Anzug für den Abitur-Abschlussball

Da liegen wir gar nicht weit auseinander. Leider verfehlt das aber den Punkt der bzw. meiner Kritik.

Ich habe nicht einen x-beliebigen Abiturienten dafür kritisiert, dass sein Auftritt in meinen Augen nicht angemessen ist, sondern die Autorin des Artikels, die als "Expertin" auf dem Gebiet der Herrenmode bestenfalls seltsame Tipps gibt. Der mitunter ahnungslose Leser greift diese dann, vermutlich in der Annahme, dass sie Zeichen "guten Geschmacks" (natürlich, auch darüber lässt sich nun diskutieren) sind, auf. Ein mögliches Resultat ist dann, dass Peter Müller zu seinem Abiball, angeregt durch diesen tollen Artikel, mit einem weißen Anzug kommt, weil dieser ja bei entsprechender Hautfarbe durchaus empfehlenswert sei.

Es ist nun jedem selbst überlassen, was er davon hält. Ich finde es nicht gut.
 
Ein mögliches Resultat ist dann, dass Peter Müller zu seinem Abiball, angeregt durch diesen tollen Artikel, mit einem weißen Anzug kommt, weil dieser ja bei entsprechender Hautfarbe durchaus empfehlenswert sei.

Es ist nun jedem selbst überlassen, was er davon hält. Ich finde es nicht gut.

Eben. Ich finde es auch nicht gut. Entscheidend ist aber nicht deine oder meine Meinung, sondern was Peter Müller selbst gut findet (oder die junge Dame, neben der er am nächsten Morgen gern aufwachen würde). (Ich gehe einfach mal davon aus dass Peter Müller - wenn er denn schon das Abi geschafft hat - wenigstenst ein bisschen nachdenkt, bevor er die Empfehlungen des Artikels 1:1 kopiert)

Und in genau diesen Fragen sind wir hier im Stilmgazin einfach nicht besonders kompetent. Und damit können wir doch gut leben, oder?

Es grüßt
Serge
 
Zuletzt bearbeitet:
Warum sollten die Kenner aus dem Stilmagazin nicht kompetenter sein als eine Kostümbildnerin? Diese hat doch immer einen Show-Effekt im Hinterkopf. Ich denke daß ein klassisches Outfit mit frischem Einschlag, so wie Spoozy es trägt, auch bei sehr jungen Leuten gut ankommen könnte. Es soll ja niemanden Opas alter Anzug untergejubelt werden.

Gruß Change
 
Aber warum wird hier eigentlich von manchen davon ausgegangen, dass Mutti den Abiturenten die Kleidung hinlegt?:confused:

Außerdem muss ich sagen, ich wollte immer schonmal so einen tollen Anzug haben, wie der Papa ihn jeden Tag getragen hat. Also für mich hat der immer eine gewisse Faszination gehabt. Aber ich muss dazu sagen, dass ich als Kind nie gezwungen wurde, einen Anzug anzuziehen, ergo hatte ich keinen...:)

Aber bis jetzt ist anscheinend noch niemanden die "Retro-Fliege" aufgefallen. :eek: Ist beim klassischen Outfit eine der Bildunterschriften..
 
Aua!!

Nein, ich rege mich jetzt nicht über den Artikel auf, sondern über diejenigen werten Stilmagazin-Schreiber, die sich auf die Priorität ihrer stilistischen Ansichten mehr zugute halten, als hierzu Anlass besteht...

1. Wenn ein 19jähriger junger Mann sich für einen festlichen Anlass einkleidet, will er in der Regel vor allem eines: deutlich anders aussehen als Papa, wenn der abends aus der Bank oder aus der Oper kommt. Das war bei mir damals so, das ist heute noch so und das ist auch gut so!

2. (Fast) jeder orientiert sich an stilistischen Vorbildern, in der Regel aus den Medien. Für einen Schüler liegt Jan Delay da sicher näher als Theo Koll. So what?

3. Klassische Kleidung ist in unserer Zeit EIN Statement unter vielen. Ich selbst finde dieses Statement gut (sonst wäre ich nicht hier), aber das gibt mir nicht das Recht, andere Ansichten herabzuwürdigen. Im Gegenteil: Stil zeigt sich auch im Respekt vor Andersdenkenden!

4. Parlons du fric: Es soll durchaus Abiturienten geben, die für einen 99€-Anzug SPAREN müssen. Vor denen habe ich mehr Hochachtung als vor jenen, die im Vollmaß-Smoking – sponsored by Daddy – auflaufen.

5. Wenn der Artikel, der hier so beschimpft wird, erreicht, dass sich ein paar junge Männer überlegen, was sie SELBST anziehen wollen, sich aufmachen, ein paar Geschäfte abklappern, vielleicht noch mal im Internet gucken und sich letztendlich eine eigene Meinung bilden, ist für die Kleidungskultur in Deutschland sicher mehr erreicht als wenn sie das anziehen, was Mutti ihnen rausgelegt oder Papi ihnen empfohlen hat.

