Bekleidung im Home-Office

Sich nicht unter dem eigenen Wert zu kleiden, ist sicherlich leichter dahingesagt als es zu leben. Und natürlich wird solch eine große gesellschaftliche Veränderung mit dem dazugehörigen Humor und Sarkasmus begleitet. Alles völlig normal.

Etwas weh tut es schon, dass so viele (gerade hier!!!!) scheinbar den Anzug und das Hemd als Verkleidung bzw. Mittel zum Zweck oder gar Pflicht tragen.

Fakt ist, Homeoffice und Homeschooling werden ein Thema bleiben und auch im größeren Teilen gelebt werden.

Ich glaube, in drei bis vier Jahren gibt es nicht nur klare Din Vorlagen und klare Regeln (Steuern, Technik, Baubedingt) für Arbeitsplätze zuhause, es wird auch eine Kleidungskultur sich etablieren die sich der auf dem Arbeitsplatz komplett angepasst hat!

Ob dies dann der Nadelstreifen mit Hemd und Krawatte sein wird, oder der Jogginganzug ... das wird man sehen :)
Jedenfalls wird es sich entwickeln und gleich anp
Nööö. Unter Wert kleiden geht für mich persönlich nicht. Selbst in T-Shirt, Freizeithose und Joggingschuhen bin ich noch derselbe. Was andere dann ggf. davon halten, interessiert mich nicht - solange ich nicht mit der Unterhose auf dem Kopf in die Bowleschüssel klettere und ältere Damen niedergehen ;-)..

Feinere Kleidung ist mein persönliches Hobby, dass ich fakultativ auslebe. Nach Lust und Laune. Eine Show oder ein Lebenszweck ist das garantiert nicht. Genau so wenig wie externe Erwartungshaltungen oder ggf. Forendynamik. Die Mechanismen habe ich schon vor Jahren abgelegt.
 
So habe ich das nicht gemeint mit dem Kontext. Ich gebe hier mal ein paar Beispiele für verschiedene Kontexte:
- Arbeit im Büro
- Arbeit auf dem Bau
- Pizza-Restaurant
- "Sterne"-Restaurant
- Mittagessen mit der Familie
- Weihnachtsessen mit der Familie
- Treffen mit Freunden in der Bierkneipe
- Treffen mit Freunden in einer gehobenen Bar etc.

Das sind für mich jeweils andere Situationen, die eine andere Kleiderwahl erlauben. Natürlich kann ich mit der vollen Montur in die Bierkneipe und ich mache das ja auch, wenn ich direkt von der Arbeit komme, aber ich würde mich nicht für das Treffen in diesem Rahmen so anziehen. Das passt für mich nicht, meine Kleidungswahl wäre völlig "out of context".
Ich finde, Du machst Dir einfach zu viele Gedanken. Arbeit auf dem Bau ist halt im Anzug mit Krawatte nicht möglich, weil es nun mal spezielle Arbeitskleidung erfordert. Aber wieso glaubstDu, dass ein preisgünstiges einen Anzug verbietet oder ein teures Restaurant einen solchen erlaubt? Ich kann verraten, dass der Kleidungsstandard im Sternerestaurant durchaus den eines durchschnittlichen Bürotages unterschreiten kann (unglücklicherweise möchte ich hinzufügen ;)).

Ich vermute, Du richtest Dich dabei eher nach der Erwartungshaltung anderer und nicht nachdem, was grundsätzlich machbar und angemessen ist und was nicht. Damit eine bestimmte Kleidung in einer bestimmten urbanen Umgebung angemessen ist, muss es nicht notwendigerweise jeder tragen.

Dazu gibt es sartoriale Kleidung ja in den verschiedensten Formalitätsabstufungen. Ein Donegal-Tweed-Anzug, wie ich ihn neulich trug (s. WTIH), ist für manche Büroanwendungen zu leger und passt ganz sicher nicht in eine gehobene Bar am Abend. Dafür ist er für viele andere Deiner Beispiele vollkommen okay, würde sogar zu einem Waldspaziergang ohne weiteres passen. In jedem Fall reden wir aber über sartoriale Kleidung oder sogar Anzug und Krawatte. Formalitätsabstufungen, wie Du sie beschreibst, sind eine Nebenkategorie, aber keine wirklich entscheidende pro oder contra sartoriale Kleidung.

