hemd oder ein Paar Schuhe machen - sondern diese die ihre ganze Garderobe weitgehend fertigen lassen - sind zumindest in Old Europe in der Regel nicht in der Forenwelt anzutreffen.
 
Man sollte das bekommen, für das man zahlt! Bums aus! Dazu muss man bewusst einkaufen. Was nicht heißt das ich vierzig Seminare über Warenkunde beigewohnt haben muss. Manchmal hilft einfach nur etwas mehr nachdenken. Das funktioniert bei den allermeisten erstaunlich gut.

Das setzt einen rationalen Konsumenten (und Produzenten :D) voraus, den es schon zu Adam Smith's Zeiten (invisible hand, haha) nicht gegeben hat, aber in unserer postmodernen Welt noch viel weniger.

Wobei dann noch die grundsätzliche Frage dazukommt, was bekomme ich eigentlich (das Shopping-Erlebnis, das Produkt, die mit dem Produkt assoziierten Werte etc.) und was genau bezahle ich (€1000 Euro sind je nach Perspektive ein Jahresgehalt, 2.5 Monate Hartz IV, ein Drittel meines monatlichen Nettoeinkommens oder auch Peanuts).

Wir stehen ja bei "Öko" z.B. vor dem Problem, dass der Bedarf gar nicht gedeckt werden könnte, wenn er zu stark wüchse, unser Bio-Eierlieferant musste beim letzten Skandal z.B. Neuabonnenten abweisen, um die Stammkundschaft bedienen zu können. Wobei die schrittweise Einführung ökologischer Prinzipien in den konventionellen Anbau (wie beim Wein) absolut wünschenswert ist. Dennoch ist auch Ökokonsum nicht rein rational, sondern hat ebensoviel mit sozialer Distinktion zu tun, wie der Kauf von Ed Hardy Hemden. Selbst der Appell rational zu konsumieren ist ein Distinktionsmechanismus bildungsbürgerlicher Schichten :D. Trotzdem ist Regent IMHO langfristig besser für die Menschheit als Ed Hardy (jetzt gar nicht mal ästhetisch, sondern rein sozialökologisch gesprochen), aber ich bin ja eben auch Bildungsbürger :D, Subkategorie Geisteswissenschaftler (deshalb auch eher Regentträger von Ebays Gnaden, bis ich meinen ersten Uta Danella meets Dan Brown Schundroman verkauft habe, in dem sich Sandra, erfolgreiche Chefsekretärin, Hals-über-Kopf in einen charmanten Illuminaten verliebt :D)
 
Hier scheinst du etwas ganz wesentliches nicht erwähnt zu haben….
Klaus, der ja Chef eines der überschaubaren Großunternehmen ist hat nämlich noch einige Brüder, diese *K-Brüder* sind allesamt Kleinunternhemer. Dieser Mittelstand sorgt mit seinem nicht wirklichen zimperlichen Konsum dafür dass so manches Licht aus den Norden noch brennt, selbst wenn die größten Zyniker den Glauben schon verloren haben. Und sie haben KEINE Pferde...kein Q7 vor der Tür....sondern vielleicht eine bezahlte Hütte und einen schönes normales bezahltes Auto vor der Tür.....gibt Schlimmeres^^

Das Kuriose an uns Deutschen, neben dem fehlenden Verstand beim Reißverschlussverkehr auf der Strasse, ist ja das wir für unsere eigene Arbeit einen guten Lohn wollen, aber ihn gleichzeitig anderen nicht zugestehn….

Und so lange wir in Deutschland Produkte verkaufen, die unter Umständen produziert worden sind, die so in Deutschland schlicht weg verboten sind, haben wir Grund uns Sorgen zu machen....wenn die "Anderen" auf einmal unsere Sachen nicht mehr kaufen....wer soll sie kaufen?

