Wohin geht der Mode-Trend?

ich sehe es so, dass die entwicklung in der herrenmode ganz schleichend in richtung gentleman geht. das wird sicherlich noch jahre dauern, aber gewisse anzeichen sind schon länger erkennbar:

- überraschend viel eleganz auf der bread&butter 2009
- überraschend viel eleganz bei jungen männern in metropolen
- edle "discount-marken" à la COS liegen im trend
- h&m und zara rüsten im krawatten- und accesoiresegment auf (sogar in kleineren städten bieten sie mittlerweile einstecktücher, manchmal sogar krawattenschals oder ähnliche hybride an)

letztlich sprechen die einschlägigen blogs bände. selbst ein casual outfit beinhaltet dort meistens gute lederschuhe und feinere knitwear.

gleichzeitig gibt es selbstverständlich eine entwicklung hin zur extremen streetwear. wer das nicht glaubt, darf gerne einmal nach berlin-mitte reisen. aber die zielgruppe dafür wird immer jünger und jünger. und wen wird im nächsten jahr noch interessieren, was heute irgendein magersüchtiger dreizehnjähriger auf lookbook.nu postet?
 
Zuletzt bearbeitet:
wie überall in der Gesellschaft sehe ich in erster Linie eines:

einen Trend zur Polarisierung - die Schere geht immer weiter auseinander.
Um es profan auszudrücken:
Die Schicken werden immer schicker und die Prolls immer prolliger.

- Auf der einen Seite tragen deutlich mehr Leute Doppelmanschetten und Einstecktücher als vor 20 Jahren, gerade im Business.
Auch die hochwertige bis sehr teure Uhr hat an Bedeutung gewonnen in dieser Zeit.
- Auf der anderen seite sah man noch nie so viele mit Tattoos am Hals oder den kompletten Arm runter, also nicht mehr verdeckbar, das ganze Gesicht voll Piericings usw.
 
Siehst du die Welt schwarz-weiß? Schick <-> Prolls?

Wer bitte gehört zu welcher der beiden Klassen?

Ist das denn SO schwer zu verstehen ?

Ich schrieb:
wie überall in der Gesellschaft sehe ich in erster Linie eines:

einen Trend zur Polarisierung - die Schere geht immer weiter auseinander.



Geht durch alle Bereiche:
- gutbürgerliche Restaurants werden immer weniger,m dafür immer mehr Fastfoodbuden und immer abgehobenere Haute Cuisine, ich sag nur Molekularküche.
- klassische tradtionsreiche Mittelmarken wie Opel oder Ford haben es immer schwerer gehen Discountanbieter einerseits und Premiumanbieter andererseits.

In betriebswirtschaftlichen Lehrbücher heisst diese Entwicklung wenn ich mich richtig erinnere:
"Preis-/Mengenstrategie und Premiumstrategie"
 
Der 'Trend' geht zu einer immer höheren Individualisierung und damit zu einer noch stärker zersplitterten Modelandschaft. Wirklich nachhaltige, auf breiter Basis wirkende Trends gibt es immer weniger. Die Subkulturen, die solche Trends 'von unten' in die Gesellschaft (und damit auch Modewelt) transportieren scheinen zudem immer weniger Anziehungskraft zu haben, auch hier der Trend zur Zersplitterung und Individualisierung. Everything goes, quasi.

Wahrscheinlich wird der einzige nachhaltige 'Trend' in Deutschland auf absehbare Zeit die Funktionskleidung sein. Volle Bergsteigermontur in Berlin-Mitte - man muss ja für jeden Fall gerüstet sein!
 
Der Trend wird leider von der Masse bestimmt. Maßkleidung ist ein Extrem, genauso geht es natürlich auch in die andere Richtung...aber fragt bitte nicht wo das andere Extrem liegt, denn bekanntlich ist Niveau bodenlos.

Zur Einschätzung der Masse in D kann ich nur sagen:
Ich sehe den Durchschnittskäufer bestenfalls genauso "gut" gekleidet wie im Moment, Tendenz fallend, da ein großer Teil der Mittelschicht zu Einsparung gezwungen ist, wird das die Bekleidungsausgaben zunehmend treffen.

Der generelle Trend in den letzten Jahren war meiner Ansicht nach von einer Spreizung betroffen: Supermarkt und C&A hier (billig, viel, Qualität?), Maßkonfektion und Spezialitätengeschäft da.

Das ist allerdings höchst subjektiv. Ich bin sozusagen die Insel der Seeligen gewöhnt (München).