In meinem Fall ist das keine "Fokussierung", diese Abwägung steht nicht im Zentrum, sie kommt hinzu zum obengenannten "Kontext": Beim Home-Office bewege ich mich nicht vor die Türe, wenn keine Videotelefonate anstehen, dann sieht mich auch keiner von den Kollegen. Der Kontext ist somit grundsätzlich der "Zuhause"-Modus.
Selbstverständlich kann argumentiert werden, dass man doch arbeitet und sich doch gleich wie fürs Büro anziehen könnte. Zuhause fehlt jedoch die Aussenwahrnehmung. Ich habe für mich den Schluss gezogen, dass ich mich fürs Büro auch deshalb formeller anziehe, weil es um eine gewisse Repräsentation geht: mein professionelles Ich, sichtbar für andere.
Gleichzeitig ziehe ich mich ja im auch HO nicht schmuddelig an, meine Selbstachtung muss also nicht leiden. Somit habe ich für meinen Teil auch keinen Einfluss bemerkt, wonach ich mit Sakko konzentrierter oder effizienter arbeite als mit Pullover.

Die Kalkulation hilft dann bei der Abwägung noch zusätzlich.
Wie ich oben ausführte, ist das Homeoffice ein Sonderbereich an der Schnittstelle zwischen öffentlichem und privatem Leben. Ich trage im Homeoffice auch keinen Anzug mit Krawatte, einfach weil ich das gewöhnlich zuhause in meinen privaten vier Wänden auch nicht tue. Den trage ich aber mit Freude, sobald ich das Haus verlasse. Warum? Weil ich es kann. Weil es gut aussieht. Weil ich Freude daran habe. Weil es in einem urbanen Umfeld niemals deplatziert aussehen kann. Weil es immer noch gesellschaftlich übliche Kleidung ist. Weil sich daran niemand stört (warum auch?). Also warum nicht?

Die Frage, die Tittapá schon indirekt angerissen hat, ist natürlich auch: Warum muss man sich neuerdings in einem Forum von Enthusiasten sartorialer Kleidung für das Tragen sartorialer Kleidung entschuldigen? :) Eigentlich sollte man doch erwarten, dass man aktiv nach Gelegenheiten und Anwendungsvorschlägen sucht, wie man solche Kleidung möglichst umfassend ins Leben einbringen kann, und nicht aufwändig beschreibt, wo man das überall zu verhindern sucht. So war auch der Forumsfokus über den Großteil der letzten 12 Jahre.

Klar kann man das. Ich trage ja auch viel geschneiderte Kleidung, freizeitlich jedoch in der Regel auf einem tiefen Formalitätsgrad. Ich sehe da bei einem höhren Formalitätsgrad mit Anzug und Krawatte je nach Kontext einen schmalen Grat zwischen einem gelungenen und einem leicht autistischen Auftritt. Oder gar Cosplay.
Wer definiert das denn? :) Ich finde es völlig in Ordnung, wenn jemand einen Kleidungsstil eines niedrigeren Formalitätsgrads bewusst mehr mag und deshalb mehr anwendet. Das ist selbstbestimmtes Leben, das aber eben auch umgekehrt gilt. Ich habe schon mitbekommen, dass Du Dich mit Anzug und Krawatte diffus unwohl fühlst, weil Du glaubst, das bist nicht Du, es sei denn, eine künstlich von Dir aufgesetzte Situation verbunden mit einem Setup dafür "erlaubter" Kleidung (= Kontext) ermöglicht es Dir. Das finde ich absolut okay, ist aber nur Dein ureigener Weg.

Nehmen wir doch mal unser geschätztes Altmitglied Grimod. Der hat schon vor 10 Jahren hier im Forum kolportiert, dass er üblicherweise in sartorialer Kleidung unterwegs ist. Es gab Fotos von ihm im Solaro-Anzug beim Müllrausbringen (gut, er wird danach noch was anderes darin gemacht haben). ;) Da hat ihm keiner autistisches Cosplay unterstellt, er war und ist im Gegenteil eines der großen Vorbilder dieses Forums. Der Unterschied zu den meisten von uns ist: Er ist offenbar finanziell unabhängig.

Was ist seitdem passiert? Ist das so ein Mittelschicht-Ding, die Angst, etwas gesellschaftlich-sozial verkehrt zu machen, nicht dazu zu gehören, und der unbedingte Wille, mit dem Strom zu schwimmen?
 