Und um eine Vetternwirtschaft von mir zum Mittelstand gleich auszuschließen, meiner einer liegt davon noch sehr weit weg davon…..:D

Lieber Shop, jetzt mal abseits aller Ironie: Glaub mir bitte, dass ich die Bilanzen, Margen und Kalkulationen vieler Einzelhändler und Mittelständler kenne. Jeder von denen kann aus dem Stehgreif einen 3-stündigen Vortrag halten: über die geizigen Kunden, über das fehlende Qualitätsbewusstsein der Deutschen und über die Geiz-Mentalität. Jeder von denen kann haarklein erläutern, warum gerade seine Ware das Geld absolut wert ist - und die der anderen nicht. Jeder von denen lebt aber auch feudal und lässt sich seine guten Sachen fürstlich bezahlen. Ich hab da nichts dagegen - im Gegenteil. ich gönne das jedem und trage durch mein eigenes Konsumverhalten dazu bei.

Was mir nur auf den Sack geht, ist diese Schwarz-weiß-Malerei. Hier der Billigschrott, der natürlich nur unter unwürdigsten Bedingungen in Schwellenländern zusammengefrickelt wird - da die Qualitätsware aus deutscher Meisterhand, die dann auch sehr viel kosten darf, ja muss - und trotzdem nur so gerade den Aufwand des darbenden Dienstleisters deckt. Das hat mit der Realität m.E. nicht viel zu tun. Im Premiumbereich wird nach wie vor viel Kohle ausgegeben und viel Kohle verdient.

Man sollte so ehrlich sein und sich und anderen eingestehen, dass man ebenso verar...t wird, wenn man glaubt, die aufgerufenen 3.000 Euro für den Anzug seien adäquat, als wenn man glaubt, für 19,95 Euro ein Maßhemd zu bekommen. Der Unterschied ist nur: Wenn man in der glücklchen Lage ist, 3.000 Euro oder mehr für einen Anzug ausgeben zu können, interessiert einen das wahrscheinlich nicht mehr - man sollte sich aber auch sein moralisches Überlegenheitsgefühl sparen. Eine Nachbarin von mir fertigt für ein Versandhaus, welches mit Premiumware handelt (so viel gibt es ja nicht davon...). Die Ware ist über jeden Zweifel erhaben und erfüllt hohe qualitative Ansprüche - aber die Marge ist IMMENS. "Die Leute fühlen sich doch noch gut dabei, wenn sie verar...t werden." war der lakonische Kommentar meiner Nachbarin.

Und darum geht es mir. Mich nervt das genauso wie die Schnäppchenjäger, Gutscheinheinis und Geiz-ist-geil-Propagandisten.
 
Dennoch, es machen täglich Einzelhandelsgeschäfte zu. Nicht nur die der Schnellmalaufgezogenen, die versuchten das schnelle Geld zu machen. Traditionsunternehmen, und gerade die hochpreisigen die NICHT den Kunden verarschen in dem sie eine Krawatte für 10€ einkaufen und für 130€ verkaufen.
Die machen nicht zu weil sie genug verdient haben um sich auf Malle die Sonne auf den Ranzen brennen zu lassen....die Kosten fressen sie auf....wem nützt denn die höchste Kalkulation wenn weniger kaufen und wenn die Kosten einen auffressen...:eek:

Jaja, die armen Einzelhändler und die bösen, bösen Kunden, die einfach nicht mehr kaufen wollen... Ich behaupte mal, wenn ein Einzelhändler zumacht liegt das häufig vor allem daran, dass...

- um die Ecke ein anderer Anbieter aufgemacht hat, der vergleichbare Waren anbietet (und vielleicht geschickter vermarktet). Die Verkaufsflächen nehmen zu (von virtuellen Verkaufsflächen im Internet mal ganz zu schweigen), deshalb müssen sich immer mehr Anbieter den Kuchen teilen. Wenn Läden zumachen, liegt das m.E. vor allem daran, dass das Angebot größer ist als die Nachfrage. Die Kunden bleiben ihrem Preis- und Qualitätssegment weitgehend treu und wechseln nur die Bezugsquelle.

- die Kunden durch das Internet nicht nur zu Schnäppchenjägern geworden sind, sondern sich auch besser informieren und kritischer sind. Wenn ich vor 20 Jahren ein Hemd gesucht habe, bin ich zu den 3-4 Einzelhändlern meines Vertrauens gegangen. Einer von denen hat mir dann ein Hemd verkauft. Heute lese ich im Stilmagazin und habe dadurch vielleicht 20 Bezugsquellen auf dem Schirm (trotzdem kaufe ich nur ein Hemd...)