@Gast
Meine Schlußfolgerung wäre Streetwear macht den Trend aus.
Der Gruppe derer, die jetzt schon Interesse an Mode haben und eventuell Richtung Maßkleidung tendieren wird es jedoch immer Qualitativ hochwertiger, dort werden zunehmend mehr Informationen ausgetauscht (wie hier im Forum).
Es bleibt zu hoffen, dass sich das auf die Masse fortsetzt...in meinen Augen eine Hoffnung, mehr nicht!
 
Der Trend geht hin zur Beliebigkeit. Die bereits angesprochene Tendenz zur klassischen Mode bei jungen Leuten ist sozusagen ein Pol in dem großen Feld der Beliebigkeit und seine derzeitige Popularität hat mehrere Gründe:
Auf der einen Seite leben wir in ökonomisch schwierigen, schnelllebigen Zeiten. In solchen Zeiten wollen viele zum Beständigen, Sicheren, scheinbar Zeitlosen zurück.
Dies wird auch von den Medien aufgegriffen, bei Musikern (Rappern in Anzügen, wenn auch sehr bunten Kombinationen, Bands im minimalistisch-"cleanen" Stil mit gedeckten Farben, etc.), im Fernsehen gibt es momentan fast keinen unbedarften Jungmoderator, der sich nicht an Kombinationen aus T-Shirt und zu engem Sakko versucht (oder es vom Stylisten vorgeschrieben bekommt).
Dies beruht alles auf der "revolutionären" Entdeckung, dass klassische Mode nicht so aussehen muss wie bei übergewichtigen Versicherungsvertretern im um zwei Größen zu großen C&A-Anzug. Die klassische Garderobe eignet sich davon abgesehen mit körperbetonten Schnitten viel besser zur zur-Schau-Stellung des Körpers als Baggy-Jeans mit Schlabberpulli und geht daher mit dem Fitness-Trend Hand in Hand.
Sobald aber auch der Letzte ein Einstecktuch besitzt und die Neubelebung der klassischen Mode auf die Spitze getrieben wurde wird ein neuer Trend erscheinen, die klassische Mode wird, jetzt mit neuen Einflüssen des derzeitigen Revivals in der Mode, weiterleben, wenn auch nicht bei H&M und Zara. Diejenigen, die wie in anderen Lebensbereichen meist auch, blind dem Trend folgen werden nie zu Maßkleidung, Maßschuhen oder qualitativ hochwertigen RTW-Stücken finden, schließlich waren dafür ja keine Anzeigen in der GQ geschaltet, und evtl. muss man dann auch noch selbst Entscheidungen bez. des Stils treffen (wie lästig!). Die "High-Fashion"-Labels benutzen die klassiche Mode wie ein Zeichen, welches mit anderen Zeichen wie Armee-Stiefeln usw. kombiniert wird und dadurch eine visuelle und semantische Neukombination entsteht. Die Verarbeitungsqualität ist dabei überhaupt kein Kriterium, es geht nur um die kurzzeitige Wirkung.

Den anderen Pol der Beliebigkeit hat El Jorge genannt, und der Unterschied zwischen diesen wird durch Tendenzen zum jeweiligen Extrem hin immer größer. Beachtlich ist, dass diese Polarisierung an erster Stelle eine geschmackliche ist, da sozioökonomische Faktoren meiner Erfahrung nach nicht zwangsläufig zur Ergreifung eines Stils führen, wie z.B. bei Kindern der Oberschicht, die auch nach der Pubertät ständig gegen ihr Elternhaus rebellieren müssen und dann eben Tätowierungen am Hals dazu wählen, oder bei Leuten aus sozial benachteiligen Schichten, die versuchen ein klassisches, edles Image mit Hilfe von imitierten Prada-Taschen oder extrem auffäligen Plastik-Anzügen zu erzeugen. Nur geht bei beiden Gruppen eben die Tendenz dahin, den jeweiligen Stil bis an die Spitze zu treiben, was El Jorge mit wohl mit der Polarisierung meinte.
 
Besonders extrem wird es, wenn die besagte Polarisierung "Halstattoo vs. teurer Anzug" in einer Person kombiniert wird:

- Bushido, der vor kurzer Zeit die Provokation nicht nur mit den besagten Tattoos an Hals Unterarm usw, sonder vor allem mit kontroversen Liedtexten auf die Spitze getrieben hat, taucht nun immer öfter mit Anzug in Polit-Talkshows auf, wo er dann mit Fremdwörtern um sich wirft und augenscheinlich beweisen will, wie intelligent er trotz seines Rufs ist.