Ich finde, Du machst Dir einfach zu viele Gedanken. Arbeit auf dem Bau ist halt im Anzug mit Krawatte nicht möglich, weil es nun mal spezielle Arbeitskleidung erfordert. Aber wieso glaubstDu, dass ein preisgünstiges einen Anzug verbietet oder ein teures Restaurant einen solchen erlaubt? Ich kann verraten, dass der Kleidungsstandard im Sternerestaurant durchaus den eines durchschnittlichen Bürotages unterschreiten kann (unglücklicherweise möchte ich hinzufügen ;)).

Ich vermute, Du richtest Dich dabei eher nach der Erwartungshaltung anderer und nicht nachdem, was grundsätzlich machbar und angemessen ist und was nicht. Damit eine bestimmte Kleidung in einer bestimmten urbanen Umgebung angemessen ist, muss es nicht notwendigerweise jeder tragen.

Dazu gibt es sartoriale Kleidung ja in den verschiedensten Formalitätsabstufungen. Ein Donegal-Tweed-Anzug, wie ich ihn neulich trug (s. WTIH), ist für manche Büroanwendungen zu leger und passt ganz sicher nicht in eine gehobene Bar am Abend. Dafür ist er für viele andere Deiner Beispiele vollkommen okay, würde sogar zu einem Waldspaziergang ohne weiteres passen. In jedem Fall reden wir aber über sartoriale Kleidung oder sogar Anzug und Krawatte. Formalitätsabstufungen, wie Du sie beschreibst, sind eine Nebenkategorie, aber keine wirklich entscheidende pro oder contra sartoriale Kleidung.


Wie ich oben ausführte, ist das Homeoffice ein Sonderbereich an der Schnittstelle zwischen öffentlichem und privatem Leben. Ich trage im Homeoffice auch keinen Anzug mit Krawatte, einfach weil ich das gewöhnlich zuhause in meinen privaten vier Wänden auch nicht tue. Den trage ich aber mit Freude, sobald ich das Haus verlasse. Warum? Weil ich es kann. Weil es gut aussieht. Weil ich Freude daran habe. Weil es in einem urbanen Umfeld niemals deplatziert aussehen kann. Weil es immer noch gesellschaftlich übliche Kleidung ist. Weil sich daran niemand stört (warum auch?). Also warum nicht?

Die Frage, die Tittapá schon indirekt angerissen hat, ist natürlich auch: Warum muss man sich neuerdings in einem Forum von Enthusiasten sartorialer Kleidung für das Tragen sartorialer Kleidung entschuldigen? :) Eigentlich sollte man doch erwarten, dass man aktiv nach Gelegenheiten und Anwendungsvorschlägen sucht, wie man solche Kleidung möglichst umfassend ins Leben einbringen kann, und nicht aufwändig beschreibt, wo man das überall zu verhindern sucht. So war auch der Forumsfokus über den Großteil der letzten 12 Jahre.


Wer definiert das denn? :) Ich finde es völlig in Ordnung, wenn jemand einen Kleidungsstil eines niedrigeren Formalitätsgrads bewusst mehr mag und deshalb mehr anwendet. Das ist selbstbestimmtes Leben, das aber eben auch umgekehrt gilt. Ich habe schon mitbekommen, dass Du Dich mit Anzug und Krawatte diffus unwohl fühlst, weil Du glaubst, das bist nicht Du, es sei denn, eine künstlich von Dir aufgesetzte Situation verbunden mit einem Setup dafür "erlaubter" Kleidung (= Kontext) ermöglicht es Dir. Das finde ich absolut okay, ist aber nur Dein ureigener Weg.

Nehmen wir doch mal unser geschätztes Altmitglied Grimod. Der hat schon vor 10 Jahren hier im Forum kolportiert, dass er üblicherweise in sartorialer Kleidung unterwegs ist. Es gab Fotos von ihm im Solaro-Anzug beim Müllrausbringen (gut, er wird danach noch was anderes darin gemacht haben). ;) Da hat ihm keiner autistisches Cosplay unterstellt, er war und ist im Gegenteil eines der großen Vorbilder dieses Forums. Der Unterschied zu den meisten von uns ist: Er ist offenbar finanziell unabhängig.