- die Globalisierung trägt natürlich auch ihren Teil dazu bei. Mein nächster Anzug wird wohl aus England kommen, die nächsten Schuhe aus Frankreich, Portugal oder England und die nächsten Socken aus der Türkei. Pech für "made in Germany", dafür verkaufen wir halt Windräder ins Ausland. Jeder das, was er am besten kann.

- Tradition ist eine zweischneidige Angelegenheit. Zwischen "Bewahren von Althergebrachtem" und "Angst vor Veränderung" ist es ein schmaler Grat. Wie vielen deutschen "Traditionsunternehmen" haftet denn nicht auch das Image der Generation 60+ an ?? Nichts gegen diese Generation, aber sie wird eines Tages aussterben (wie wir alle), und ein Unternehmen, das sich nicht verjüngt, wird mit seinen Käufern aussterben.
 
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Jeder sollte danach streben davon wegzukommen, und sich nicht noch beraten wo es noch billiger geht und zweifelhaft hergestellte Waren hoch zu loben UND (darum ging es mir hier) sich bewusst zu werden welche Kosten alles in einem Produkt stecken...:)

Die "zweifelhaft hergestellte Ware" ist das eine und solche sicherlich interessanten Kosten-Aufstellungen sind das andere (hier noch eine leckere pdf-Grafik zum Thema Schokolade).

Ein Schwerpunkt der Betrachtung sollte meiner Meinung nach aber immer auf dem hochwertigen Material und der hochwertigen Verarbeitungsqualität liegen -
diese Aspekte geraten in den vorliegenden "Hausnummern"-Darstellungen (und selbstverständlich auch bei einem Teil der sich stilvoll wähnenden Kunden) oft in den Hintergrund.


Deswegen auch die Anmerkung zum Second Hand, weil dort diverse Posten wegfallen bzw. zur Erläuterung folgendes Beispiel.

Ich könnte ja beispielsweise ein Regent-Sakko bei eBay anbieten,
der Dialektik und der plakativen Schwarz-Weiß-Malerei wegen müsste ich natürlich dazuschreiben :
LUXUS NP: XXXX € !!! BILLIG AB NUR 1 € !!! :D

Besteht dann beim Käufer eine innere Zerrissenheit ? :
"Für das Geld hätte ich mir bei der Online-Maßhemdenverschenkaktion gleich zwei Teile rauslassen können -
Naja, diesmal halt eine Fliege mit zwei Klappen geschlagen..." ;)

Was soll dieses schräge Beispiel sagen ?

Man kann immer vieles relativieren, sollte aber immer auch die Relevanz verdeutlichen.

Das ständige "argumentative Oszillieren" zwischen schwarz und weiß, Billigstproduzent und Luxuslabel, "grauer Masse" und "Stilindividuum", stillosen Dummies und Internet-Stilinisten etc. pp.... dient oft wenig der Konkretisierung oder Standpunktverdeutlichung.
 
Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. In einer freien, marktwirtschaftlich organisierten Gesellschaft entscheidet allein der Kunde über die Menge und das Sortiment der Anbieter. JEDER kann sich heute kostenlos im Internet über alles mögliche informieren, wenn er nur will. Und auch der Kleinverdiener möchte gerne Schuhe und Hosen tragen ohne dafür viel auszugeben. Made in Germany geht dann aber nicht. Soll der also jetzt nur 2 Hosen besitzen? Eine typisch deutsche Haltung. Fragt mal die Älteren (70+) nach den Arbeitsbedingungen in der "guten alten Zeit". Umwelt- und Sicherheitsstandards waren genauso Mangelware wie heute in den sog. Billiglohnländern. Das Bewusstsein war einfach nicht da. Das was wir hier diskutieren, ist die Haltung einer saturierten Gesellschaft, die nicht mehr fragt, wie der heutige Wohlstand in den 50er und 60er Jahren zustande gekommen ist. Mein Vater hat damals mit 14 seine Lehre als Handformer angefangen, das wäre heute am Rande der Kinderarbeit. Alkoholkonsum im erheblichen maß an der Arbeitsstätte war keine Ausnahme, Arbeitsunfälle auch nicht. Ist eben eine Frage der Prioritäten!