Jetzt könnte man vermuten, der Mann hat sich geändert und weiterentwickelt.

Jedoch sieht man in nach wie vor im Fernsehen, wie er Leute vor seiner Villa anpöbelt und bedroht und dabei natürlich im Hip-Hop-Baggy-Look herumläuft.

Klasische Kleidung ist für viele auch einfach Verkleidung geworden für bestimmte situationen, hierbei denke ich an Leute, die sich im Job ganz ordentlich anziehen und sich privat absolut schlurfig kleiden...
 
- Bushido, der vor kurzer Zeit die Provokation nicht nur mit den besagten Tattoos an Hals Unterarm usw, sonder vor allem mit kontroversen Liedtexten auf die Spitze getrieben hat, taucht nun immer öfter mit Anzug in Polit-Talkshows auf, wo er dann mit Fremdwörtern um sich wirft und augenscheinlich beweisen will, wie intelligent er trotz seines Rufs ist.

Über Verbrecher brauch' man ja nicht unbedingt zu reden...


Ich denke, dass es keine Renaissance der klassischen Herrenmode gibt, nur Verschnitte, wie dies hier schon angedeutet wurde.
Ich glaube, dass die breite Masse in den nächsten Jahren weiterhin Jeans und T-Shirts trägt.

Man kann wirklich kaum daran denken, dass künftig die Maßkleidung bzw. MTM eine marktrelevante Rolle spielt.
 
Ich glaube der Trend geht weg vom Trend! Das bedeutet, dass jeder trägt was er will und Mode- oder Trenderscheinungen immer weniger durchgängig ihre Wirkung entfalten werden.

Beispiel Jeans: In den 80ern gab es die Karottenjeans, ein damals durchgängiger Trend, was anderes gab es kaum. Heute: Bootcut, Boyfriendjeans (Karotte), gerade Form, Skinny, Normalhoch, Hüfthoch, Färbungen aller Art, Destruction etc, etc. Es ist also für jeden was dabei, allerdings nichts was DER Trend wäre.

Beispiel Anzüge: 2-Knopf, 3-Knopf, verkürzte Form, Zweireiher (seit kurzer Zeit wieder), Weste, verschiedene Hosenschnitte. Alles geht, kaum etwas wirkt wie von gestern (außer vielleicht 4-Knopf ;-) ).

Ausdrücklich zustimmen möchte ich der "Mitte stirbt" Meinung. Das lässt sich wirklich allenthalben beobachten.
 
Ein Brancheninsider hat mir erzählt, dass die Leute wieder qualitätsbewußter einkaufen und nicht mehr so stark auf die einschlägig bekannten Labels abfahren, weil sie anscheinend/hoffentlich erkannt haben, wie Qualität aussieht und sich anfühlt sowie den Billigkram aus Fernost oder sonstigen Billiglohnländern ablehnen.
Aber darum geht es mir nicht, sondern um die Frage ob die Menschen sich eher an klassischer Bekleidung oder eher in Richtung Streetwear orientieren.

Stoffhose + Lederschuhe ODER Jeans + Turnschuhe?

Das können wir sicher nicht beantworten. Dazu ist jeder von uns viel zu subjektiv und lässt sich von einer Meinung (gute oder schlechte) zu sehr beeinflussen. Selbst Studien über die Marktentwicklung werden niemals eine eindeutige Trefferquote erzielen. Das heißt, dass wir hier nur spekulieren können.
Wohin also der Modetrend meiner Meinung nach geht, ist ganz klar, nämlich gegen zerfetzte Streetwear, goldene Taucheruhren und den Markenwahnsinn, zu glauben, auf jedem Zentimeter des Körpers mindestens ein "teures" und bekanntes Logo tragen zu müssen. Und weil das alles nicht mit klassischer Herrenmode kombinierbar ist, wird diese auch wieder stark zurückgehen. Ich habe das Glück, auf Grund meines Alters täglich mit Jugendlichen zu tun zu haben und ich daher auch durch Gespräche ganz genau weiß, was diese wollen und bevorzugen (werden). In Richtung Anzug geht das sicherlich nicht.
Was können wir also tun? Am besten den eigenen Stil so stark als nur möglich zu propagieren und so oft und wo man nur kann ihn ausleben und austragen. Sich nicht um den Stil anderer kümmern oder mokieren, denn letztlich haben die "fein" gekleideten Menschen in einer Welt voller Streetwear sowieso den Jolly-Jocker gezogen :)

Liebe Grüße,
Leon
 
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