Was ist seitdem passiert? Ist das so ein Mittelschicht-Ding, die Angst, etwas gesellschaftlich-sozial verkehrt zu machen, nicht dazu zu gehören, und der unbedingte Wille, mit dem Strom zu schwimmen?
Meine volle Zustimmung zu diesem Beitrag! Nicht derjenige, der sich sartorial kleidet, steht unter Rechtfertigungszwang, sondern allenfalls derjenige, der sich als Mitläufer des Mainstreams geriert und fleißig im Chor mitblökt: „Wir sind alle Individuen.“.
Nur eine kleine Anmerkung am Rande: Ich bin immer noch der Ansicht, daß klassische Sternegastronomie es verdient, im Smoking besucht zu werden. Wenn ich - irgendwann wird es wohl doch wieder möglich sein - wieder das Lafleur in Frankfurt aufsuche, ist das für mich ein Fest, das ich mir nicht allzu oft leisten kann und bei dem ganz große Oper auf dem Teller zelebriert wird (Herrn Kroliks veganes Menü in sieben Gängen befördert einen auf dem direkten Weg ins kulinarische Paradies, kann ich als Fleisch- und Fischesser durchaus bestätigen). Mir ist es dann völlig egal, falls, was aber in einem solchen Restaurant wohl eher selten passieren dürfte, mir jemand ob in meiner Garderobe schiefe Blicke zuwirft.
 
[...] : „Wir sind alle Individuen.“.
Nur eine kleine Anmerkung am Rande: Ich bin immer noch der Ansicht, daß klassische Sternegastronomie es verdient, im Smoking besucht zu werden. [...] Mir ist es dann völlig egal, falls, was aber in einem solchen Restaurant wohl eher selten passieren dürfte, mir jemand ob in meiner Garderobe schiefe Blicke zuwirft.

Ist das nicht auch eine Form sich als Individuum zu (er-)leben ?
 
Der Fehler liegt eigentlich schon in der Fokussierung auf die Kalkulation Aufwand vs. Ertrag. Man hat ein Konto "Öffentliches Standing" und darauf zahlt man u.a. mit Kleidung ein, um einen Status bei anderen zu erreichen. Das habe ich noch nie verstanden, denn da ist natürlich oberflächlich was dran, aber es ist nur die halbe Rechnung aus der falschen passiven Perspektive, nämlich der der anderen. Ich würde sogar behaupten, dass es einem grundsätzlich an Authentizität mangelt, wenn man sich nur für andere anzieht. Diese werden auf einer unterbewussten Ebene zuverlässig den Unterschied merken.

Mit seiner Kleidungswahl gibt man sich eine öffentliche Identität, aber qua eigener bewusster Entscheidung und nicht durch die Entscheidung anderer. Man strahlt damit seine Selbstwahrnehmung und Selbstachtung aus. Kleidung macht was mit einem auf einer unterbewussten Ebene, man agiert in unterschiedlicher Kleidung unbewusst auf unterschiedliche Weise, dazu hat es schon interessante Studien gegeben. Und das wirkt natürlich auch auf andere, selbst wenn man mit ihnen nur ohne Bild telefoniert, in Videokonferenzen ist das noch mal etwas anderes. Ich denke, dass es selbst auf das Verfassen geschäftlicher Korrespondenz inkl. Emails einen unterbewussten Einfluss hat.

Es gibt natürlich Kleidung, die einer Tätigkeit in ihr nicht angemessen ist. Ich springe also nicht im Anzug mit Krawatte in einen Pool, deswegen verzichte ich auch auf einen, wenn ich nur am Poolrand heumlümmele oder am Strand spazieren gehe. ;) Ähnliches gilt für Sport, Bergwanderungen etc. Ich werde auch keine Dachdeckerarbeiten im Anzug mit Krawatte erledigen oder sonstige körperliche Arbeiten. Aber ansonsten kann ich sartoriale Kleidung abgesehen von spezifischer Gesellschaftskleidung immer überall im urbanen Umfeld tragen, gerade auch in den vielfältigen informellen Abstufungen. Auf dem Land mag das schwieriger sein, weil dort landwirtschaftliche Implikationen das allgemeine Formalitätsniveau drücken und damit Unangepasstheit individuell mehr Aufwand erfordert, aber 70% aller Deutschen leben im urbanen Raum, deswegen kann man da auch abstrahieren. Auch vom schnöden Aufwand her ist sartoriale Kleidung keine weitere Zumutung, man trägt ein Hemd, eine Jacke, eine Hose und ein paar Schuhe, anders sind die Kategorien bei "Freizeitkleidung" eben auch nicht.


