Man weiß nichts über Langzeitschäden, richtig.
Bisher kann aber davon ausgegangen werden, dass es für die allermeisten harmlos verläuft.
Eine Politik darauf auszulegen, dass man ja nie weiß und vielleicht in 10 Jahren Langzeitschäden auftreten, für die es, wie erwähnt keinerlei Anhaltspunkte gibt (schwerwiegende Fälle ausgenommen, dieses Risiko ist leider ein Lebensrisiko, wie Influenza, Zeckenbiss o.ä, welche Langzeitschäden auslösen können), riskiert, dass die Akzeptanz der Bevölkerung so gering ist, dass politische Verschiebungen auftreten, welche sogar das hier und jetzt gefährliche Dasein des Virus leugnen, und somit weitaus schädlicher für die Gesundheit ist. Somit mag dein Argument schlüssig sein, es ist aber eine Utopie.
Menschen für unbestimmte Zeit quasi einsperren war noch nie eine gute Idee, auch nicht mit dem nobelsten Motiv, sie vor Krankheiten zu schützen. So tarieren wir als Gesellschaft gerade aus, was wir für akzeptabel halten, und ab wann nicht. Das wird im Winter spannend, wenn die Zahlen weiter steigen und Todesfälle zunehmen.
Ein Hinweis sei aber erlaubt, dass die Zahlen mit jenen aus April / Mai überhaupt nicht vergleichbar sind. Trotzdem werden wir erstmal wieder hysterische Schlagzeilen und Forderungen erleben, da die Zahlen irgendwann die Zahlen aus dem Frühjahr übersteigen werden, "es aber plötzlich ok ist auf den Weihnachtsmarkt zu gehen, während woanders Leute um ihr Leben kämpfen".
Dass es für die meisten harmlos verläuft, logisch. Aber man weiß _nichts_ zu tatsächlichen Prozentzahlen und Verläufen, weil es zu neu ist.
Der Vergleich mit Influenza oder Zeckenbiss offenbart ein gründliches Unverständnis der verschiedenen Infektionen oder möchtest Du die Meinung in bestimmte Richtungen drücken?
Das "Einsperren" haben wir übrigens dem Virus, China, Idioten, Massenhochzeitlern, Leugnern zu verdanken. Du kannst gerne rumheulen aber beschwer Dich bei denen. Einsperren klingt auch so herrlich emotional dramatisch. 14 Tage zuhaus ist locker überstehbar. Oder ist Dir der Schutz von Schwächeren nicht so wichtig, mhhh? Dann beschwer Dich bei den Pennern, die ihre Füße nicht stillhalten konnten.
Natürlich sind die Zahlen nicht mit April vergleichbar. Müssen sie aber auch nicht sein.
Wenn wir nicht massiv auf die Bremse treten, steigt die Kurve weiter rasant an. Was heute an Infektionen gemeldet wurde, ist vor 14 - 5 Tagen passiert. Da kann man nichts, aber auch gar nichts mehr, dran ändern. Was heute infiziert wurde, zeigt sich erst in 10 bis 21 Tagen im Krankenhaus. Und auch da kann man jetzt nichts mehr dran ändern.
Nimmt man die aktuellen Zahlen, was unabänderlich noch kommen wird, und vergleicht sie mit den zurzeit 3.000 Corona Intensivpatienten: Die heute 3.000 Intensivfälle entstanden, als gerade einmal etwa die Hälfte an Neuinfektionen gemeldet wurde. Die Intensivpatienten werden also ab jetzt noch steigen, unabänderlich.
Wenn die Exponentialkurve weiter nach oben schnellt, ist man binnen kurzer Zeit in einem Bereich, der nicht mehr intensivmedizinisch versorgt werden kann. Und man hat dann nicht mehr die Zeit, zu einem Stichtag Infektionen und die folgenden Einlieferungen ins Krankenhaus zu stoppen. Geht nicht. Da ist immer ein Nachlauf von 10 - 21 Tagen, der in jedem Fall kommen wird.
Um noch mal Deine blödsinnige Analogie zur Influenza zu bemühen. Wenn es in Deutschland richtig schlecht läuft, haben wir saisonal 20.000, 30.000 Grippetote. Frankreich mit seiner niedrigeren Bevölkerungszahl hat aktuell 42.500 Tote - und das Virus ist noch längst nicht fertig. Siehe auch Italien, Frühjahr oder jetzt USA. Da kommt noch einiges hinterher. Rechne das mal auf Deutschland um.