Wiedersehen in Glashütte

B&M verwendet für praktisch alle modelle ETA kaliber, soweit ich weiß unveredelte (denen einfach eine BM-nummer zugeordnet wird). B&M unterzieht die werke allerdings angeblich - ich habe hier keine verlässliche quelle - vor dem einbau einer sehr genauen kontrolle, sodaß die B&M uhren generell als verlässlich und qualitativ gut gelten (für einen einschaler).

generell denke ich dass man uhren nicht einfach an ihrem werk messen darf.

ich besitze sowohl uhren mit manufakturkaliber (zB eine nomos tangomat) als auch uhren mit ETA-werk (zB eine B&M classima). ich habe mir diese beiden etwa zeitgleich gekauft.

die B&M war ingesamt sogar eine spur teurer (um ca. 150 EUR), aber es war mir trotz des ETA kalibers den preis absolut wert, weil mir das design einfach extrem gut gefallen hat. ich trage auch beide uhren gleich gern, beide habe ihre eigene - und vollkommen unterschiedliche - ästhetik.

hier kommt es nicht auf den tatsächlichen materialwert an. analog dürfte man sonst keine designeranzüge kaufen, weil sie in der regel qualitativ niemals mit maßanzügen mithalten können, sondern zu einem großen teil irgendwo in asien in einer fabrik erzeugt werden, also ihren preis "nicht wert" sind.

nun kann man argumentieren dass eine uhr ja ein gebrauchsgegenstand ist, und ein uhr mit manufakturkaliber in der regel genauer ist als eine mit ETA. wenn man diesen gedanken konsequent weiterverfolgt landet man aber unweigerlich bei funk- oder quarzuhren.
 
Entweder unter 700 Euro bleiben, da kriegt man da diverse Uhrenmarken mit Geschichte und Standard-Technik (Tissot, Seiko,... teilweise sogar Longines, Maurice Lacroix), oder direkt über 4000 Euro, dann gibts Handarbeit mit Manufakturwerken von IWC, Lange&Söhne, Rolex, Breguet,... das ist dann wirklich Oberliga. Da taucht dann sogar Omega mit eigenen Werken auf.

Breguet bspw. hat wirklich extrem gute Customer Reviews bei Amazon für ihre Breguet Classique Complications Tourbillon Messidor bekommen. Einfach mal reinsehen. :cool:


http://www.amazon.com/Breguet-Compl...tBy=bySubmissionDateDescending#R1GZOWW1F76PNA
 
Hallo,

erst einmal wollte ich sagen, dass dieses Forum mich wirklich sehr überzeugt, vor allem in der Themenvielfalt. Ich lese jetzt schon seit mehreren Monaten mit.


In letzter Zeit habe ich mich auch sehr mit dem Thema Uhren beschäftigt.

Da ich selber eine Omega besitze kann ich hier sagen, dass sie bis vor kurzen eigentlich fast nur überarbeitete ETA/Valjoux Kaliber verbaut haben, die dem entsprechend genau geprüft und teilweise überarbeitet werden. Omega möchte allerdings wieder zu den Manufakturen zählen und baut seit circa einem halben Jahr in die neuen Modelle, zb. die vor kurzem vorgestellte neue Planet Ocean mit dem Manufaktur Kaliber 8500, was nichts mehr mit einem ETA Werk zutun hat.

Man muss allerdings auch sagen, dass ein Omega Manufakturkaliber auch nichts mit einem Glashütte Original Manufakturkaliber zutun hat, da Glashütte über 98% der Teile selber fertigt. Von den Schrauben bis zu den Platinen und den Schwanenhalsfeinregulierungen. Diese werden zum Beispiel über eine halbe Stunde lang von einem Mitarbeiter auf Hochglanz gebracht. Der Weckerresonanzring der Terminkalender Serie sogar bis zu 4 Stunden. Ich habe vorletzte Woche eine 2 stündige Führung in Glashütte gemacht und ich muss sagen, dass davon keine Sekunde verschwendet war. Echt beeindruckend.

Da ich vor 2 Monaten zwischen einer IWC Portofino Chronograph und einer Glashütte original Senator Zeigerdatum entscheiden musste, war diese Entscheidung relativ schnell getroffen. IWC ist nicht zu 100% Manufaktur. IWC kauf Valjoux Kaliber und unterzieht diese sowohl Prüfungen, als das auch mehr als die hälfte der Teile durch IWC eigene ersetzt werden. Nur Basisteile wie die Platine sind noch von ETA. Auch die Federgehäuse sind von IWC.

mit dem Materialwert stimme ich dolor völlig zu. Mein Konzessionär wollte mir doch unbedingt erzählen, dass der anstieg des Goldpreises einen anstieg von 10% des Preises bei der Rolex Submariner ausmachen. An einer Rolex sind vielleicht in der einfachen Ausführung 10g Gold. Der Anstieg des Goldpreises rechtfertigt also niemals einen so hohen Anstieg des Preises der gesamten Uhr.
(Rolex hatte bisher 2 Preiserhöhungen dieses Jahr)