Aber von all dem ganz abgesehen gibt es beim Homeoffice noch eine ganz andere Komponente, die Richard Sennett in seinem Werk "The Fall of Public Man" ausufernd beschreibt und die ich für viel bedeutsamer halte als irgendwelche willkürlich definierten Kontexte: der Unterschied zwischen öffentlichem und privatem Leben. Sennett kannte, als er das schrieb, noch kein Internet, von daher ging er von einer strikten Trennung aus. Die ist natürlich gerade bei Homeoffice ultimativ nicht mehr gegeben, also muss man dort gerade für sich selbst zu einer Mischform finden, da man einen Teil seines Privaten für die Öffentlichkeit freigibt, gerade auch in Videokonferenzen, es aber trotzdem für seine eigene geistige Gesundheit noch für sich als geschützten privaten Raum kenntlich machen möchte.

Das ist bislang unbekanntes Terrain, das wir da betreten. Ich kann da nur von mir ausgehen: Pyjamas, Jogginghosen, verwaschene T-Shirts sind von der Außendarstellung her eine Zumutung für andere, die sollte man auch nicht freiwillig zeigen. Das gilt übrigens auch für Bildhintergründe, der Berg getragener Schmutzwäsche hat in der Videokonferenz auch nichts zu suchen, das ist genau der Grad an Privatheit, den man anderen nicht aufdrücken darf. Aber nichts spricht in den eigenen vier Wänden (bei Abwesenheit von Hauspersonal, was für die meisten hier vermutlich zutreffen wird, da wäre der private Raum eben nicht mehr wirklich privat) gegen ein Hemd (oder ein Poloshirt), eine Chino (oder eine Jeans) und man erreicht damit für sich genau das Beibehalten einer privaten Atmosphäre und einer vernünftigen Außendarstellung des eigenen Arbeitens aus dem privaten Raum heraus.

Eine Ausnahme sind offizielle Termine. Säße ich z.B. bei der Ministerpräsidentenkonferenz, wäre die Bedeutung der privaten Atmosphäre für mich und die Gesprächspartner zweitrangig, deswegen ist dann ein Anzug mit Krawatte und EST auch völlig angemessen. Solche Termine gibt es im Konzernleben natürlich auch, aber sie sind zumindest für mich eher selten.
In meinem Falle ist es relativ simpel: mir macht es Spass, mich so zu kleiden, wonach mir ist und gleichzeitig mit dem damit erzielten Effekt auch ein wenig zu spielen bzw. davon zu profitieren - viele rechnen nämlich mit einem selbstgefälligen Gockel und sind positiv überrascht, es mit einem ziemlich umgänglichen, unprätentiösen Typ zu tun zu kriegen, wenn es sich ergibt.
 
In meinem Falle ist es relativ simpel: mir macht es Spass, mich so zu kleiden, wonach mir ist und gleichzeitig mit dem damit erzielten Effekt auch ein wenig zu spielen bzw. davon zu profitieren - viele rechnen nämlich mit einem selbstgefälligen Gockel und sind positiv überrascht, es mit einem ziemlich umgänglichen, unprätentiösen Typ zu tun zu kriegen, wenn es sich ergibt.
Wann läuft doch viel mehr Gefahr zu verlieren, nämlich dass Menschen einen erst gar nicht ansprechen. Von daher ist das ein Spiel mit dem Feuer.

und es bleibt natürlich die generelle Frage, ob sich von der Kleidung einfach so auf den Charakter schließen lässt.
 