In diesem Sinne: klares "Daumen hoch" für den Artikel!

Es grüßt
Serge


Ich würde das nicht pauschalisieren. Ich glaube, viele junge Männer wären froh, in der heutigen Zeit, von Haus aus an die klassische Herrengarderobe herangeführt zu werden. Die hier im Forum immer wieder kehrenden Fragen nach dem ersten Anzug oder der passenden Garderobe zum Anlass XYZ belegen dies meiner Meinung nach recht gut.

Ich denke, junge Männer wissen sehr gut was sie selbst anziehen wollen. Gerade im Alltag begegnen mir regelmäßig gut gekleidete Männer fernab der klassischen Herrengarderobe, denen ich still zu ihrer persönlichen Interpretation von Stil gratuliere. Jedoch ging es im dem Artikel um einen Abiturball. Eine Veranstaltung, die ich der klassischen Garderobe zuordnen würde. Hut, Hemd aus der Hose und Krawatte auf halb zwölf würde ich als sehr unpassend für eine solche Veranstaltung erachten. Von den anderen Fantasieuniformen und Empfehlungen in dem Artikel abgesehen.

Ich finde, hier wurde die Gelegenheit verpasst, jungen Männern ein gewisses Basiswissen im Bereich der klassichen Herrengarderobe mit auf den Weg zu geben, die man ggf. auch für den nahenden Berufseinstieg hätte nutzen können.

Beste Grüße,
Ash
 
Ich bin mit meinen 68 Jahren in Euren Augen zwar ein alter Sack, dafür kann ich auf ein paar Jährchen Lebenserfahrung zurückblicken. Mitunter hilft das einigen jungen Leuten, aber es gibt immer wieder welche, die Amerika neu entdecken wollen (einschließlich der Kämpfe mit den Ureinwohnern).

Meinen ersten Anzug habe ich mit 14 Jahren zur Konfirmation getragen. Es hat mich damals nicht die Bohne interessiert, wie was und wo man sowas anzieht. Es musste eben so sein, basta. Betrachte ich das gemeinsame Foto mit Pastor vor der Kirche, so stelle ich fest, dass ausnahmslos alle Jungs einen Anzug trugen. Im Jahr 1956 war das wie heute ein erheblicher Aufwand für die Eltern.

Die nächste Gelegenheit soetwas zu tragen ist der Abschlußball im Tanzkursus, gefolgt von Abi-Abschluß, bei einigen dann Vorstellungsgespräche etc..

Für einen klassischen dunkelblauen Anzug gibt es also genug Einsatzmöglichkeiten. Ein junger Mensch, dessen Eltern (oder er selbst) nicht die unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten hat/haben, tut gut daran, seinen Financier zu konsultieren und sich nicht auf abenteuerliche Vorschläge solcher Modeexperten zu verlassen. Modedesign hat hier nichts zu suchen!

Ein Smoking zum Abschlußball ist vielleicht überzogen, aber alle im Artikel vorgestellten outfits sind für mich ein no go.
Sollten sich die drei in diesen Klamotten um eine Stelle bewerben, so haben sie eher keine Chance, auch nicht der Bestattungsunternehmer im Großen Schwarzen mit Schleife.

Und spätestens dann fragt man wieder hier im Forum nach dem "Anzug für das Vorstellungsgespräch".

utala

PS
unsere Feier zum 50-jährigen Schulabschluß fiel ganz zufällig mit mit einem Abi-Abschlußball zusammen. Erfreulich gut gekleidet waren die jungen Leute, und sie fühlten sich sichtlich wohl - trotz Anzug.
 
Den Teil in Fett verstehe ich jetzt nicht, was spricht gegen eine Panama etc.?

Der Hut aus der Aufzählung bezog sich auf das modische Statement im von Utala verlinkten Artikel.

Einen Panama erachte ich in diesem Zusammenhang jedoch auch nicht als die passendste Kopfbedeckung. Meiner Meinung ist er ein reiner Sommerhut. Einhergehend mit der entsprechenden Sonneneinstrahlung und damit verbundenen Temperaturen. Hier zeichnet ihn seine Lichtdichtigkeit und das geringe Gewicht aus. Aber ob Tweedmütze, Melone oder Zylinder über Geschmack und Stil lässt sich hier ja bekanntlich gerne streiten. ;)

Beste Grüße,
Ash
 
Hut zum Abi-Ball? Bitte klärt mich auf. Ich bin kein Hutträger, aber davon mal abgesehen finde ich einen Hut zum Abi-Ball (unabhängig davon, ob in einem geschlossenen Raum oder in einem Garten) eher unpassend. Ich sehe einen Hut eher als Kopfbedeckung für die Straße. Oder liege ich da falsch?
 
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