Für 2000€ kann man kein Manufakturkaliber erwarten. Ich stimme zu, dass viele Hersteller sich den Namen doch sehr stark bezahlen lassen (IWC, Rolex, Omega), aber wie viele Arbeitsstunden in einer Manufakturuhr drin stecken, ist beachtlich. Für die Montage eines Tourbillon braucht ein Mitarbeiter Bei GO (Und GO hat nur diesen Mitarbeiter, der das Tourbillon überhaupt zusammen setzten kann) 6 Wochen. ein Normales Kaliber dauert je nach Komplikationen 3/4-2 Tage. Auch kann man ein Manufakturkaliber von den Werkdekors nicht mit überarbeiteten ETA Werken vergleichen. Es ist einfach alles viel aufwendiger, viel akkurater. (doppelter Sonnenschliff, gebördelte Kanten, skelettierter Rotor, Streifenschliff, gebläute Schrauben)

Die einzigen Manufakturen, die ich kenne, die unter 4000€ Listenpreis produzieren, sind Nomos und Seiko in der Premium Linie. Und diese sollte man nicht unterschätzen.

Aber ich habe mal eine ernste Frage: Was verbindet Ihr/Sie mit einem "gutem" Automatikwerk? Die Ganggenauikkeit, die technische Durchdachtheit und Präzision oder das Aussehen.

Mit Sicherheit sind die ETA Werke so ganggenau wie ein Lange Manufakturwerk, beide sind Chronometer, allerdings ist der vergleich trotzen wie eine Rolls Royce mit einem Fiat, oder meinetwegen auch VW. Wenn ich mir eine Uhr für 5000 Euro oder mehr kaufen möchte, dann erwarte ich handwerkliche Perfektion, perfekte Liebe zum Detail. Da ist mir doch egal, ob da ein günstiges ETA Werk genauso genau geht. Wem sowas nicht egal ist, sollte sich eine Funkuhr von Tissot Swatch kaufen.


Ich hoffe, dass dieser Post nicht zu durcheinander ist und man ihn gut lesen kann.
 
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Die einzigen Manufakturen, die ich kenne, die unter 4000€ Listenpreis produzieren, sind Nomos und Seiko in der Premium Linie. Und diese sollte man nicht unterschätzen.
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Ich habe Nomos nicht vergessen und auch nicht unterschätzt. Allerdings muss man schon sagen, dass die Nomos Uhren vom Design her sehr einfach gehalten sind. Dabei beziehe ich meine Aussage vor allem auf das Gehäuse und das Ziffernblatt.
 
In vielen Punkten hat "Matthias" zweifelsfrei recht.

Mich stört lediglich, dass in seiner Argumentation das Fabrikat "Glashütte" als einzig probates mit angemessenem Preis-/Leistungsverhältnis dargestellt wird.

Soweit mir bekannt:
a.) verbaut Rolex eigene Werke.
b.) gehört ETA zum Omega-Swatch-Konzern und ist damit für diese Marken im quasi (danke fitzl) im "Manufacturkaliber".
c.) gibt es noch viele weitere Uhrmarken wie z.B. Oris usw. die gute Uhren mit eigenen Kalibern herstellen. Da ist Nomos nicht die einzige Marke am Markt.

Meiner Ansicht nach sollte man auch in der Preislage differenzieren. Echte Tourbillion-Uhren und Standart-Omega/Rolex/IWC sind 2 vollkommen unterschiedliche Paar Schuhe. Ferner gibt es über den Sinn/Unsinn des tragens eines Tourbillions im täglichen Alltag ausreichend zu lesen im Netz. Für mich ist eine Tourbillion-Uhr ein Kunstgegenstand, ähnlich wie ein teueres Gemälde. Das hat mit dem Begriff "Uhr" im eigentlichen Sinne nichts mehr zu tun.

Die japanischen/chinesischen Herstellern sind für mich unrelevant. Wenn ich "Schweizer Emmentaler" essen will, will ich keinen deutschen oder japanischen/chinesischen Käse.

LG
Günter
 
Hallo Guenter,

zu a) Das tut mir leid, dass das so rübergekommen ist. Ich wollte den Begriff nicht nur auf Glashütte beziehen. Die Rolex Kaliber sind alles Manufakturkaliber und die Uhren gefallen mir auch. Ich habe jetzt GO nur als Beispiel herangezogen, was den unterschied zu normalen Kalibern macht.
zu b) Möchte ich eigentlich nicht gelten lassen. Auch wenn Omega zum Swatch Konzern gehört, kann man verlangen, dass bei den teureren Modellen (so ab 3500€) Manufakturkaliber im Inneren ticken. Und in Manufaktur steckt ja auch "Manus Facere" = Hand gemacht/erbaut drin und deshalb möchte ich die ETA Werke nicht dazu zählen, weil da größtenteils alle Arbeitsschritte bis auf das zusammensetzen maschinell geschehen.

zu c) Gebe ich Dir voll und ganz Recht.

Schöner vergleich mit dem Kunstwerk. Auch da stimme ich dir voll und ganz zu. Das hatte ich versucht klar zu machen mit dem Vergleich der Ganggenauigkeit.
 
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