Ich bin hoch erfreut, dass so viele Herren diesen Versuch mit Interesse verfolgen. In gewisser Weise ist das Experiment damit schon gelungen. Denn ich denke, dass jeder von uns – aus der einen oder der anderen Ecke – Misstrauen gegenüber Endverbraucherpreisen und ihrer Zusammensetzung aus Material, Lohn und Mehrwert hegt.
Eine bloße Preisstrategie halte ich nicht nur wirtschaftlich für schädlich, sondern auch rein menschlich für bedenklich!
Guter Punkt. Danke für diesen Aspekt der Diskussion. Sie wissen, was eine Näherin in Bangladesh verdient? Es sind ca. 33 Euro im Monat. Und diese Damen nähen für Adidas, Kik & Co. Ich vermute, der Lohn liegt sogar höher, wenn ein MTM-Anbieter in Bangladesh nähen lassen würde. Ob sie es tun, weiß ich nicht, die wahre Ausbeutung findet aber im Konfektionsbereich statt.
Man könnte sich die Finger wund tippen über dieses Thema, aber ich kann Sie beruhigen, die Verkäuferin machte eine Bemerkung, die sämtliche asiatischen Spekulationen beendet: Der Mann habe seine Werkstatt in einem Keller eines Mehrfamilienhauses. Ich solle mich davon nicht abschrecken lassen.
Es ist schon bemerkenswert wie weit man sinken kann.
Sie sind ein Schelm! Aber einer, der rechnen kann:
Wenn er auf Zack ist, alles fixiert, viel mit der Maschine näht und auf große Anproben mit jeweilen zerlegen des Teils verzichtet dann kann er schon mit 10 Stunden hinkommen. Das wären dann 8,5 Euro die Stunde. Aaaber da sind ja auch die Materialien neben dem Stoff.
- Knöpfe (6 oder 8 für die Ärmel und 2-3 für die Front evtl. auch welche für die Innentaschen) - wenn Naturmaterial und nicht Plastik dann mindestens 3 Euro
- Innenfutter ( auch wenn billigstes Acetat verwendet wird) mindestens 8-10 Euro
- Fixiereinlagen, Schulterpolster etc. - ca. 8 Euro
- Nähfaden und Knopflochfaden - ca. 2-3 Euro
Das sind die wichtigesten Materialien preisgünstigst kalkuliert. Würde ich meine Kriterien nur an die Materialien anlegen dann würden die 85 Euro dafür nicht ausreichen. Also bleibt noch ca. 62 Euro was dann einem Stundenlohn (bei obiger Zeitkalkulation) von 6,20 Euro entspricht.
Dafür kann keiner ernsthaft arbeiten.
Selbst 6,20 € sind mehr als eine Friseuse in Brandenburg bekommt. Aber ich gehe davon aus, dass in dem von ihm genannten Preis keine Materialien enthalten sind. Bleiben wir also bei 8,50 € die Stunde. Schwarz wie die Nacht, auch davon gehe ich aus. Warum also nicht von einer beruflichen Tätigkeit ausgehen?
Nebenbei: Futterstoff für das Sakko habe ich gleich mitgekauft. Viskose natürlich. In Bordeauxrot. Für 10 €. Wie gesagt: Der Stoffgroßhandel ist sehr günstig. Und Knöpfe werde ich auch noch besorgen. Die Entscheidung über solch nicht unwichtigen Details werde ich keinem Anderen überlassen.
Natürlich werde ich ihn am Dienstag fragen, wie er die Einlagen arbeiten wird. Und ich bin auch bereit einen Aufschlag zu akzeptieren, wenn er mir eine aufwändigere Verarbeitung anbietet.
Dabei fällt mir ein, dass mein Änderungsschneider (ludwig, du kennst ihn) auch ausgebildeter Maßschneider ist...vielleicht sollte ich das ebenfalls mal ausprobieren....
(wobei wir hier nicht von 85€ sprechen dürften)...man könnte ja mal mit einer Hose anfangen....hmmm....grübel.....
Dass die Sache so schnell Schule macht, damit hätte ich allerdings nicht gerechnet. Nur zu: Fragen kostet nichts und macht klüger. Und berichten Sie uns bitte davon.