Meine volle Zustimmung zu diesem Beitrag! Nicht derjenige, der sich sartorial kleidet, steht unter Rechtfertigungszwang, sondern allenfalls derjenige, der sich als Mitläufer des Mainstreams geriert und fleißig im Chor mitblökt: „Wir sind alle Individuen.“.
Nur eine kleine Anmerkung am Rande: Ich bin immer noch der Ansicht, daß klassische Sternegastronomie es verdient, im Smoking besucht zu werden. Wenn ich - irgendwann wird es wohl doch wieder möglich sein - wieder das Lafleur in Frankfurt aufsuche, ist das für mich ein Fest, das ich mir nicht allzu oft leisten kann und bei dem ganz große Oper auf dem Teller zelebriert wird (Herrn Kroliks veganes Menü in sieben Gängen befördert einen auf dem direkten Weg ins kulinarische Paradies, kann ich als Fleisch- und Fischesser durchaus bestätigen). Mir ist es dann völlig egal, falls, was aber in einem solchen Restaurant wohl eher selten passieren dürfte, mir jemand ob in meiner Garderobe schiefe Blicke zuwirft.
Mh. Also die schönsten Gastronomie Momente gabs für mich in einem knapp unter 1 Sterne Restaurant in Blankenberge. Da passte einfach alles, komplett verrückt. Tagsüber bei ziemlich niedrigen Temperaturen ging es bei Sonnenschein zu netten Jugendstilgebäuden. Etwas frisch machen aber komplett zwanglos im Pullover in den Gastraum. Dort war es nicht übertrieben aufgedonnert. Jedoch waren eine blitzschnelle und supernette Bedienung, eine überraschend gute Weinauswahl eine feine Basis. Kein Schickimicki aber die zauberten richtig mit seeehr brauchbaren Produkten bis hin zu passenden Gläsern für die Weine - die tauchten ruckzuck auf. Mit anderen Worten standen in einer sehr angenehmen Atmosphäre mit ganz normalen anderen Genießern sehr leckere Sachen bereit.

Die Damenbegleitung war ebenfalls extrem angetan von meiner Auswahl und die gesamte Unterhaltung war einfach nur super. Von Shakespeare bis Airshow. Auch mit Lachen zwischendurch. Als die frische, perfekt gegarte, fein zubereitete Scholle für Madame kam, hatte sie ein großes Fragezeichen auf der Stirn. Andere Gäste, kulinarisch durchaus erfahren mit diversem Meeresgetier und dem passenden Werkzeug, gingen "klassisch" vor. Ich erlaubte mir, kurz und freundlich den Wirt auf flämisch hinzuweisen, dass kein Notfall vorliegt, begab mich hinter die Dame und zerlegte die Scholle über ihre Schulter greifend. Die anderen Gäste guckten auf, lachten und machten die Technik sofort nach. Man kam bestens ins Gespräch. Wie gesagt, knapp unter 1* aber total normal. Dorthin kamen wohlgemerkt Menschen aus Brüssel am Wochenende hin, um an der See gut zu speisen.

Dann raus, Spaziergang. Es war ziemlich kalt aber völlig unwissend stolperten wir in irgendeine öffentliche Feier mit einem guten Feuerwerk am Strand. Wegen der niedrigen Temperaturen mussten wir beide leider gründlich Frostschutzmittel nachfüllen, das zudem auch noch gut schmeckte. Den abschließenden Gang auf die Pier erledigte Madame dank Stöckelschuhen und dazu völlig inkompatiblen Holzbohlen auf Strumpfhose.

Das breite Grinsen hätte man bei uns nicht mal mit dem Hammer rausbekommen.
 
Mh. Also die schönsten Gastronomie Momente gabs für mich in einem knapp unter 1 Sterne Restaurant in Blankenberge. Da passte einfach alles, komplett verrückt. Tagsüber bei ziemlich niedrigen Temperaturen ging es bei Sonnenschein zu netten Jugendstilgebäuden. Etwas frisch machen aber komplett zwanglos im Pullover in den Gastraum. Dort war es nicht übertrieben aufgedonnert. Jedoch waren eine blitzschnelle und supernette Bedienung, eine überraschend gute Weinauswahl eine feine Basis. Kein Schickimicki aber die zauberten richtig mit seeehr brauchbaren Produkten bis hin zu passenden Gläsern für die Weine - die tauchten ruckzuck auf. Mit anderen Worten standen in einer sehr angenehmen Atmosphäre mit ganz normalen anderen Genießern sehr leckere Sachen bereit.