Auf meinen Geschäftsreisen nach China habe ich mich mal mit einem Chinesen lang und breit über die so verabscheuungswürdigen Arbeitsbedingungen unterhalten. O-Ton: "So gute Arbeitsbedingungen wie heute haben wir im Kommunismus nie und nimmer gehabt."
Ich hatte übrigens auch die Gelegenheit 2 Bekleidungsfabriken zu besichtigen, die u.a. für Burberry fertigen. Alles deutsche Maschinen, alles sauber, geregelte Pausenzeiten etc. Das wird nicht überall so sein aber die immer wieder gehörten Horrorvorstellungen des deutschen Lehrerehepaares sind sicher auch nicht die Regel.
 
Der Punkt ist halt, dass aus unserem Blickwinkel unzumutbare Arbeitsbedingungen und -entgelte in aktuellen Entwicklungs- und Schwellenländern nur die eine Seite der Medaille sind. Es gab schon mal Zeiten, als mechanische Uhren unter merkwürdigen Arbeitsbedingungen wie z.B. Bergbauern-Heimarbeit nach Stückvergütung im Billiglohnland Schweiz hergestellt wurden, dort mit Sicherheit u.a. auch von Kinderhand. Arbeit dieser Art ist aus unserer Sicht zu Recht bedenklich, aber es ist gleichzeitig in einem größeren zeitlichen Zusammenhang auch die einzige erwiesenermaßen wirksame Form von Entwicklungshilfe, die wir bisher entdeckt haben. Wenn man das verteufelt und verhindern will, ist man unterschwellig auch für die Zementierung des Status Quo im eigenen Interesse, weil den Arbeitnehmern in Entwicklungsländern so jede Möglichkeit genommen wird, aus eigener Kraft an die Fleischtöpfe zu kommen. Die Frage dabei ist, was unter'm Strich hinsichtlich der Bemühung hin zu menschlicheren Lebensbedingungen für diese Arbeitnehmer und ihre Familien die bessere Wahl ist. Die Welt ist eben nicht nur schwarz und weiß.

Und um noch mal zum Ausgangspunkt zu kommen: Natürlich ist ein Produkt nicht nur nach seinen Stückkosten der reinen Produktion zu bewerten, da spielen viele andere Kostenfaktoren mit hinein. Wenn man aber in der Zahl der Zwischenhändler und -produzenten den Hauptgrund für einen hohen Preis sieht, hat man vielleicht auch nur eine unzureichend optimierte vertikale Integration des Produktions- und Distributionsprozesses, die man verbessern sollte. Wer dort weniger Zwischenschritte hat, kann auch ohne Qualitätseinbußen billiger sein (oder höhere Margen realisieren). Dass das möglich ist, zeigen gerade auch bei der Bekleidungsindustrie viele Beispiele in allen Preislagen.
 
es gibt aber Waren, die dürfte es so nicht geben. Da diese in aller Regel auch noch günstig sind, greifen viele zu.:(

Huh? Welche Waren dürfte es denn wie nicht geben?

daher ist Transparenz wichtig! (auch wenn es langsam langweilt das ich das immer sage:D)

Es geht nicht direkt um die Qualität, da muss es alles geben - von schlecht bis gut - von billig bis teuer.....
nur sollte jeder wissen wie und wo es hergestellt wird...dann kann jeder für sich selbst entscheiden...

Das klingt jetzt vielleicht hart, aber: Du redest hier in einem Borderline-Gewerkschaftsjargon über Dinge, bei denen ich mir manchmal nicht ganz sicher bin, ob Du sie überhaupt verstehst...

Es hat glaube ich zu keinem Zeitpunkt in der Menschheitsgeschichte so viel Transparenz geherrscht wie heute. Das Internet demokratisiert alles und jeder hat heute Zugang zum Internet, manche sogar mobil :)
Also von welcher Art Transparenz sprichst Du, die angeblich nicht gegeben ist?
 
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