Die Damenbegleitung war ebenfalls extrem angetan von meiner Auswahl und die gesamte Unterhaltung war einfach nur super. Von Shakespeare bis Airshow. Auch mit Lachen zwischendurch. Als die frische, perfekt gegarte, fein zubereitete Scholle für Madame kam, hatte sie ein großes Fragezeichen auf der Stirn. Andere Gäste, kulinarisch durchaus erfahren mit diversem Meeresgetier und dem passenden Werkzeug, gingen "klassisch" vor. Ich erlaubte mir, kurz und freundlich den Wirt auf flämisch hinzuweisen, dass kein Notfall vorliegt, begab mich hinter die Dame und zerlegte die Scholle über ihre Schulter greifend. Die anderen Gäste guckten auf, lachten und machten die Technik sofort nach. Man kam bestens ins Gespräch. Wie gesagt, knapp unter 1* aber total normal. Dorthin kamen wohlgemerkt Menschen aus Brüssel am Wochenende hin, um an der See gut zu speisen.

Dann raus, Spaziergang. Es war ziemlich kalt aber völlig unwissend stolperten wir in irgendeine öffentliche Feier mit einem guten Feuerwerk am Strand. Wegen der niedrigen Temperaturen mussten wir beide leider gründlich Frostschutzmittel nachfüllen, das zudem auch noch gut schmeckte. Den abschließenden Gang auf die Pier erledigte Madame dank Stöckelschuhen und dazu völlig inkompatiblen Holzbohlen auf Strumpfhose.

Das breite Grinsen hätte man bei uns nicht mal mit dem Hammer rausbekommen.
Mir erschließt sich der Zusammenhang dieser Geschichte zur Frage der Bekleidung (im Sternerestaurant/im HO) nicht wirklich.
 
Mh. Also die schönsten Gastronomie Momente gabs für mich in einem knapp unter 1 Sterne Restaurant in Blankenberge. Da passte einfach alles, komplett verrückt. Tagsüber bei ziemlich niedrigen Temperaturen ging es bei Sonnenschein zu netten Jugendstilgebäuden. Etwas frisch machen aber komplett zwanglos im Pullover in den Gastraum. Dort war es nicht übertrieben aufgedonnert. Jedoch waren eine blitzschnelle und supernette Bedienung, eine überraschend gute Weinauswahl eine feine Basis. Kein Schickimicki aber die zauberten richtig mit seeehr brauchbaren Produkten bis hin zu passenden Gläsern für die Weine - die tauchten ruckzuck auf. Mit anderen Worten standen in einer sehr angenehmen Atmosphäre mit ganz normalen anderen Genießern sehr leckere Sachen bereit.

Die Damenbegleitung war ebenfalls extrem angetan von meiner Auswahl und die gesamte Unterhaltung war einfach nur super. Von Shakespeare bis Airshow. Auch mit Lachen zwischendurch. Als die frische, perfekt gegarte, fein zubereitete Scholle für Madame kam, hatte sie ein großes Fragezeichen auf der Stirn. Andere Gäste, kulinarisch durchaus erfahren mit diversem Meeresgetier und dem passenden Werkzeug, gingen "klassisch" vor. Ich erlaubte mir, kurz und freundlich den Wirt auf flämisch hinzuweisen, dass kein Notfall vorliegt, begab mich hinter die Dame und zerlegte die Scholle über ihre Schulter greifend. Die anderen Gäste guckten auf, lachten und machten die Technik sofort nach. Man kam bestens ins Gespräch. Wie gesagt, knapp unter 1* aber total normal. Dorthin kamen wohlgemerkt Menschen aus Brüssel am Wochenende hin, um an der See gut zu speisen.

Dann raus, Spaziergang. Es war ziemlich kalt aber völlig unwissend stolperten wir in irgendeine öffentliche Feier mit einem guten Feuerwerk am Strand. Wegen der niedrigen Temperaturen mussten wir beide leider gründlich Frostschutzmittel nachfüllen, das zudem auch noch gut schmeckte. Den abschließenden Gang auf die Pier erledigte Madame dank Stöckelschuhen und dazu völlig inkompatiblen Holzbohlen auf Strumpfhose.

Das breite Grinsen hätte man bei uns nicht mal mit dem Hammer rausbekommen.
Ein grandioses Erlebnis, lebendig dargestellt. Neidlose Anerkennung! Im Lafleur ist übrigens nichts aufgedonnert, sondern gänzlich unprätentiös und entspannt. Einfach pure Konzentration auf das Wesentliche, nämlich das kulinarische Feuerwerk. Ich habe bisher nur ein vergleichbares Erlebnis gehabt, und zwar bei einem Kaiseki-Menü im Kikunoi in Kyoto. Dort wäre man in Kombination eindeutig underdressed gewesen - andere län, andere Dresscodes.
 
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